Unternehmen müssen in den kommenden Jahren instabiles Wetter und Extremwetterlagen bewältigen. Dazu gehören Hitzerekorde im Sommer, unvorhersehbar hohe Niederschlagsmengen oder Dürreperioden mit Folgen für Lieferketten und Sicherheitslage. Studien zu den Kosten des Klimawandels beziffern die bis Mitte des Jahrhunderts in Deutschland zu erwartenden klimabedingten Ausfälle in der Wirtschaft auf 250 bis 900 Milliarden Euro.
Sonne und Hitze
Ein in ganz Deutschland bereits spürbarer Effekt des Klimawandels ist, dass die Temperaturen steigen. Insbesondere die Sommer werden immer heißer – und die Sonne brennt vom Himmel. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen deshalb noch mehr darauf achten, ihre Beschäftigten vor UV-Strahlung zu schützen. Der sogenannte weiße Hautkrebs kann jeden treffen. Umso wichtiger ist konsequenter UV-Schutz mit technischen, organisatorischen und personenbezogenen Schutzmaßnahmen, Kopfbedeckungen, geeigneter Kleidung und Sonnenschutzmittel.
Neben der UV-Strahlung wirkt sich auch Hitze belastend und gesundheitsgefährdend aus. Mit Zunahme der heißen Tage steigen hitzebedingte Erkrankungen an, auch die Unfallgefahr steigt mit zunehmender Temperatur. Egal ob Hitze oder andere Extremwetterlagen, unmittelbar betroffen sind Menschen, die draußen arbeiten. Außerdem müssen vulnerable Gruppen in der Belegschaft besonders geschützt werden. Hierzu gehören Schwangere, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen. Die Folgen des Klimawandels können auch psychische Belastungen mit sich bringen. Der Umbau hin zur Klimaneutralität etwa bringt an vielen Arbeitsplätzen Veränderungen mit sich. Darüber hinaus können fehlende Stabilität und schlechte Nachrichten Ängste auslösen.
Arbeitsschutz kann dazu beitragen, die Folgen des Klimawandels aktiv zu bewältigen – und negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu vermeiden.
Gabriele Franke
Klimawandel und Arbeitsalltag
UV-Strahlung
Problem: Vor allem in den Sommermonaten scheint die Sonne länger, die UV-Strahlung ist stärker. Laut „Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland“ des Umweltbundesamts erhöht der Klimawandel die potenzielle UV-Strahlungsbelastung der Bevölkerung.
Gesundheitliche Risiken: Haut- und Augenschäden, Hautkrebs, verminderte Immunabwehr. Zwischen 2001 und 2021 stieg laut Statistischem Bundesamt die Zahl der Todesfälle durch Hautkrebs.
Gefährdete Gruppen: Beschäftigte im Freien haben einem Gutachten des Bundesarbeitsministeriums zufolge gegenüber der restlichen Bevölkerung eine zwei- bis dreifach erhöhte UV-Lebenszeitdosis und sind damit besonders gefährdet.
Was tun? technische, organisatorische und personenbezogene Schutzmaßnahmen, Kopfbedeckungen, geeignete Kleidung und Sonnenschutzmittel
Folgen des Klimawandels ...
... sollten auch in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt sein. Unternehmen sollten notwendige Maßnahmen in Absprache mit den innerbetrieblichen Akteuren umsetzen.
Übertragbare Krankheiten
Problem: Der Klimawandel begünstigt die Verbreitung von bisher in gemäßigten Breiten nicht aufgetretenen Krankheiten. Dabei spielen eingewanderte Insekten wie die Asiatische Tigermücke eine Rolle. Aber auch heimische Mücken können eingeschleppte Krankheitserreger wie Chikungunya- und Zika-Viren übertragen. Gesundheitliche Risiken: vermehrtes Auftreten von durch Stechmücken oder Zecken übertragene Infektionen wie Lyme-Borreliose, Malaria oder Dengue-Fieber Gefährdete Gruppen: Beschäftigte im Außenbereich, Beschäftigte im Auslandseinsatz
Was tun? Aufklärung der Beschäftigten über mögliche Risiken, Beratung durch Betriebsärztin oder Betriebsarzt, Mückenschutz, Schulung zum Umgang mit Zecken
Wussten Sie, dass …
… bis zu sechs Millionen Beschäftigte zwischen April und September an mindestens 50 Tagen zwischen 10.00 und 15.00 Uhr im Freien arbeiten?
