Madeleine Kaldenbachs Vater Dieter Pecher gründete die Elektro Pecher GmbH knapp fünf Jahre vor ihrer Geburt im bayerischen Friedberg in einer Garage. Die kleine Firma wurde schnell größer. „In meiner Kindheit gingen die Mitarbeiter meines Vaters in meinem Elternhaus ein und aus“, erinnert sich die 35-Jährige.Trotzdem konnte sie sich lange nicht vorstellen, irgendwann selbst für das Unternehmen zu arbeiten. Dann kam alles anders.
Einstieg in eine neue Branche
„Ich bin gelernte Augenoptikerin und dachte früher, die Elektro- und Energietechnik sei nicht meine Welt“, erzählt Kaldenbach. Anfang 2024 starb ihr Vater – und sie plante um: „Die Firma hat ihm viel bedeutet und ich bin stolz auf das, was er aufgebaut hat. Es war keine Option, den Betrieb aufzugeben“, erzählt Kaldenbach. Kurz vor seinem Tod gab sie ihrem Vater das Versprechen, das Unternehmen fortzuführen: „Das hat ihn sehr glücklich gemacht. Diese Reaktion ist eine ganz große Motivation für mich.“ Tatsächlich hatte Kaldenbach ihre Arbeit bei der Elektro Pecher GmbH bereits 2023 gestartet: „Die Anfragen im Photovoltaikbereich waren dermaßen gestiegen, dass es für den Betrieb kaum noch zu stemmen war. Mein Vater kam auf mich zu und bat um Unterstützung. Ich dachte mir: Wenn mein Vater mich um Hilfe bittet, bin ich da! Am Anfang haben wir vieles zusammen gemacht – zum Beispiel Angebote geschrieben. Dann ist mein Vater gestorben und die Situation war eine andere.“ Elektro Pecher ist ein mittelständischer Betrieb für Elektro- und Energietechnik und bietet Dienstleistungen für Firmen- und Privatkunden an – darunter die Installation von Photovoltaikanlagen, Sicherheitstechnik und Brandschutzanlagen. In der Photovoltaik fühlte sich die neue Chefin schnell zu Hause. Das ging ihr nicht bei allem so, was sie nun lernen musste. Besonders mit der Elektrotechnik fremdelte sie zu Beginn. Sie brachte jedoch den Ehrgeiz mit, zu verstehen, was ihre Beschäftigten tun, stellte viele Fragen und beobachtete ihr Team in der Praxis.
Elektro Pecher GmbH
- 1985 gegründet von Dieter Pecher in Friedberg, Bayern
- 16 Beschäftigte
- Seit März 2024 ist Madeleine Kaldenbach Geschäftsführerin
- Spezialisiert auf die Installation von Photovoltaikanlagen, Sicherheitstechnik und Ladestationen für E-Autos
Chefinnensache: Arbeitsschutz im Betrieb
Kaldenbachs Vater hatte sich für das Unternehmermodell der BG ETEM entschieden. Dem ist Madeleine Kaldenbach treu geblieben. „Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind mir ein wichtiges Anliegen“, sagt sie. Ein Leiterunfall im Jahr zuvor rückte bei allen – auch den Beschäftigten – die Arbeitssicherheit noch mal besonders in den Fokus. „Das war ein Antrieb, uns zu hinterfragen und zu verbessern“, sagt Kaldenbach.
