Fehlbelastungen führen zu Verspannungen, Schmerzen und im schlimmsten Fall zu bleibenden Gesundheitsschäden. Unternehmen sollten deshalb in Arbeitsplätze investieren, die zu den ergonomischen Bedürfnissen ihrer Beschäftigten passen. Nicht der Mensch sollte sich an den Arbeitsplatz anpassen müssen, sondern der Arbeitsplatz sollte so gestaltet sein, dass er sich ideal auf den Menschen einstellen lässt. Auf lange Sicht lohnen sich entsprechende Investitionen, weil Beschäftigte gesund bleiben, weniger Krankheitsausfälle haben und bei der Arbeit weniger Fehler machen. Ergonomie hat damit nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch einen positiven ökonomischen Effekt: Sie steigert Produktivität und Qualität.
25 Prozent
aller Arbeitsunfähigkeitstage bundesweit gehen auf Beschwerden in Rücken, Muskeln und Gelenken zurück. Unser Körper benötigt ein gesundes Maß an Belastungen. Treten sie jedoch einseitig oder über einen längeren Zeitraum erhöht auf, können sie das Muskel- Skelett-System schädigen. Abhilfe bieten unter anderem höhenverstellbare Arbeitsplätze, die den Stand der Technik darstellen.
Körper sind verschieden
Um Arbeitsplätze passend gestalten zu können, müssen die verschiedenen Körpermaße der Menschen berücksichtigt werden. Bei der Planung von Arbeitsplätzen geben Normen Orientierung: Zwischen dem „großen Menschen“ und dem „kleinen Menschen“ bestehen deutliche Größenunterschiede.
Der große Mensch wird zur Bemessung von Freiräumen berücksichtigt, denn er braucht Platz. Passen beispielsweise die Beine bequem unter den Tisch? Kleine Personen hingegen brauchen Nähe, um etwa alle Bedienelemente zu erreichen.
Sitzen und Stehen
Ideal ist der häufige Wechsel von Stehen und Sitzen mit gelegentlichem Gehen. Elektrisch höhenverstellbare Tische ermöglichen den komfortablen Wechsel und die unkomplizierte Anpassung der Arbeitshöhe auf verschiedene Größen. Damit sowohl kleine als auch große Menschen sitzend und stehend arbeiten können, ist ein Verstellbereich von 525 bis 1.225 Millimeter notwendig. Beim Sitzarbeitsplatz wird der Beinfreiraum unter dem Tisch für den großen „Europamenschen“ ausgelegt. Zu den relevanten Körpermaßen kommt noch ein Zuschlag für Kleidung und Bewegungsfreiraum hinzu. Empfohlen werden auf Kniehöhe mindestens 54,7 Zentimeter Freiraum – ab Tischkante. Der zusätzliche Freiraum im Fußbereich soll das Ausstrecken der Beine ermöglichen und von der Tischkante gemessen 88,2 Zentimeter betragen. Kleinere Menschen benötigen bei einer festen Tischhöhe neben einem verstellbaren Stuhl auch ein in der Höhe anpassbares, mindestens 70 Zentimeter x 70 Zentimeter großes Podest für die Füße, damit sie ihre Beine ganz ausstrecken können. Für die Breite des Beinraums unter dem Tisch werden mehr als 79 Zentimeter empfohlen. Auch die Sitzhaltung sollte regelmäßig variiert werden, um Muskeln und Gelenke zu entlasten.
Europamensch als Orientierung
Bei der Gestaltung eines Arbeitsplatzes sollte diese Unterschiedlichkeit bedacht werden. Repräsentative Daten für die europäische Bevölkerung finden sich unter anderem in der DIN EN ISO 14738. Deren Maße beziehen sich auf den sogenannten Europamenschen. Er ist geschlechtsneutral und berücksichtigt die tendenziell kleineren Menschen im Süden und die größeren im Norden. Es empfiehlt sich, bei Planungen diese Maße zu berücksichtigen. Bei Montagelinien, Maschinen oder Anlagen ist eine Höhenverstellung nicht oder nur schwer möglich. Hier können höhenverstellbare Podeste genutzt werden, die auch kleineren Beschäftigten eine gute Arbeitsposition ermöglichen. An Steharbeitsplätzen bekommen die Knie durch einen Überstand der Arbeitsplatte nach vorne Raum. Dies ermöglicht entspanntes Stehen, das Wechseln des Gewichts von einem Bein auf das andere und Bewegungen, ohne mit den Knien anzustoßen. Im industriellen Bereich sollte der Fußraum immer so tief sein, dass auch große Füße nicht vorne anstoßen – es werden mindestens 21 Zentimeter empfohlen. Die Höhe des Fußraums wird nach Norm mit 22,6 Zentimeter bemessen. Die Arbeit an einem individuell passenden Arbeitsplatz sollte also das Ziel intelligenter Planung sein, denn für den Menschen passende Arbeitsbedingungen sind die Grundlage für sehr gute Arbeitsergebnisse.
Dr. Sylvia Hubalek, Stefan Kindermann
→ info
- Übersichtsseite Ergonomie: www.bgetem, Webcode 13658094
- Ergochecker: www.bgetem.de, Webcode M21573760
- Wenn auch Sie mit dem Gedanken spielen, Ergonomie mit System in Ihrem Unternehmen zu etablieren: Die Tipps aus der Handlungshilfe „Ergonomie in der Industrie – aber wie?“ (INQA) sind ein guter Einstieg. Bei Fragen können Sie sich auch gern an die BG ETEM wenden: inqa.de (PDF)
- Podcast-Folge Muskel-Skelett-Belastungen: www.bgetem.de, Webcode 15539818
Diesen Beitrag teilen