Zwei gelbe, getragene Handschuhe liegen übereinander.

Mit zur Tätigkeit passenden Arbeitshandschuhen lassen sich viele unnötige Handverletzungen vermeiden. 

Der Auslöser war eine Analyse der Unfallzahlen. Die Kiepe Electric GmbH, ein Hersteller für elektrische Systeme für Straßenbahnen und Trolly-/Batteriebusse, stellte vor einigen Jahren fest, dass bei 42 Prozent aller Unfälle mit einer Ausfallzeit von mehr als einer Stunde die Hände betroffen waren. Unter der Leitung von Michael Trautmann,  Manager für Health-Safety-Environment (HSE – deutsch: Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz) bei dem Düsseldorfer Unternehmen, entwickelte deshalb ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Parcours mit zehn Stationen, bei dem die Sicherheit bei der Arbeit mit Händen im Vordergrund stehen sollte.

Das Motto der auf sieben Tage angelegten Aktion: „Sicherheit liegt in deiner Hand“. An jedem dieser Tage konnten Gruppen mit jeweils etwa 25-30 Beschäftigten einen je einstündigen Rundgang durch die Parcours-Räume machen. Dabei erhielten sie an den verschiedenen Stationen Denkanstöße für sicheres Arbeiten mit den Händen.

Und so sah der Parcours aus:

  • Station 1: konfrontierte die Beschäftigten mit der Anatomie der Hand und sensibilisierte für Belastungen, denen die Hände am jeweiligen Arbeitsplatz ausgesetzt sind.
    Anatomisches Modell einer Hand mit herausnehmbaren Teilen.
Sensible Sache: Eine kleine Plastik bot den Teilnehmenden am Aktionstag der Kiepe Electric GmbH einen Einblick in das Innenleben der Hände.  
  • Station 2: benannte interessante Zahlen und Fakten rund um die Hand („Handlotterie“), zum Beispiel diese: „25 Prozent des für Bewegung zuständigen Bereichs im Gehirn wird zur Steuerung der Hände benötigt. Kein anderes Körperteil beansprucht ein so großes Areal."
  • Station 3: führte verschiedene Beispiele für Tätigkeiten auf, bei denen die Hände im Arbeitsumfeld und im Privatleben täglich im Einsatz sind. Zudem hielt die Station sechs schwarze Kästen bereit, an denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Gefühl testen konnten: zum Beispiel für heiße und kalte, weiche und raue, kleine oder große Gegenstände.
  • Station 4: diente dazu, in wenigen Minuten kausale Zusammenhänge von Tätigkeiten, damit verbundenen Verletzungen und sinnvollen Schutzmaßnahmen zu erarbeiten.
  • Station 5: gab den Beschäftigten einen Einblick in die Unfallstatistik des Unternehmens. So waren bei der Kiepe Electric GmbH im Jahr 2016 bei acht von zehn registrierten Kleinstverletzungen im Verbandbuch die Hände im Spiel.
  • Station 6: führte anhand von Handverletzungen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens erlitten haben, plastisch die dafür verantwortlichen Ursachen vor Augen (etwa Zeitdruck, Ablenkung, Routine).
  • Station 7: ließ anhand von Alltagstätigkeiten wie Schuhe binden oder Schraube eindrehen, die mit nur acht Fingern ausgeübt werden sollten, die körperliche Beeinträchtigung bei einem Verlust von Fingern erahnen (insbesondere des Daumens und des Zeigefingers).
    Schuhe binden mit einem Gummihandschuh.
Zehn Finger für mehr Beweglichkeit: Anhand von Alltagstätigkeiten wie Schuhe binden konnten die Beschäftigten mit den eigenen Händen erfahren, warum der Verlust eines Fingers das Leben schwerer macht. 
  • Station 8: gab anhand von Praxisbeispielen aus dem Unternehmensumfeld Hinweise für das richtige Verhalten bei der Arbeit mit Händen.
  • Station 9: bot eine Übersicht über Arbeitshandschuhe (zum Beispiel für Schneidarbeiten oder Arbeiten mit Chemikalien), die je nach Tätigkeit getragen werden sollen und ein sicheres Arbeiten ermöglichen.
    Mehrere unterschiedliche Arten von Arbeitshandschuhen liegen auf einem Tisch nebeneinander, darunter jeweils ein Blatt mit Beschreibung.
Sauber aufgereiht: Je nach Tätigkeit benötigen Beschäftigte unterschiedliche Arbeitshandschuhe. Der Aktionstag stellte einige davon vor. 
  • Station 10: fasste in einem Multiple-Choice-Fragebogen die an den vorherigen Stationen in Erinnerung gerufenen Ergebnisse prägnant zusammen.

Die Resonanz auf das Handsicherheits-Training war aus Sicht des HSE-Managers sehr erfreulich: An den insgesamt neun absolvierten Parcours-Durchläufen während der Aktionswoche beteiligten sich 223 Beschäftigte – vor allem aus den besonders risikobehafteten Bereichen Entwicklung und Produktion. Zudem honorierten sie die Idee und die Umsetzung der Handschutztage im Schnitt mit der Note 1,8.                            

Für die Verantwortlichen ebenfalls wichtig: Auch die Unternehmensleitung unterstützte die Aktion. Auf diese Weise praktizierten Arbeitgeber und Beschäftigte des Unternehmens an den Aktionstagen Arbeitssicherheit wortwörtlich Hand in Hand.

Ob die zunächst als einmalige Veranstaltung geplante Handschutz-Aktion wiederholt wird, ist derzeit noch unklar. „Aufgrund der positiven Resonanz ergibt es aber mit Sicherheit Sinn, über eine Wiederholung nachzudenken“, sagt Michael Trautmann. Zudem sei aus Reihen der Teilnehmenden auch der Wunsch gekommen, in Zukunft ähnliche Aktionen zu weiteren Themen wie Abfallentsorgung oder Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz anzubieten.       

Stefan Thissen