Blick in das verschmorte Innere eines Anreih-Hausanschlusskastens
Anreih-HAK nach einem Schadensereignis mit Störlichtbogen

Anreih-HAK des ehemaligen Herstellers Krone wurden bevorzugt vor der Wiedervereinigung in Häusern mit vielen Wohneinheiten in den alten Bundesländern verbaut.

Kellerraum mit aneinandergereihten Hausanschlusskästen
Kellerraum mit aneinandergereihten Hausanschlusskästen

Die Anreih-Technik ermöglicht es mit durchgehenden Sammelschienen, die am Boden der HAK angebracht sind, mehrere Kästen nebeneinander zu montieren. So lassen sich mit nur einer Einspeisung mehrere Wohneinheiten versorgen. 

Blick in einen demontierten Anreih-Hausanschlusskasten
Ein demontierter Anreih-Hausanschlusskasten

Die Gefahr: Auch wenn die NH-Sicherungseinsätze für die nach oben abgehenden Steigleitungen entfernt sind, stehen die Sammelschienen durch die Einspeiseleitung weiterhin unter Spannung.

Auf diese Gefahr weisen in vielen Anreih-HAK zwar Aufkleber hin, aber diese Aufkleber sind sehr klein und durch die dort installierten Adern der Steigleitungen verdeckt. In den oftmals eher dunklen Kellerbereichen sind sie zudem schlecht zu erkennen.

Die Hinweisschilder in Hausanschlusskästen sind oft sehr klein und teils verdeckt.

So haben Elektrohandwerker, die durch Hausbesitzer mit Modernisierungsarbeiten wie beispielsweise der Umstellung auf ein TN-C-S-Netzsystem beauftragt waren, nach dem Freischalten durch das Ziehen der NH-Sicherungseinsätze im Hausanschlusskasten die abgehende Steigleitung demontiert, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein. Ein Kurzschluss zwischen den Sammelschienen oder ein Erdschluss gegen den PEN-Leiter war dann mehrfach die Ursache für einen Störlichtbogen mit hohem Energieinhalt.

Handwerker vor Ort, die keine persönliche Schutzausrüstung gegen Störlichtbögen (PSAgS) trugen, erlitten dabei schwere Verbrennungen am Oberkörper und im Gesicht.

Maßnahmen zur Unfallverhütung

In den Datensystemen der Verteilnetzbetreiber (VNBs) ist in aller Regel nicht vermerkt, ob und wo diese Anreih-HAK eingebaut sind. Geschätzt sind heute noch deutlich mehr als 10.000 dieser Anschlusskästen in den alten Bundesländern in Betrieb. Vielen, insbesondere jüngeren Monteurinnen und Monteuren, dürfte die Gefahr bei Arbeiten an diesen HAK nicht bewusst sein. Hinzu kommt, dass die Möglichkeit des Anreihens von HAK vielfach nicht genutzt wurde, diese also durchaus auch in Einfamilienhäusern vorzufinden sind.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen sich solche Unfälle verhüten lassen. So kann beispielsweise ein Warnschild auf dem Deckel des HAKs oder in der Nähe an der Wand auf die Gefahr hinweisen.

Ein gelbes Warnschild, dessen Text darauf hinweist, dass bei Arbeiten am oder im HAK noch Spannung anliegt
Ein Warnschild auf dem Deckel des HAKs oder an der Wand kann auf die Gefahr hinweisen (Beispielschild).

Da den Verteilnetzbetreibern aber nicht bekannt ist, in welchen Häusern sich Anreih-HAK befinden, sind sie hierbei auf Unterstützung angewiesen, zum Beispiel von Monteurinnen und Monteuren der Gas- und Wasserversorgung: Diese können die Anreih-HAK bei turnusmäßigen Arbeiten erkennen und mit Warnschildern versehen.

Hartmut Oelmann, Hans-Peter Steimel