Teambesprechung der STB Sachsenwind über Arbeitssicherheit in einem Konferenzraum mit mehreren Personen, die Mund-Nasen-Schutz tragen.

Die Arbeit auf Windkraftanlagen ist gefährlich. Das Team von STB Sachsenwind bereitet sich daher akribisch auf jeden Einsatz vor.

Raiko Schmidt muss in seinem Job oft hoch hinaus. Der 39-jährige Elektroingenieur prüft Windkraftanlagen „vom Fundament bis zur Blattspitze“. Schmidt arbeitet bei STB Sachsenwind in Dresden, einem Sachverständigenbüro für Windkraft- und Photovoltaikanlagen. „Zu unseren Aufgaben gehört es, die Funktion und Sicherheit der Anlagen zu bescheinigen sowie zu prüfen, ob sie korrekt gewartet werden.“

Um ihre Aufträge zu erfüllen, klettern die acht Beschäftigten auch bis in die Maschinengondel – oft weit mehr als 100 Meter über dem Boden. Hinauf führt in der Regel eine Leiter, die mit Steigsicherungssystemen genutzt wird. Selbst wenn – wie in manchen moderneren Anlagen – ein einfacher Aufzug vorhanden sind, müssen die Techniker die letzten zehn bis 15 Meter klettern.

„Arbeitssicherheit steht bei uns absolut im Vordergrund“, sagt Raiko Schmidt, der sich schon während des Studiums zur Sicherheitsfachkraft ausbilden ließ. „Unser Credo: Es darf nichts passieren!“ Daher gilt es, die Sensibilität für die ganze Palette an Gefährdungen – durch die Arbeit in großer Höhe, in engen Räumen, auf energieerzeugenden Anlagen – hochzuhalten. Die innerbetriebliche Kommunikation spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle.

Viele Menschen denken, Kommunikation sei mündliche oder schriftliche Weitergabe von Daten. Aber die Erfahrung lehrt uns, dass Missverständnisse alltäglich sind. Das ist in der Regel kein böser Wille, sondern vielmehr eine Frage von ...

Zuhören und verstehen

„Kommunikation ist keine einseitige Angelegenheit. Es kommt nicht allein darauf an, sich mitzuteilen, sondern einen Weg zu finden, herauszufinden, was angekommen ist“, sagt Dr. Just Mields, Arbeitspsychologe bei der BG ETEM. Er kennt die einschlägigen Modelle, die alle um ein Grundproblem kreisen: Wie geht man damit um, dass einer etwas sagt und der andere etwas ganz anderes versteht – oder auch gar nichts?

Ein Beispiel: „Hey, wir müssen heute fertig werden!“, ist von Kollege A als reine Sachinformation gemeint. B hört heraus, dass Schnelligkeit Vorrang hat und alles andere unwichtig ist. C fühlt sich als lahme Schnecke persönlich beleidigt und D hört nur die Not des gestressten Chefs und will ihn am liebsten in den Arm nehmen.

Kommunikationswissenschaftler haben vielfach beschrieben, dass eine Sachinformation nie allein für sich steht. Damit keine Missverständnisse entstehen, kennen sie ein einfaches Mittel: den Rückkopplungsprozess. Das heißt, Kommunikation sollte zweiseitig gestaltet sein – einfach durch häufiges Nachfragen, was tatsächlich verstanden wurde.

„Weniger Monolog und mehr Dialog. Es wirkt sich positiv aus, wenn man Menschen nach ihrer Meinung fragt und sie einbezieht.“ Dadurch entstehen Vertrauen, Engagement und Handlungssicherheit. Auch gegenseitige Wertschätzung ist für Just Mields eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Kommunikation gelingt.

Video: Erleben Sie Raiko Schmidt im Interview im Büro und bei der Arbeit auf Windkraftanlagen

Im Team besprechen

Für die betriebliche Praxis stellt sich die Frage: Wie bekomme ich Sicherheit und Gesundheit in die Köpfe meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Ein wichtiger Aspekt für Mields: „Einen regelmäßigen Termin setzen, in dem Arbeitssicherheit im Mittelpunkt steht. Und dann an den täglichen Problemen und Erfahrungen ansetzen. So vermeidet man, ins Allgemeine abzudriften, lernt voneinander und findet Lösungen, die allen nutzen.“

STB Sachsenwind hat dazu ein einfaches Hilfsmittel genutzt: das Risikoposter der BG ETEM. „Es lag einer der letzten Ausgaben der etem bei“, erinnert sich Raiko Schmidt. „Da haben wir beschlossen, wir gucken uns das mal an.“ Das Poster wurde im Betrieb aufgehängt. Im Laufe eines Tages kamen alle Kolleginnen und Kollegen inklusive Geschäftsführer Rudolf Hofmann daran vorbei, diskutierten die Handlungsfelder und hielten auf dem Poster fest, was sich im Betrieb verbessern lässt.

Ganz wichtig: Jede Stimme zählte, jeder und jede konnte etwas beitragen. Für Schmidt steht das „Miteinander“ beim Thema Arbeitssicherheit im Mittelpunkt. „Daher haben wir den Begriff auf dem Poster auch extra unterstrichen.“

Zu den Zielen gehört, mobiles Arbeiten mehr zu fördern – auch wenn die Pandemie vorbei sein wird. Der Erfahrungsaustausch untereinander – ohnehin ein wichtiger Aspekt – soll weiter verbessert werden. Dazu Raiko Schmidt: „Bei uns läuft vieles schon sehr gut, aber wir haben gesehen, dass es in der täglichen Arbeit immer etwas zum Nachjustieren gibt.“

Elektroingenieur und Sicherheitsfachkraft Raiko Schmidt von der STB Sachsenwind arbeitet auf einem Windrad.

Bei der Arbeit auf Windrädern muss jeder Handgriff sitzen. Klare Absprachen im Team sind dabei lebenswichtig.