Einfache Lösung, große Wirkung – die bei Phoenix Contact entwickelte Schiebehilfe.

Prüfstecksysteme, Kabel und Leitungen, Verteilerblöcke, Sensoren: Phoenix Contact aus Blomberg in Ostwestfalen-Lippe produziert alles, was für die Automatisierung von Prozessen nötig ist – ob in industriellen Produktionsanlagen oder im Bereich der erneuerbaren Energien.

Wie in vielen Elektronikunternehmen kommen auch bei Phoenix Contact Euronormwannen zum Einsatz, um darin Bauteile zu sammeln. Beschäftigte stapeln die Wannen, transportieren sie auf Rollwagen und schichten sie schließlich manuell auf Europaletten um – eine körperlich belastende Tätigkeit für die Beschäftigten. „Dann kam uns der Zufall zur Hilfe“, berichtet Elisabeth Strathaus, Leitende Sicherheitsingenieurin bei Phoenix Contact. In einer Lagerhalle entdeckten Beschäftigte den Prototyp einer Schiebehilfe, der offenbar bereits für ein ähnliches Problem an anderer Stelle entwickelt worden war. „Das war der Ausgangspunkt für unsere heutige Lösung“, sagt Strathaus.

In enger Zusammenarbeit mit einem Produktionsbereich und den betroffenen Beschäftigten entwickelte die Betriebstechnik von Phoenix Contact die Schiebehilfe weiter – bis zur heutigen, optimierten Version.

Statt schwere Kisten mit Kleinteilen zu heben, zu tragen oder zu stapeln, können die Beschäftigten diese nun ergonomisch und kraftsparend im Gesamtstapel auf die Paletten aufschieben. „Die Schiebehilfe vereinfacht oder ersetzt die belastenden Arbeitsschritte vollständig und reduziert die körperliche Beanspruchung deutlich“, erklärt Strathaus.

Lösung mit vielen Vorteilen

Die Lösung trägt wesentlich zur ergonomischen Gestaltung der Arbeitsplätze bei, auch andere Produktionsbereiche setzen sie inzwischen ein. Sie zeigt, wie technische Innovation und gelebter Arbeitsschutz Hand in Hand gehen können. „Langfristig zahlt sich die Maßnahme aus – gesundheitlich durch die Vermeidung krankheitsbedingter Ausfälle und wirtschaftlich durch effizientere Abläufe“, sagt Strathaus.

Denn die Schiebehilfe macht den Transport von Bauteilen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schonender, sicherer und schneller. Sie reduziert die körperliche Belastung und beugt Muskel-Skelett-Erkrankungen vor – macht das Arbeiten also gesünder. Und gleichzeitig auch sicherer, da weniger manuelles Heben auch weniger Risiken durch Stolpern, Stürzen oder Quetschungen bedeutet – typische Unfallursachen beim Transport schwerer Lasten.

Darüber hinaus steigert die Schiebehilfe die Effizienz, da sie einen schnelleren und kraftsparenderen Materialtransport ermöglicht. „Sie ist intuitiv bedienbar und erfordert keine aufwendige Schulung – was ihre Akzeptanz im Arbeitsalltag erhöht“, erklärt Strathaus. Die Schiebehilfe ist flexibel einsetzbar und lässt sich an unterschiedliche Anforderungen anpassen.

Sicherheit als Teil der Unternehmenskultur

Dass man bei Phoenix Contact in puncto Sicherheit über den eigenen Tellerrand beziehungsweise Produktionsbereich hinausdenkt, ist kein Zufall. „Bei uns ist Arbeitssicherheit kein Pflichtprogramm, sondern ein integraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur“, betont Elisabeth Strathaus. Das Health & Safety Management agiert in vielen Bereichen eigenständig – gemäß den Vorgaben des Arbeitssicherheitsgesetzes – und spielt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der Sicherheitsstandards.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Einbindung der Beschäftigten: Über Sicherheitsbeauftragte, den Betriebsrat und regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen bezieht das Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv in die Gestaltung sicherer Arbeitsbedingungen ein. „Diese Beteiligung fördert nicht nur die Akzeptanz, sondern auch die Wirksamkeit der Maßnahmen“, sagt Strathaus.

Gesundheit geht vor

Auch über die Schiebehilfe hinaus wird bei Phoenix Contact viel für ergonomisches Arbeiten getan: Workshops, Arbeitsplatzbegehungen und ein firmeneigener Ergonomie-Leitfaden unterstützen die Beschäftigten dabei, gesund und effizient zu arbeiten.

Damit neue technische Lösungen wie die Schiebehilfe auch tatsächlich im Alltag ankommen, finden halbjährliche Kommunikationsrunden der Sicherheitsbeauftragten statt. Hier tauschen Beschäftigte Erfahrungen aus, identifizieren Herausforderungen und stoßen Verbesserungen an.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Kommunikation zu arbeitsschutzrelevanten Themen: Es stehen über 100 digitale Arbeitshilfen zu Arbeitsschutzunterweisungen zur Verfügung, ergänzt durch spezielle Trainings für Führungskräfte und themenspezifische Weiterbildungen in Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft.

Die Wirksamkeit der Maßnahmen wird regelmäßig überprüft – unter anderem anhand der Unfallzahlen. „Natürlich widmen wir uns auch der psychischen Gesundheit unserer Beschäftigten“, erklärt Strathaus. Dazu gehören Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen, Angebote zur Mitarbeiterberatung, Resilienztrainings und Seminare für Führungskräfte.

Kommt es dennoch zu sicherheitsrelevanten Vorfällen oder Beinaheunfällen, greift das Unternehmen auf eine strukturierte Analysemethodik zurück, wie sie auch bei dokumentierten Arbeitsunfällen zum Einsatz kommt. Ziel ist es, aus jedem Vorfall zu lernen, präventive Maßnahmen abzuleiten und neue Lösungen zu entwickeln. Etwa eine Schiebehilfe für ergonomischeres Arbeiten.

Stephan Kuhn