Sicherheitsimpuls BSH: Zwei Männer stehen vor einer Schautafel mit Sicherheitsinfos.

Der „Sicherheitsimpuls" geht einmal pro Woche per E-Mail an die Führungskräfte bei BSH in Traunreut. Danach wird er bei Besprechungen eingesetzt.

„Leider geht uns der Stoff für unsere Sicherheitsimpulse bis jetzt nicht aus“, sagt Rainer Schissel. Der 51-Jährige ist Leiter Umwelt- und Arbeitsschutz am Standort Traunreut der BSH Hausgeräte GmbH. Mehr als 3.000 Beschäftigte entwickeln und produzieren im Chiemgau vor allem Herde, Backöfen, Kochfelder und kleine Hausgeräte für verschiedene Marken. Pro Jahr verlassen rund zwei Millionen Geräte das Werk.

Im September 2020 führten Schissel und sein Team den sogenannten Sicherheitsimpuls ein: Jeden Freitag erhalten alle Führungskräfte im Werk per Mail einen Einseiter mit Kurzinfos zu Unfallgeschehen, Unfallbeispielen und allgemeinen Arbeitsschutzthemen. Die Empfängerinnen und Empfänger setzen die Informationen bei ihren regelmäßigen Teambesprechungen ein. „Jedes Meeting beginnt mit einem Sicherheitsimpuls“, sagt Rainer Schissel. „Wir wollen allen Beschäftigten Hemmungen nehmen, auf Sicherheitsmängel hinzuweisen, und damit ihre Sinne schärfen.“

Sicherheitsimpuls BSH: Frau am Schreibtisch schaut auf PC-Bildschirm mit Intranet-Sicherheitsinfos.

Der Sicherheitsimpuls bietet Kurzinfos zum Unfallgeschehen, Unfallbeispiele und allgemeine Arbeitsschutzthemen.

Verständliche Inhalte

Der Standort Traunreut ist ein metallverarbeitender Betrieb. „Ein Schwerpunkt des Unfallgeschehens bei uns liegt bei Schnitt- und Stichverletzungen“, erklärt Schissel. Die Ursachen seien häufig verhaltensbedingt, sodass man sich manchmal frage: „Warum hat er das gemacht?“

An diesem Punkt setzt der Sicherheitsimpuls an. Um von möglichst allen verstanden zu werden, ist das Dokument übersichtlich und meist mit mehreren Fotos gestaltet. „An unserem Standort arbeiten Menschen aus 40 verschiedenen Ländern“, sagt Schissel. Trotz Sprachtest bei der Einstellung seien nicht alle so fit in Deutsch, dass sie längere Texte verstehen könnten. Daher ist der Sicherheitsimpuls auch als Anreiz für die Führungskräfte gedacht, ihre Unterweisungen in möglichst einfacher Sprache zu gestalten.

Themenvorschläge aus der Belegschaft

Die Rückmeldungen der Beschäftigten auf den Sicherheitsimpuls sind durchweg positiv. „Die Leute wissen, wovon wir reden, wenn wir das Thema bei unseren Begehungen ansprechen“, sagt Schissel. Das freut ihn. Teilweise kämen sogar Themenvorschläge aus der Belegschaft: „Dabei geht es unter anderem um den Verkehr auf dem Betriebsgelände – zum Beispiel einen Fußweg, den manche trotz Verbot mit dem Fahrrad nutzen, oder das Einhalten von Durchfahrtverboten für Autos.“

Sicherheitsimpuls BSH: Zwei Mitarbeiter stehen in einem Großraumbüro an einem Tisch und unterhalten sich. Einer hält einen Verbandskasten in der Hand, der andere simuliert einen verletzten Finger.

Themenvorschläge kommen aus der Belegschaft.

Wirkung

Im Jahr 2022 ist die Zahl der Arbeitsunfälle im Werk Traunreut gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent gesunken. „Ob das am Sicherheitsimpuls liegt, weiß ich nicht, aber er schafft einen Mehrwert in Sachen verhaltensbedingter Arbeitssicherheit“, sagt Schissel. Die wöchentliche Mail habe dazu geführt, dass mehr über Arbeitsschutz und Arbeitsunfälle gesprochen werde. Die Vision des Unternehmens sei klar, sagt Schissel: null Unfälle. In einem ersten Schritt soll die Unfallquote von derzeit 5,6 je 1 Million geleisteter Arbeitsstunden weiter nach unten gehen.

Auszeichnung der BG ETEM

Für die BG ETEM ist der Sicherheitsimpuls eine vorbildliche Aktion. Als eines von acht Unternehmen erhielt die BSH Hausgeräte GmbH beim Präventionspreis im Dezember 2022 eine Auszeichnung im Wert von 2.000 Euro. Johannes Tichi, Geschäftsführer der BG ETEM, sagte dazu: „Gemeinsam ist allen Preisträgern, dass sie im Arbeitsschutz deutlich mehr gemacht haben, als der Gesetzgeber fordert.“ Das gilt auch für BSH Hausgeräte.

Die BG ETEM vergibt den Präventionspreis seit 2008 alle zwei Jahre. Mit dem Preis zeichnet sie Maßnahmen und Projekte aus, die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit voranbringen. Bei der achten Runde im Jahr 2022 beteiligten sich 85 Unternehmen mit Einreichungen. Für die nächste Runde können sich Mitgliedsunternehmen ab sofort bewerben. Die Preisverleihung findet voraussichtlich im Dezember 2024 statt.

 

Dr. Michael Krause