Herr Leder, was war der Auslöser dafür, den Haut- und Handschutz bei GGP Media umzugestalten?
Jörg Leder: Ein wichtiger Impuls kam tatsächlich durch Corona. Überall wurden Desinfektionsspender aufgestellt – da lag es nahe, auch den Hautschutz insgesamt zu überdenken. Gleichzeitig haben wir uns in anderen Druckereien umgesehen, etwa im Tiefdruckbereich, wo mit noch aggressiveren Stoffen gearbeitet wird. Da wurde uns klar: Wir sind zwar gut aufgestellt, aber es geht ja immer besser. Hinzu kam, dass unser bisher eingesetzter Waschsand nicht nur die Haut stark beanspruchte, sondern auch unsere Kanalisation beeinträchtigte. Und schließlich gab es zwei Verdachtsanzeigen auf berufsbedingte Hauterkrankungen. Das war der Punkt, an dem wir gesagt haben: Jetzt machen wir’s besser.
Welche Risiken bestehen für Haut und Hände?
Jörg Leder: Vor allem der Umgang mit Gefahrstoffen, etwa Walzenwaschmitteln, Feuchtmitteln oder bestimmten Tinten im Digitaldruck, ist belastend. Diese Stoffe können bei unsachgemäßem Umgang die Haut reizen oder schädigen. Mechanische Belastungen spielen eher eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass die Haut intakt bleibt. Sonst dringen Schadstoffe noch leichter ein.
Wie sah der Hautschutz vorher aus?
Jörg Leder: Wir hatten einen groben Waschsand: gelblich, mineralisch, sehr abrasiv. Der wurde mit der Hand entnommen und hat die Haut förmlich abgeschmirgelt. Außerdem war der Verbrauch hoch, weil man schnell zu viel nahm. Pflegeprodukte gab es nur vereinzelt in Tuben und sie wurden leider wenig genutzt. Insgesamt war das weder hautfreundlich noch nachhaltig.
Was hat sich mit dem neuen Konzept verändert?
Jörg Leder: Wir haben ein dreistufiges System eingeführt: Schutz, Reinigung und Pflege – alles über Spender, die sich gut dosieren lassen. Eine Flüssigseife ohne Reibekörper steht für leichte bis normale Verschmutzungen zur Verfügung, dazu eine Hautpflegecreme. Für starke und normale Verschmutzungen gibt es unterschiedliche Produkte. Diese basieren jetzt auf organischen Stoffen wie gemahlenem Sesam, sind biologisch abbaubar und deutlich hautschonender. Außerdem haben wir die Waschplätze modernisiert, zum Teil mit Edelstahl verkleidet, und achten stärker auf Hygiene und Ordnung.
WICHTIG FÜR DIE HAUTGESUNDHEIT
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1. Hautschutz vor der Arbeit – Schutzfilm auftragen |
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2. Handschutz bei Gefahrstoffen und mechanischen Gefährdungen – PSA richtig einsetzen |
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3. Hautschonende Reinigung – Sanft statt scharf |
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4. Hautpflege nach der Arbeit – Regeneration fördern |
Wie haben die Beschäftigten reagiert?
Jörg Leder: Im Großen und Ganzen positiv, auch wenn es anfangs Rückfragen gab. Manche fanden das alte Reinigungsmittel wirksamer, aber eben auf Kosten der Haut. Wir hätten die Beschäftigten im Vorfeld noch stärker einbinden und besser informieren können. Das holen wir jetzt nach, etwa mit Hautschutzplänen an den Waschplätzen und mehrsprachigen Symbolen für unsere internationalen Kolleginnen und Kollegen.
Gab es besondere Herausforderungen bei der Einführung?
Jörg Leder: Klar, wie immer, wenn man etwas verändert. Die Kosten waren ein Thema, aber wir konnten zeigen, dass sich der Verbrauch reduziert hat. Und: Wenn sich niemand beschwert, ist das schon ein Erfolg (lacht). Das zeigt, dass die Lösung im Alltag funktioniert.
Wie stellen Sie sicher, dass die Schutzmaßnahmen im Arbeitsalltag auch tatsächlich angewendet werden?
Jörg Leder: Die Spender sind überall verfügbar. Man kommt gar nicht drum herum. Und eigene Produkte dürfen aus Sicherheitsgründen nicht mitgebracht werden. Wichtig ist uns auch die Aufklärung: Warum ist Hautschutz wichtig? Warum lieber Handschuhe tragen, statt später schrubben? Das Bewusstsein dafür wächst. Aber da ist noch Luft nach oben.
Online lernen
Die Lernmodule der BG ETEM vermitteln in 15 bis 20 Minuten die wesentlichen Informationen zu einem Thema und bieten eine Wissensabfrage zum Selbsttest – so auch das Modul „Hautschutz bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen“. Achtung: Die Lernmodule ersetzen nicht die persönliche Unterweisung.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Betriebsarzt, Sicherheitsbeauftragten und der BG ETEM?
Jörg Leder: Die BG war regelmäßig vor Ort und hat uns unterstützt, auch mit allgemeinen Hautschutzplänen. Unser neuer Betriebsarzt bringt Erfahrung aus der Druckbranche mit. Und auch der Hersteller der nun verwendeten Produkte hat uns gut beraten, etwa zur Dosierung und Umweltverträglichkeit. Der Betriebsrat war ebenfalls eingebunden.
Was würden Sie anderen Unternehmen raten, die überlegen, ein neues Schutzkonzept einzuführen?
Jörg Leder: Nicht warten, bis etwas passiert. Hautschutz ist kein Luxus, sondern Teil eines modernen Arbeitsumfelds – auch im Sinne der Arbeitgeberattraktivität. Wer heute in Gesundheitsschutz investiert, gewinnt langfristig: weniger Ausfälle, zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein besseres Image.
Stephan Kuhn
→ info
- Portal Hand- und Hautschutz: hautschutz.bgetem.de, Webcode 18517060
- Hautschutz: medien.bgetem.de, Webcode M18953254
- E-Learning bei der BG ETEM: elearning.bgetem.de
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