(Quelle: IPA Aktuell 3/22)
Hitze
Problem: 2023 war weltweit das heißeste Jahr der Geschichte. Die Durchschnittstemperatur lag laut EU-Klimawandeldienst Copernicus um mehr als 1,4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Und die Temperaturen werden weiter steigen. Ohne wirksamen Klimaschutz erwarten Forscherinnen und Forscher bis Ende des Jahrhunderts einen Anstieg um 2,4 Grad Celsius. Gesundheitliche Risiken: Ermüdung, Konzentrationsschwächen, Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit, höheres Unfallrisiko, Belastungen für Herz und Kreislauf sowie Organe wie zum Beispiel Nieren, Dehydrierung, Hitzschlag
Gefährdete Gruppen: Beschäftigte im Außenbereich, ältere und übergewichtige Beschäftigte, Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere
Was tun? Erstellen eines Hitzeschutzplans, Ergreifen von Sofortmaßnahmen wie Bereitstellen von Trinkwasser, Sonnenschutz, angepasste Arbeitskleidung, Verlegung von Außenarbeiten in Morgen- oder Abendstunden, Kühlung von aufgeheizten Innenräumen.
Psychische Belastungen
Problem: Veränderungen durch den Klimawandel verunsichern viele Beschäftigte. Gesundheitliche Risiken: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachten eine Zunahme von Traumata, posttraumatischen Belastungsstörungen zum Beispiel nach Naturkatastrophen, Stress- sowie Angstzuständen und Depressionen. Ursache können auch durch den Klimawandel verursachte Veränderungsprozesse (mögliche Arbeitsplatzverluste) sein.
Gefährdete Gruppen: alle Berufsgruppen und Branchen
Was tun? offene Führungskultur, Transparenz in der Kommunikation bei Veränderungsprozessen
Checkliste
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel:
- Wurde die Gefährdungsbeurteilung für Arbeiten im Freien mit UV-Belastung und Hitze durchgeführt? Wurden technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen umgesetzt?
- Lassen sich Hitze- und UV-Belastung mit einer Anpassung der Arbeitszeiten verringern?
- Ist das Verhalten an Hitzetagen in betrieblichen Vereinbarungen geregelt?
- Gibt es besonders gefährdete Personengruppen und entsprechende Schutzmaßnahmen, etwa einen Ruheraum für Schwangere?
- Wird ein Frühwarnsystem für UV-Strahlung, Hitze und Extremwetter genutzt?
- Lässt sich das Aufheizen von Gebäuden verhindern (Nachtauskühlung, außenliegender Sonnenschutz, Dämmung unter anderem des Daches, Reduktion von Glasflächen bei der Planung von Neubauten)?
- Sind ausreichend Beschäftigte für die Erste Hilfe ausgebildet?
- Gibt es eine Gefährdungsbeurteilung? Liegt ein Notfallplan vor?
- Sind die Betriebsanlagen ausreichend gegen Hochwasser geschützt, etwa durch Schotten an den Kellerfenstern, funktionierende Pumpen und Bordsteinkanten, die abfließendes Wasser auf der Straße halten?
- Sind bestehende Klimaanlagen auf steigende Temperaturen ausgelegt?
- Sofern das innerbetriebliche Brandrisiko wegen steigender Temperaturen zunimmt: sind entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen?
- Sind Dach und Gebäudestatik ausreichend auf Extremwetter ausgelegt (Wind, Schnee)?
- Wird bei Neubauplanungen das Mikroklima zwischen Gebäuden mitberücksichtigt (klima-angepasstes Bauen, Fassadenbeschattung, Laubbäume)?
→ info
- Übersichtsseite Sonnenstrahlung: www.bgetem.de, Webcode 15351016
- Portal der DGUV zum Klimawandel: www.dguv.de
- UV-Testkarte (Bestellnummer: S 272): www.bgetem.de, Webcode M23732284
- Karte „Sonnenschutz“ (S270): www.bgetem.de, Webcode M19883579
- Plakat „Alarmstufe Rot“ (P005/2023): www.bgetem.de, Webcode M23465020
- Broschüre „Hautschutz bei Tätigkeiten im Freien“ (T020): www.bgetem.de, Webcode M18652136
- DGUV Information 203-085 „Arbeiten unter der Sonne“: www.bgetem.de, Webcode M18913701
- DGUV Information 204-037 „Erste-Hilfe-Karte: Akute Hitzeerkrankungen“: www.bgetem.de, Webcode M18453134
- DGUV Information 215-444 „Sonnenschutz im Büro“: www.bgetem.de, Webcode M22935369
- DGUV Information 215-510 „Beurteilung des Raumklimas. Handlungshilfe für kleine und mittlere Unternehmen“: www.bgetem.de, Webcode M18424750
Lesen Sie auch:
- Zeckenzange und Sonnenschutz, in dieser Ausgabe
- Kühl bleiben, aus etem 3.2023
- Der Sonne entgehen – Infografik zum UV-Schutz bei Arbeiten im Freien, aus etem 2.2023
Diesen Beitrag teilen