„Qualität zahlt sich aus. Das gilt auch bei der Arbeitssicherheit und beim Gesundheitsschutz.“
Madeleine Kaldenbach, Geschäftsführerin Elektro Pecher
Sie absolvierte das Unternehmermodell-Grundseminar und ein Aufbauseminar. Auf die Seminare hatte sie sich intensiv vorbereitet und dabei bemerkt, wie sinnvoll es ist, Arbeitsorganisation und Arbeitssicherheit zusammen zu denken. In Ulrich Egger, Aufsichtsperson bei der BG ETEM, fand sie einen kompetenten Verbündeten: „Manche Betriebe sind erst einmal verunsichert, wenn die BG sich für einen Besuch ankündigt. Ich habe jedoch schnell gemerkt, dass das unbegründet ist. Herr Egger hatte viele gute Hinweise für mich, die ich direkt umsetzen konnte“, sagt sie. „Heute gehen mir Gefährdungsbeurteilungen recht leicht von der Hand. Die Vorlagen der BG ETEM mitsamt den Checklisten waren dabei sehr nützlich.“ Durch die unterschiedlichen Baustellen, die die Firma betreut, muss die Unternehmerin am Ball bleiben und immer wieder erweiterte Gefährdungsbeurteilungen vornehmen: „Meine Mitarbeiter hat das anfangs ziemlich genervt. Jetzt haben aber alle verstanden, wie wichtig gute Planung ist, um abends gesund nach Hause zu kommen.“
Das Unternehmermodell
Das Unternehmermodell ist eine Form der betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung der Betriebe mit bis zu 50 Beschäftigten, bei der Unternehmerin oder Unternehmer selbst einen Teil der Aufgaben übernehmen.
Worum geht es im Unternehmermodell?
Ziel ist es, die Gesundheit und damit Arbeitskraft und Leistungskraft der Beschäftigten dauerhaft zu erhalten und zu fördern. Gerade kleine Unternehmen sind von unfall- oder krankheitsbedingtem Arbeitsausfall stark betroffen. Fehlende Mitarbeiter können nur schwer ersetzt werden.
Was müssen Unternehmer tun?
Eine entscheidende Voraussetzung, um das Unternehmermodell anzuwenden, ist, dass die Unternehmerin oder der Unternehmer persönlich an den von der BG festgelegten Seminaren oder Fernlehrgängen über Arbeitsschutz teilnimmt und eine Gefährdungsbeurteilung erstellt.
Wie findet man das für das Unternehmen passende Seminar?
Die BG ETEM bietet ihren Betrieben, die am Unternehmermodell teilnehmen, möglichst branchenbezogene Seminare an.
Keine Kompromisse
Sicheres Arbeiten an und in der Nähe von elektrischen Anlagen ist nicht möglich, ohne die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik anzuwenden. „Wenn die nicht eingehalten werden können, wird nicht gearbeitet“, betont Kaldenbach. Um den Schutz der Beschäftigten zu gewährleisten, geht sie im Zweifel das Risiko ein, Kunden zu verlieren: „Bei uns geht keiner ohne ein professionell aufgebautes Gerüst aufs Dach. Auch wenn das teurer ist und mehr Planung erfordert: Hier mache ich keine Kompromisse.“
„Von meinem Vater habe ich gelernt: Wenn du etwas tust, dann tu es richtig. Mit dieser Maxime habe ich mir den Respekt der Beschäftigten erarbeitet und das macht mich stolz.“
Madeleine Kaldenbach, Geschäftsführerin Elektro Pecher
Bei den eigenen Beschäftigten handelt sie ebenfalls aus Überzeugung: „Manchmal wird gemurrt, weil es so viele Sicherheitshinweise gibt, oder es sagt jemand: Warum müssen wir für den nächsten Auftrag diese Leiter benutzen, wenn andere doch viel leichter sind? Darauf antworte ich: Wir nutzen diese Leiter, weil sie den Vorschriften entspricht. Da gibt es keinen Verhandlungsspielraum.“ Dass Kaldenbach den Respekt ihres Teams genießt, liegt auch daran, dass sie das Credo ihres Vaters übernommen hat: keine halben Sachen!
Ingmar Böke
→ info
- Brancheninformationen Elektrohandwerke: www.bgetem.de, Webcode 13553353
- Unternehmermodell: www.bgetem.de, Webcode 12108806
- Kampagne zu den 5 Sicherheitsregeln: www.bgetem.de, Webcode 24687288
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