Herr Pfundmeir, seit 2022 führen Sie die Firma Elektro Sauer. Wie kam es dazu?
Johannes Pfundmeir: Ich habe 2018 in Kissing meinen ersten Betrieb gegründet – mit drei Beschäftigten. Ich war jung und hatte wenig Erfahrung in Mitarbeiterführung. 2022 haben wir dann Elektro Sauer übernommen. Aktuell gehören zum Team acht Beschäftigte. Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen, setzen auf Qualität und zufriedene Kunden. Tätig sind wir in Augsburg und Umland: von der Stromversorgung bei Großveranstaltungen über Photovoltaik, Digitalisierung von Schulen bis zur Steckdose im Privathaushalt.
Was hat sich im Betrieb durch Sie verändert?
Maria Pfundmeir: Wir haben mit einer Unternehmensberatung zusammengearbeitet und dabei gelernt, wie man eine Organisation aufbaut, Mitarbeitergespräche führt, den Arbeitsschutz systematisch integriert und Strukturen schafft. Unser wichtigstes Werkzeug ist unser Betriebshandbuch. Das erfasst die Abläufe und Anforderungen. Beispiel Rohbau: Wie sind die Bedingungen vor Ort? Welche Maschinen brauchen wir? Wie wollen wir den Rohbau hinterlassen? Worauf müssen wir achten, wenn wir Leitern, Bohrhämmer oder Schlitzfräsen verwenden?
Welche Rolle spielen Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit?
Johannes Pfundmeir: Am Anfang hatte ich das Thema ehrlich gesagt kaum auf dem Schirm. Erst mein schwerer Unfall im ersten Betrieb – eine Schnittverletzung an der Hand mit langfristigen Folgen – brachte den Wendepunkt. Seitdem bin ich freiwillig bei der BG versichert und nehme am Unternehmermodell teil. Das ist ein gutes Gefühl und gut investiertes Geld. Für mich ist ein Krankheitstag aufgrund einer Verletzung, die bei der Arbeit entstanden ist und hätte verhindert werden können, das Schlimmste.
Maria Pfundmeir: Sicherheit und Gesundheit sind bei uns fest verankert. Jeden Montagmorgen gibt es ein gemeinsames Frühstück mit anschließender Besprechung – inklusive Sicherheitsgespräche. Wir sprechen über Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und dokumentieren alles im digitalen Betriebshandbuch. Das ist kein Papier, das in der Ecke liegt, sondern ein lebender Leitfaden für den Alltag. Und natürlich haben für uns die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik einen riesigen Stellenwert. Ohne die ist sicheres Arbeiten in unserer Branche einfach nicht möglich. Das wissen wir und das wissen die Beschäftigten.
„Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sind bei uns fest verankert … Wir sprechen über Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und dokumentieren alles im digitalen Betriebshandbuch.“
Maria Pfundmeir, Office Managerin
Wie haben Sie sich dem Thema Arbeitsschutz und den gesetzlichen Anforderungen genähert?
Johannes Pfundmeir: Was die Anforderungen angeht: Da war viel Eigeninitiative und Unterstützung von außen gefragt. Ansonsten: Wir wollen, dass alle gut arbeiten können, ohne sich aufzureiben, und setzen daher auf praktische Lösungen: Werkzeugrucksäcke statt schwerer Koffer, Schutzbrillen im Werkzeugkoffer statt im Auto, Bohrglocken statt Lochsägen. Es muss bequem und einfach sein – dann wird es auch genutzt.
Wie finden das die Beschäftigten?
Johannes Pfundmeir: Anfangs waren sie skeptisch, inzwischen bringen sie sich aktiv ein: Vorschläge für bessere Werkzeuge, ergonomische Lösungen oder neue Persönliche Schutzausrüstung (PSA) kommen direkt aus dem Team. Wir haben draußen eine Tafel für Ideen – und viele davon setzen wir um. Wir bemühen uns generell, viel im Team zu entscheiden.
Sind psychische Belastungen bei Ihnen ein Thema?
Johannes Pfundmeir: Die gibt es bei uns kaum. Wenn jemand familiäre Probleme hat, bekommt er die Zeit, die er braucht. Druck bringt nichts – Fehler passieren dann nur schneller. Das Team ist jung, die Atmosphäre freundschaftlich und die Zusammenstellung der Teams je nach Bedarf stärkt den Zusammenhalt.
Maria Pfundmeir: Das Team wird noch von einem erfahrenen Mitarbeiter im Rentenalter ergänzt: Der bringt Ruhe und eine Old-School-Mentalität mit – davon profitieren vor allem die Auszubildenden.
Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit der BG ETEM aus?
Johannes Pfundmeir: Die BG ETEM ist für uns eine wichtige Informationsquelle. Ich nutze die digitalen Angebote der BG ETEM regelmäßig. Zum Beispiel die Gefährdungsbeurteilungen oder die Lernmodule. Auch das Unternehmermodell wurde bereits absolviert und soll bald aufgefrischt werden. Man vergisst ja doch viel, und es schadet nicht, sich regelmäßig weiterzubilden. Leider sind die Schulungen oft schnell ausgebucht, und es wäre schön, wenn es mehr regionale Angebote und eine stärkere Einbindung in bestehende Handwerker-Netzwerke gäbe. Im Nachhinein habe ich gemerkt, dass schon in der Meisterschule mehr Informationen zum Thema Arbeitsschutz gut wären – das kommt da viel zu kurz.
Stephan Kuhn
→ info
- Brancheninformationen Elektrohandwerke: www.bgetem.de, Webcode 13553353
- Unternehmermodell: www.bgetem.de, Webcode 12108806
- Kampagne zu den 5 Sicherheitsregeln: www.bgetem.de, Webcode 24687288
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