Arbeiterin mit rotem T-Shirt und Arbeitslatzhose in einer Textilfabrik, die Teppiche herstellt.


Fehlbelastungen führen zu Verspannungen, Schmerzen und im schlimmsten Fall zu bleibenden Gesundheitsschäden. Unternehmen sollten deshalb in Arbeitsplätze investieren, die zu den ergonomischen Bedürfnissen ihrer Beschäftigten passen. Nicht der Mensch sollte sich an den Arbeitsplatz anpassen müssen, sondern der Arbeitsplatz sollte so gestaltet sein, dass er sich ideal auf den Menschen einstellen lässt. Auf lange Sicht lohnen sich entsprechende Investitionen, weil Beschäftigte gesund bleiben, weniger Krankheitsausfälle haben und bei der Arbeit weniger Fehler machen. Ergonomie hat damit nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch einen positiven ökonomischen Effekt: Sie steigert Produktivität und Qualität.

Körper sind verschieden

Um Arbeitsplätze passend gestalten zu können, müssen die verschiedenen Körpermaße der Menschen berücksichtigt werden. Bei der Planung von Arbeitsplätzen geben Normen Orientierung: Zwischen dem „großen Menschen“ und dem „kleinen  Menschen“ bestehen deutliche Größenunterschiede.

Illustration mit sechs Einzelbildern, auf denen die unterschiedlichen Körpermaße und Platzbedarfe eines Mannes und einer Frau in stehender und sitzender Haltung abgebildet sind.
Körpermaß und Körperbau – klein, groß, Frau, Mann – sind individuell und bei der Gestaltung ergonomischer Arbeitsplätze zu berücksichtigen.

Der große Mensch wird zur Bemessung von Freiräumen berücksichtigt, denn er braucht Platz. Passen beispielsweise die Beine bequem unter den Tisch? Kleine Personen hingegen brauchen Nähe, um etwa alle Bedienelemente zu erreichen.

Europamensch als Orientierung

Bei der Gestaltung eines Arbeitsplatzes sollte diese Unterschiedlichkeit bedacht werden. Repräsentative Daten für die europäische Bevölkerung finden sich unter anderem in der DIN EN ISO 14738. Deren Maße beziehen sich auf den sogenannten Europamenschen. Er ist geschlechtsneutral und berücksichtigt die tendenziell kleineren Menschen im Süden und die größeren im Norden. Es empfiehlt sich, bei Planungen diese Maße zu berücksichtigen. Bei Montagelinien, Maschinen oder Anlagen ist eine Höhenverstellung nicht oder nur schwer möglich. Hier können höhenverstellbare Podeste genutzt werden, die auch kleineren Beschäftigten eine gute Arbeitsposition ermöglichen. An Steharbeitsplätzen bekommen die Knie durch einen Überstand der Arbeitsplatte nach vorne Raum. Dies ermöglicht entspanntes Stehen, das Wechseln des Gewichts von einem Bein auf das andere und Bewegungen, ohne mit den Knien anzustoßen. Im industriellen Bereich sollte der Fußraum immer so tief sein, dass auch große Füße nicht vorne anstoßen – es werden mindestens 21 Zentimeter empfohlen. Die Höhe des Fußraums wird nach Norm mit 22,6 Zentimeter bemessen. Die Arbeit an einem individuell passenden Arbeitsplatz sollte also das Ziel intelligenter Planung sein, denn für den Menschen passende Arbeitsbedingungen sind die Grundlage für sehr gute Arbeitsergebnisse.

Dr. Sylvia Hubalek, Stefan Kindermann