Im Elektrohandwerk müssen Beschäftigte im Arbeitsalltag häufig Lasten bewegen, mit schweren, vibrierenden Werkzeugen hantieren, kleinteilige Arbeiten im Knien erledigen, an schwer zugänglichen Stellen arbeiten – oder an der Decke. All das belastet das Muskel-Skelett-System. Unternehmerinnen und Unternehmer im Elektrohandwerk können jedoch an verschiedenen Stellschrauben drehen, um die Arbeit ergonomisch – das heißt: für die Beschäftigten gesundheitsschonend und zugleich ergebnisorientiert – zu gestalten. Das Ziel: körperliche Überbeanspruchungen, unnötige Kosten und krankheitsbedingte Arbeitsausfalltage so weit wie möglich zu vermeiden.
Zwar ist die Arbeit im Elektrohandwerk generell körperlich belastend. Bei vernünftiger Arbeitsweise und Zeiteinteilung, der konsequenten Verwendung geeigneter Hilfen und mit wechselnden Tätigkeiten können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aber dazu beitragen, zum Beispiel einem Karpaltunnelsyndrom, Knie-, Schulter- und Rückenproblemen vorzubeugen. Wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dann auch noch in ihrer Freizeit aktiv für körperlichen Ausgleich, Ruhepausen und Erholung sorgen, steht einem gesunden Älterwerden nichts mehr im Wege.
Gute Beispiele aus der Praxis
Die Brandhuber Elektro GmbH für Hausgeräte und Elektroinstallation in Neuötting (Oberbayern) setzt mit ihren knapp 50 Beschäftigten auf Hilfen:
1. Arbeiten am Scherenhubtisch
2. Transport von Haushaltsgeräten
3. Vorbereitung von Verteilerschränken
4. Staubfreier Transport von Sackware
5. Händischer Transport von Bauschutt
Beim händischen Transport von Bauschutt kommt schnell einiges an Gewicht zusammen. Deshalb: den Schutt von Anfang an in kleine Eimer einfüllen. Das bedeutet zwar, dass man öfter laufen muss. Aber in beiden Händen einen kleinen Eimer zu tragen, belastet die Wirbelsäule deutlich weniger als ein schwerer Eimer in nur einer Hand. Zudem sind kleine Eimer auch von Vorteil, wenn der Schutt ausgeleert werden muss. Absolut nicht mehr zeitgemäß ist das Bewegen größerer Gebinde zu zweit.
Gut zu wissen: Die Muskeln in den Beinen melden und beschweren sich zwar schnell, erholen sich aber schnell wieder. Anders die Wirbelsäule: Sie meldet sich oft erst, wenn es zu spät ist – also erste Schäden auftreten.
6. Richtiges Werkzeug
Eine weitere kostengünstige Maßnahme ist die Verwendung des jeweils besten Werkzeugs.
Eine andere Möglichkeit stellen Hebel-Kraftseitenschneider dar. Für größere Querschnitte empfiehlt es sich, auf sogenannte Kabelscheren mit Ratschenfunktion umzusteigen.
7. Vibrationsarme Maschinen
Auch Hand-Arm-Vibrationen belasten das Muskel-Skelett-System. Hier sind neben der Qualität des Werkzeugs (siehe oben) die Wartung und die Auswahl vibrationsarmer Maschinen entscheidend. Das Gewicht der Maschinen ist auch hierbei nicht zu unterschätzen.
Der unten gezeigte Lösungsansatz eignet sich nicht für den täglichen Einsatz, kann aber in Einzelfällen durchaus interessant sein – etwa bei umfangreichen Arbeiten in Betonwänden mit Bewehrungsstahl.
Bei länger dauernden Arbeiten wie dem Bohren in Betonwände sorgen verfahrbare Bohrständer für eine deutliche Entlastung. Bohrmaschinen und Bohrhammer wiegen immerhin – wie auch die Schlitz- und Mauernutfräsen – zwischen zehn und zwölf Kilogramm.
Wenn Durchbrüche für Leitungen (beispielsweise für Sprechanlagen oder Durchlauferhitzer) erstellt werden müssen, dann hat ein Bohrständer neben der Entlastung des Körpers noch den Vorteil, dass die Löcher leichter gerade gebohrt werden können.
Dr. Sylvia Hubalek
Ergochecker
Wo tut’s denn weh? – Mithilfe des ErgoCheckers können Beschäftigte feststellen, wie und wo ihre Tätigkeit ihr Muskel-Skelett-System belastet: www.bgetem.de, Webcode: M21573760
→ info
- Übersichtsseite „Ergonomie“: www.bgetem.de, Webcode 13658094
- Jetzt bestellen: Checkliste zur Gefährdungsbeurteilung – Ergonomie: www.bgetem.de, Webcode M18740835
- T 041 „Lasten bewegen von Hand“: www.bgetem.de, Webcode M18466295
- Seminar 435 „Gefährdungsbeurteilung Muskel-Skelett-Belastungen“: www.bgetem.de, Webcode 21788705
- Podcast Folge 4 „Muskel-Skelett-Belastungen bei der Arbeit vermeiden“: www.bgetem.de, Webcode 23392812
- Ergonomisches Arbeiten | BG BAU – Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: www.bgbau.de
- DGUV Information 208-033 „Muskel-Skelett-Belastungen – erkennen und beurteilen“: publikationen.dguv.de, Webcode p208033
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