App: Mann steht in Druckerei an Maschine, im Vordergrund Mobiltelefon mit App Sicher investieren.
Das Beratungstool „Sicher investieren“ ist als progressive Web-App ausgeführt und dank Responsive Design für stationäre und mobile Endgeräte geeignet.

Für die meisten Betriebe ist es eine große Investition. Beim Kauf einer neuen Maschine darf nichts schiefgehen. Falsche Entscheidungen können sehr teuer werden. Die BG ETEM will Betriebe mit der Web-App „Sicher investieren“ unterstützen. Der Online-Fragenkatalog hilft, wesentliche Risiken vor einer Investition zu erkennen. Er basiert auf realen Erfahrungen von kleinen und mittleren Unternehmen sowie dem branchenspezifischen Expertenwissen der BG ETEM.

Verfügbar sind maschinentypspezifische Fragebögen aus den Bereichen

  • Druckvorstufe,
  • Druck (inklusive 3D-Druck),
  • Buchbinderei/ Weiterverarbeitung und
  • Wellpappe/Verpackungen.

Das Beratungstool wird fortlaufend weiterentwickelt. Zur DRUPA 2024, der Leitmesse für grafischen und industriellen Druck, wird beispielsweise das Thema Elektronenstrahlhärtung ergänzt und der Bereich Digitaldruck erweitert.

Die Listen fragen arbeitsschutzrelevante Eigenschaften der betrachteten Maschine ab, aber auch die Schnittstellen zur Aufstellumgebung und Randbedingungen für Montage, Betrieb und Wartung. Zu vielen Fragen sind nützliche Hinweise hinterlegt.

Nach Beantwortung der Fragen erhalten Nutzerinnen und Nutzer eine Ergebnisübersicht, anhand derer klar wird, ob Klärungs- und/oder Handlungsbedarf besteht. Die Auswertung kann als PDF gespeichert oder versendet werden. Dies erleichtert den Vergleich von ähnlichen Maschinen.

Das Beratungstool verfolgt einen menschenzentrierten Ansatz: Sowohl Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräfte als auch Beschäftigte können zum Beispiel auf der DRUPA-Messe vor Ort prüfen, ob die betrachtete Maschine kompatibel mit den eigenen Randbedingungen ist und den Anforderungen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz genügt.

App „Sicher investieren“: Druckerei Oschatz mit Mitarbeitern.
Mit neuen Maschinen zum Erfolg: „Sicher Investieren“ deckt Schwachstellen bei Investitionen auf.

Kurzinfo

Das Online-Beratungstool „Sicher investieren“ für Entscheider und DRUPA-Messebesucher: Sicherheit für die Verwendung und den Return on Investment.

sicherinvestieren.uv-kooperation.de

Gleichermaßen lassen sich Maschinen und Anlagen im (Alt-) Bestand überprüfen, ob diese den gegenwärtigen Anforderungen entsprechen.

Interaktiver Fragenkatalog mit dynamischem Verlauf

Für eine Betrachtung der neuen Investition können spezifische Maschinenarten ausgewählt werden. Kurze, verständliche Fragen, die sich mit „ja“, „unbekannt“ oder „nein“ beantworten lassen, umfassen die Themenfelder:

  • EG-Konformitätserklärung, CE-Kennzeichnung und Prüfbescheinigungen,
  • Vertragsgestaltung und Dokumentation, wie zum Beispiel notwendige Inhalte der Betriebsanleitung,
  • Lärm mit Bezug auf den Emissionsschalldruckpegel,
  • sicherheitsgerechte Gestaltung von Stellteilen, wie Hauptschalter, Nothalt-Taster hinsichtlich Zuordnung, Beschriftung und Erreichbarkeit,
  • Verletzungsgefahren durch Quetsch- und Scherstellen, Schutzeinrichtungen mit Verriegelung oder Zuhaltung,
  • Abschirmung von zum Beispiel UV-Strahlung,
  • Absaugung von Gefahrstoffen wie Lösemitteldämpfen, Stäuben oder Ozon,
  • sicherer Umgang mit eingesetzten Reinigungsmitteln und Arbeitsstoffen wie Lagerung, Transport und Persönliche Schutzausrüstung wie beispielsweise Gehörschutz,
  • Ausführbarkeit von Reinigungs-, Rüst- und Wartungsarbeiten sowie gegebenenfalls Umrüstvorgänge,
  • Beobachtung des Arbeitsprozesses in der Maschine und Behebung von vorhersehbaren Störungen,
  • Maschinenaufstiege und Stolpergefahren,
  • Aufstellbedingungen wie Raumlüftung oder Platzbedarf der Maschine und Peripheriegeräte inkl. Schnittstellen zum Materialfluss und Platz für Verkehrs- und Fluchtwege.

