Die rund 640 Mautsäulen (s.g. KonSL, siehe Abbildung 1) in Deutschland bestehen aus einzelnen Ringelementen, die ein Gewicht bis zu 30 kg aufweisen können (siehe Abbildung 2). Die Gesamthöhe beträgt ca. vier Meter und die Aufstellflächen haben Abmessungen von ca. 160 x 300 cm.
Generalunternehmen für Mautsäulen-Wartung
Die telent GmbH ist ein Dienstleistungs- und Telekommunikationsunternehmen und Mitgliedsunternehmen der BG ETEM. Zu ihren Services gehört u. a. der Bereich Transport & Verkehr, in dem die Firma als Generalunternehmer für die Wartung, Störungsbeseitigung und Reinigung von Kontrollsäulen für die Lkw-Maut an Bundesstraßen verantwortlich ist.
Herausforderung Wartung und Reparatur
Zu den Arbeitsaufgaben (sog. Dienstleistungs-Standards) zählen neben Reinigungsarbeiten auch eine halbjährliche Wartung bzw. Reparatur von einzelnen Komponenten der Mautsäulen. Zur fach- und praxisgerechten Bewertung wurde deshalb ein Projektteam bestehend aus zwei Technikern, dem Teamleiter und der Fachkraft für Arbeitssicherheit gebildet. Basis der Überlegungen waren zunächst die Informationen aus einer „Infrastrukturanalyse“, bevor im Zuge einer Gefährdungsbeurteilung die folgenden Gefährdungsschwerpunkte herausgearbeitet wurden:
- Absturz
- Ergonomie
- Zugänge (Parksituation, Laufwege)
- Alleinarbeit
- Witterungsbedingungen
- Straßenverkehr (Lärm etc.)
Erforderliche Maßnahmen aus der Gefährdungsbeurteilung
Die Tätigkeiten gelten laut DGUV Vorschrift 38 „Bauarbeiten“, § 2 Abs. 1, als Arbeiten zur Instandhaltung baulicher Anlagen. Ab einer Arbeitshöhe von zwei Metern müssen Schutzeinrichtungen gegen Absturz vorgesehen werden. Insbesondere Gerüste sind entsprechend aufzustellen und zu verankern, damit sie die anfallenden Lasten aufnehmen und ableiten (vgl. DGUV Vorschrift 38 § 5 Abs. 1). Leitern dürfen grundsätzlich nur bis zu einer Standhöhe von fünf Metern für zeitweilige Arbeiten (≤ 2 h/ Arbeitsschicht) benutzt werden und der Mitarbeiter muss mit beiden Füßen auf einer Stufe oder Plattform stehen (vgl. DGUV Vorschrift 38 § 8 Abs. 7 und Abbildung 8). Außerdem sind die Umgebungs- und Witterungsbedingungen zu berücksichtigen, sodass in der Gesamtbetrachtung von einer geringen Gefährdung und geringen Dauer ausgegangen werden kann (vgl. TRBS 2121, Teil 2 „Gefährdung von Beschäftigten bei der Verwendung von Leitern“, Abschnitt 4.2).
Schutzkonzept nach Arbeitsbereichen
Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte erarbeitete das Projektteam ein Schutzkonzept. Dazu wurden die Tätigkeiten an der Kon SL zunächst in höhenabhängige Arbeitsbereiche (Arbeitszonen) eingeteilt:
Zur Beurteilung der Alleinarbeit wurden die Bewertungskriterien der DGUV-Regel 112-139 „Einsatz von Personen-Notsignal-Anlagen“ herangezogen. Dazu ist die Handlungsfähigkeit (siehe Tabelle 1) der alleinarbeitenden Person zu bewerten.
Gefährdungsstufen |
Handlungsfähigkeit der Person |
Gefährdungsziffern GZ |
---|---|---|
Gering |
Gefährdungsfaktoren, die bei der allein arbeitenden Person geringe Verletzungen beziehungsweise geringe akute Beeinträchtigungen der Gesundheit bewirken können. |
1–3 |
Erhöht |
Erhöhte Gefährdungsfaktoren, die bei der allein arbeitenden Person erhebliche Verletzungen beziehungsweise erhebliche akute Beeinträchtigungen der Gesundheit bewirken können. |
4–6 |
Kritisch |
Gefährdungsfaktoren, die bei der allein arbeitenden Person besonders schwere Verletzungen beziehungsweise schwere akute Beeinträchtigungen der Gesundheit bewirken können. |
7–10 |
Als weiteres Kriterium ist zu bewerten, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Notfall überhaupt auftreten kann (siehe Tabelle 2).
Gefährdungsstufen |
Wahrscheinlichkeit eines Notfalls |
Notfallwahrscheinlichkeit |
---|---|---|
Gering |
Es sind grundsätzlich keine Notfälle zu erwarten, ein Notfall ist bisher kaum aufgetreten oder vorstellbar. |
1–3 |
Mäßig |
Erfahrungsgemäß sind Notfälle möglich. Unter ähnlichen Arbeitsbedingungen sind Notfälle gelegentlich aufgetreten. |
4–6 |
Hoch | Es ist auch unter normalen Umständen mit Notfällen zu rechnen. Unter ähnlichen Arbeitsbedingungen sind Notfälle wiederholt aufgetreten. |
7–10 |