Zwei Angestellte – ein Mann und eine Frau –  in einer Fabrik hören einem Kollegen zu
Der Austausch zwischen Führungskräften und Beschäftigten sollte offen und ehrlich sein.

Eine aktuelle Erhebung der BG ETEM hat ergeben: Führungskräfte im Elektrohandwerk sind überzeugt, die Wichtigkeit der 5 Sicherheitsregeln ausreichend an ihre Beschäftigten kommuniziert zu haben. Sie messen Sicherheit eine hohe Bedeutung zu und fühlen sich stark verantwortlich für ihre Beschäftigten. Von deren Seite ergibt sich jedoch ein anderes Bild: So gibt jeder sechste Beschäftigte an, seinen Vorgesetzten sei es nicht oder eher nicht wichtig, Aufträge abzulehnen, wenn die 5 Sicherheitsregeln nicht eingehalten werden können. Die Botschaft ist also nicht hundertprozentig angekommen. Eine Wahrnehmungslücke, die gefährliche Folgen haben kann. Aber wie lässt sie sich schließen? „Hier hilft nur gute, offene Kommunikation“, unterstreicht Jella Heptner, Arbeitspsychologin bei der BG ETEM. Und zwar von beiden Seiten. „Es ist wichtig, dass Führungskräfte eine klare Erwartungshaltung formulieren und es Absprachen gibt, wie sich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verhalten sollen“, betont Heptner. Wichtig sei, dass die Botschaft mit Nachdruck und auch glaubwürdig vermittelt werde.

„Wenn ich nebenher noch E-Mails lese oder auf mein Smartphone schaue, dann signalisiere ich non-verbal, dass ich dem Thema eigentlich keine Aufmerksamkeit schenke.“ Das Signal ans Team: So ernst kann es dann ja nicht gemeint sein.

Offener Austausch ist ein guter Weg

Umso wichtiger sind der Austausch und das Feedback, das idealerweise in beide Richtungen erfolgt. Eine Geschäftsführerin beispielsweise, die selten mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Arbeitsort ist, ist umso mehr auf ehrliche Rückmeldung aus ihrer Belegschaft angewiesen: Wie war die Situation vor Ort? Gab es Umstände, die das sichere Arbeiten behindert haben? Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wiederum müssen das Gefühl haben, dass sie sagen können, wenn Probleme auftauchen oder Arbeitsaufträge nur unter erhöhtem Risiko umgesetzt werden können.

Sicherheitsposter Die 5 Sicherheitsregeln bei uns in den Elektrohandwerken
Das Poster „Die 5 Sicherheitsregeln bei uns in den Elektrohandwerken“ lenkt den Blick auf jede einzelne Sicherheitsregel und regt zur Diskussion an.

Für die Besprechung von Arbeitseinsätzen sind Austauschformate geeignet, die bereits existieren, also ein regelmäßiges Teammeeting oder eine Montagsrunde. Diese Formate können gut dazu genutzt werden, um bei zukünftigen Einsätzen auch in Sachen Sicherheit noch besser zu werden. „Sicherheit und Gesundheit sollten mit dem Austausch über das Tagesgeschäft verbunden werden“, sagt Heptner. Führungskräfte könnten verschiedene Anlässe nutzen, um ihre Haltung und Erwartungen zum sicheren Arbeiten deutlich zu machen. Zum Beispiel Unterweisungen, aber auch Gespräche im Arbeitsalltag: „So stellen sie sicher, dass ihre Botschaften auch alle erreichen und verstanden werden.“ Aufträge im Zweifel auch mal abzulehnen, kann bei kleineren Unternehmen durchaus kritisch sein. „Eine Entscheidung gegen sicheres Arbeiten darf es trotzdem niemals geben“, stellt Heptner klar.

Stephan Kuhn

3 Fragen an ... Jella Heptner, Arbeitspsychologin bei der BG ETEM

Woran liegt es, dass die 5 Sicherheitsregeln noch nicht selbstverständlich gelebt werden?

Porträt von Jella Heptner
Jella Heptner, Arbeitspsychologin bei der BG ETEM
Menschen gehen unterschiedlich mit Risiken um. Die Erfahrung, dass meistens nichts Schlimmes passiert, wirkt dabei als Verstärkung. Ich werde also quasi für mein riskantes Verhalten noch belohnt. Menschen unterliegen zudem der Illusion der Unverwundbarkeit: „Mir passiert schon nichts.“ Das ist durchaus sinnvoll. Wären wir uns ständig aller Gefahren bewusst, könnten wir nicht normal leben. Wir brauchen eine gewisse Unerschrockenheit, gehen dadurch aber auch Risiken ein, derer wir uns so nicht bewusst sind.

Warum ist die Kommunikation der Regeln so schwierig?

Unsere Studie hat gezeigt, dass Führungskräfte der Meinung sind, die Wichtigkeit der Regeln ausreichend kommuniziert zu haben. Die sind den Beschäftigten auch gut bekannt, manchmal fehlt allerdings das Verständnis für ihre absolute Wichtigkeit gegenüber den sonstigen Anforderungen im Arbeitsalltag. Hier gilt es auch praktische Hindernisse für die Umsetzung der 5 Sicherheitsregeln zu besprechen und gemeinsam Lösungen dafür zu finden.

Wie lässt sich die Kommunikation zu den 5 Sicherheitsregeln weiter verbessern?

Wir wissen, dass bei der Kommunikation zwischen Sender und Empfänger eine Botschaft nie 1:1 ankommt, sondern immer Interpretation im Spiel ist. Es ist deshalb wichtig, eine klare Erwartungshaltung zu formulieren und die Botschaft mit dem alltäglichen Handeln in Einklang zu bringen. Das bedeutet auch, Beschäftigten die nötige Rückendeckung zu geben und beispielsweise einmal einen Auftrag abzulehnen oder die Arbeiten pausieren zu lassen. Andererseits müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch sagen können, wenn sie einmal nicht sicher gehandelt haben. Dafür braucht es eine konstruktive Fehlerkultur und zwischen den Führungskräften und Beschäftigten eine gewisse Offenheit, die man durch regelmäßigen Austausch in entsprechenden Runden fördern kann. Unser Sicherheitsposter unterstützt dabei, über die 5 Sicherheitsregeln zu sprechen und als Gruppe ein gemeinsames Verständnis zu schaffen.