 Einfaches Ampelsystem

Ampelfarben weisen den Weg: Grün bedeutet, dass die Maschine in diesem Punkt den aktuellen Anforderungen entspricht. Gelb bedeutet, dass dieser Punkt noch nicht abschließend geklärt werden konnte. Rot zeigt an, dass hier offensichtlich ein Problem besteht. Antwortmöglichkeiten ohne Bewertung, die aber Einfluss auf die weitere Fragenstellungen haben, sind in neutralem Grau dargestellt.

Der Fragenverlauf passt sich dynamisch an die gegebenen Antworten an. Ist zum Beispiel kein Prüfzeichen vorhanden, wird die Sicherheitstechnik entsprechend detaillierter abgefragt.

Am Ende erhält der Nutzer eine Zusammenfassung der gestellten Fragen und Antworten sowie die eigenen Notizen. Die farbliche Markierung in der zusammenfassenden Übersicht kennzeichnet Hauptrisiken und entsprechenden Klärungsbedarf mit dem Hersteller beziehungsweise Lieferanten. Ein Export der Übersicht als PDF erlaubt Vergleiche mit Wettbewerbsmaschinen und die Dokumentation im eigenen Ablagesystem.

Schwarze Schafe finden

Die Prüfstellen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung prüfen Produkte wie Persönliche Schutzausrüstung und Maschinen in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit, bevor Menschen mit und an ihnen arbeiten. Entdeckte Sicherheitsrisiken werden dabei während des Prüfungsverfahrens behoben – damit Unfälle gar nicht erst geschehen.

2022 wurden in stichprobenartig ausgewählten 202 Prüfungen insgesamt 681 Mängel gefunden. Festgehalten werden leichte, mittelschwere und schwerwiegende Mängel: Ein leichter Mangel mit geringem Risiko wird zum Beispiel durch scharfe Kanten oder eine falsch gekennzeichnete Betriebsanleitung hervorgerufen. Bei schweren Mängeln besteht ein erhebliches Sicherheitsrisiko, es können irreversible oder tödliche Verletzungen entstehen. 60 der 2022 gefundenen Mängel fielen in diese letzte Kategorie.

Sichere Maschinen sind an anerkannten Prüfzeichen wie dem GS-Zeichen, Eurotest-Zeichen beziehungsweise DGUV Test-Zeichen (für unvollständige Maschinen und Sicherheitsaspekte) zu erkennen.

Verantwortung des Käufers beziehungsweise Betreibers

Es ist in erster Linie die Aufgabe des Herstellers, sichere Maschinen anzubieten. Ebenso sind Käufer von Maschinen gesetzlich verpflichtet, ausschließlich sichere Maschinen einzusetzen. Und in der Praxis sind es die Käuferinnen und Käufer, bei denen die Unfälle und Gesundheitsrisiken auftreten und die Anordnungen der Aufsichtsbehörden greifen.

Immer stärker rückt das Haftungsrisiko von Unternehmerinnen und Unternehmern in den Fokus. Dazu bedarf es keines Unfalls. Beanstandungen der Aufsichtsbehörden können erhebliche Nachrüstungskosten nach sich ziehen. Diese können im Einzelfall die ursprünglichen Anschaffungskosten der Maschine übersteigen. In erster Linie bedeuten aber jeder Unfall und jede Erkrankung menschliches Leid. Nicht zu vergessen sind die Folgekosten für die Unternehmen, zum Beispiel für Sachschäden, Produktionsverlust, Vertragsstrafe bei Terminverzug, Lohnfortzahlung, Ersatzpersonal oder Überstunden.

Bei Auftragsvergabe schlägt die BG ETEM folgenden Zusatz vor:

„Der vorstehende Auftrag wird erteilt unter der Bedingung, dass die Ausführung der Maschine den geltenden Arbeitsschutzvorschriften und somit dem Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene entspricht.“

Datenschutz

Das Beratungstool „Sicher investieren“ bündelt Erfahrungen der Branche. Der Datenschutz hat dabei einen sehr hohen Stellenwert. Es werden keinerlei Daten gespeichert und eine Nachverfolgung ist ausgeschlossen.

BG ETEM App-Logo „Sicher investieren“
 „Sicher investieren“ erschien 2016 erstmals als Download-App und wurde seitdem technisch und inhaltlich weiterentwickelt.

Zu beachten ist, dass diese Anwendung eine vollständige Bewertung der konkreten Gefährdungen der Maschine am vorgesehenen Einsatzort, im Sinne einer Gefährdungsbeurteilung, nicht ersetzen kann. Die zuständige Aufsichtsperson und die Fachleute der international tätigen Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und Papierverarbeitung der BG ETEM helfen in schwierigen Fällen bei einer Endabnahme vor Ort gerne weiter.

 

Ralf Stodden

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