Schweißer mit Schutzmaske, die vor ihn Gasen und Funken schützt.
Beim Schweißen entstehen Gefahrstoffe in Form von Schweißgasen und -rauchen. Die können im schlimmsten Fall sogar Krebs verursachen.

Täglich finden in den Branchen der BG ETEM schweißtechnische Arbeiten statt, sowohl in der Großindustrie als auch in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Das Verfahren kommt vor allem in der Elektroindustrie beim Bau von Schaltschränken, Maschinen und Anlagen zum Einsatz.

Doch dabei ist Vorsicht geboten. Denn beim Schweißen entstehen Gefahrstoffe in Form von Schweißgasen und -rauchen. Das Schweißen von Edelstahl kann krebserzeugende Gefahrstoffe in Form von Nickel- oder Chrom (VI)-Verbindungen freisetzen.

Verschiedene Faktoren ganzheitlich betrachtet

Ein Forschungsprojekt der DGUV hat untersucht, welche Faktoren einen Einfluss auf die Gefahrstoffbelastung eines Schweißers oder einer Schweißerin haben. Dabei wurden drei Schritte systematisch bewertet – von der Emission von Schweißrauchen über die Exposition des Schweißers durch Gefahrstoffe bis hin zu den gesundheitlichen Auswirkungen. Zwei Referenten der BG ETEM aus dem Fachkompetenzcenter Gefahrstoffe haben bei dem Projekt mitgewirkt: Dr. Jonathan Bechem, Experte für Erfassungs- und Absaugtechnik, sowie Matthias Plog, Experte für den sicheren Umgang mit Metallen. Plog erklärt, warum das Forschungsprojekt die verschiedenen Faktoren ganzheitlich betrachtet hat, um die Expositionen beim Schweißen zu senken: „Der bisherige Blick auf die Expositionssenkung beim Schweißen hat sich primär auf die Absaugung sowie auf die Persönliche Schutzausrüstung gerichtet. Auch wenn diese einen großen Beitrag zur Senkung der Belastung leisten, reichen sie allein nicht aus.“ Eine ganzheitliche Betrachtung – von den verwendeten Materialien über die Arbeitsbedingungen bis hin zu der Zusammenstellung den Schutzgases und der Schweißzusatzwerkstoffe – sei daher notwendig. Das Projekt hat sich aufgrund seiner großen Verbreitung zwar auf das Metall-Schutzgasschweißen (MIG/MAG) konzentriert, die Ergebnisse lassen sich allerdings auch auf andere Schweißverfahren übertragen. Das gilt besonders für die Herangehensweise zur Schweißrauchminderung.


„Eine gut ausgelegte und genutzte Absaugetechnik liefert weiterhin einen wichtigen und wesentlichen Beitrag zum Arbeitsschutz.“ 

Dr. Jonathan Bechem
Referent Fachkompetenzcenter Gefahrstoffe

Alle Einflussfaktoren berücksichtigen

Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Forschungsvorhabens ist, dass eine einzelne Maßnahme zur Expositionsminimierung von Schweißrauchen allein nicht ausreicht. Es ist eine ganzheitliche Betrachtung der Situation notwendig, die alle Einflussfaktoren berücksichtigt, um die Exposition der Beschäftigten ausreichend zu minimierenWie man dies umsetzen kann, fasst die DGUV Information 209-096 – „Schweißrauchminderung im Betrieb“ zusammen. Sie ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts und hilft Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern dabei, Schweißarbeitsplätze systematisch zu bewerten und alle Parameter zu identifizieren, die einen Einfluss auf die Belastung von Beschäftigten haben. Neben dem Schweißer oder der Schweißerin kann das auch die sogenannten Bystander betreffen, also alle Personen, die potenziell Schweißrauchen ausgesetzt sein können, ohne selber zu schweißen. Dies betrifft vor allem Beschäftigte an benachbarten Arbeitsplätzen.


„Die Absaugung sowie die Persönliche Schutzaus- rüstung leisten einen großen Beitrag zur Senkung der Belastung, reichen allein aber nicht aus.“

Matthias Plog
Referent Fachkompetenzcenter Gefahrstoffe

Die Gefährdung minimieren

Nach der Identifizierung der Einflussparameter zeigt die DGUV Information Wege und Maßnahmen auf, um die Gefährdung und Belastung von schweißenden Personen und anderen Beschäftigten im Gefahrenbereich zu minimieren. Das geschieht mithilfe eines Schweißrauchminderungsprogramms, das die notwendigen Schritte zur Beurteilung und Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an Schweißarbeitsplätzen beschreibt. „Die Systematik des Schweißrauchminderungsprogramms sowie das in der DGUV Information enthaltene Beispiel erlauben es der verantwortlichen Führungskraft systematisch und schrittweise das komplexe Problem der Schweißrauchminderung anzugehen“, erklärt BG ETEM-Experte Plog. Das Programm startet damit, die aktuelle Situation am Schweißarbeitsplatz zu beschreiben und zu bewerten, anschließend Verbesserungspotenziale zu identifizieren, deren Umsetzung zu prüfen sowie deren Einführung zu planen. Schließlich werden die Verbesserungen umgesetzt und die Wirksamkeit der neuen Schutzmaßnahmen überprüft.

Die Grafik zeigt die Einflussgrößen für Schweißrauch-Emission und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten.

Eine gute Absaugtechnik ist wichtig

Ausführlich beschreibt die neuen DGUV Information 209-096 die Auswahl zusätzlicher Schweißrauchminderungsmaßnahmen. Sie folgt dabei systematisch dem STOP-Prinzip und beschreibt zehn Parameter, die zur Minderung der Exposition beitragen können. „Das Forschungsprojekt hat gezeigt, dass eine gut ausgelegte und genutzte Absaugtechnik weiterhin einen wichtigen und wesentlichen Beitrag zum Arbeitsschutz liefert. Erfahrungswerte für die notwendigen Absaugvolumenströme sind in der neuen DGUV Information 209-096 enthalten und helfen besonders kleinen und mittleren Unternehmen bei der Auswahl einer geeigneten Absaugtechnik“, sagt BG ETEM-Experte Bechem. Die DGUV Information folgt den Vorgaben der TRGS 528 „Schweißtechnische Arbeiten“ und bietet Hilfestellung zur Umsetzung der in der TRGS an den Arbeitgeber gerichteten Vorgaben.

„Sicher Schweissen“ – gut und digital informiert

Neben der DGUV Information bietet auch das neue Internetportal www.sicherschweissen.de der BG Holz und Metall viele Informationen und Materialien zum Thema Schweißen an. Dazu gehört auch ein webbasiertes Lerntool zum Thema Schweißen. Die Seite „Sicher Schweissen“ wird ständig aktualisiert und stellt zu jedem einzelnen Schweißschritt leicht verständliche Informationen und Erkenntnisse zur Verfügung. Fazit: Die DGUV Information 209-096 „Schweißrauchminderung im Betrieb“ sowie das Internet-Portal www.sicherschweissen.de sind für jede Arbeitgeberin und jeden Arbeitgeber zwei wertvolle, Werkzeuge, mit denen der Schutz der Beschäftigten beim Schweißen verbessert werden kann.

Michael Siedenhans