Ein Mann im Jeanshemd sitzt im Homeoffice an einem Tisch vor einem Notebook und macht mit geschlossenen Augen eine Dehnungsübung, indem er die Arme mit verschränkten Fingern nach oben streckt.

Kurzpausen haben positive Effekte auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit.

Mal kurz das Werkzeug weglegen, ein paar Minuten lang aus dem Fenster statt auf den Bildschirm gucken, die Arbeit unterbrechen und tief durchatmen: Kleine Auszeiten während der Arbeitszeit, zusätzlich zur vorgeschriebenen längeren Pause, sind für viele Beschäftigte normal.

Gut so, denn Kurzpausen sind wichtig. Studien zeigen, dass sie positive Effekte auf das körperliche und psychische Wohlbefinden haben können. Und: Unternehmen müssen nicht befürchten, dass Beschäftigte wegen der quantitativ kürzeren Arbeitszeit weniger produktiv sind. In bisherigen Untersuchungen konnten Beschäftigte den Zeitverlust durch größere Effektivität mindestens ausgleichen. In manchen Fällen bewältigten sie darüber hinaus eine größere Arbeitsmenge oder erzielten eine bessere Qualität.

Beschäftigte können die kleinen Pausen während des Arbeitstages unterschiedlich gestalten, je nachdem welche Belastung mit der jeweiligen Tätigkeit verbunden ist. Stehen etwa körperliche Anforderungen im Vordergrund, brauchen die Beschäftigten

Toolbox KurzPausen

Ein weißer, flacher Karton mit der Aufschrift „Kurzpausen“ liegt neben einer blauen Karte in einer Halterung, auf der in weiß „Atempause“ steht.

Die Toolbox der BG ETEM enthält Anregungen zu Entspannung, Bewegung oder Konzentration.

Wie Kurzpausen optimal gestaltet werden können, hängt von den Bedingungen im Unternehmen und den Bedürfnissen der einzelnen Beschäftigten ab. Zur Inspiration bietet die BG ETEM ihren Mitgliedsbetrieben seit dem Jahr 2017 eine Toolbox an: Sie enthält 20 Übungen, die nur wenige Minuten dauern und die Entspannung, Bewegung, Motivation oder Konzentration fördern. Beschäftigte können sich nach eigenem Bedarf eine zur Belastungs- und Erschöpfungsart passende Übung aussuchen.

Flexibilität ist bei den Kurzpausen ein wesentlicher Aspekt. Wer durch Stress beansprucht ist, profitiert vielleicht von einer Entspannungsübung, genauso kann aber auch Bewegung helfen. Hier gilt es, Varianten auszuprobieren und die Wirkung zu beobachten.

Die KurzPausen-Toolbox gibt es neu auch als kostenfreie Browser-App. Die Übungen lassen sich nach Bedarf auf dem PC im Büro oder unterwegs auf dem Smartphone abspielen. Wer will, kann sich die Übungen vorlesen lassen – das erleichtert die Anwendung und hilft besonders bei den Entspannungsübungen. Wer lieber die einzelnen Übungskarten in der Hand hält, kann die Toolbox weiterhin im Medienshop der BG ETEM bestellen.

Ein Smartphone zeigt auf dem Display einen Text mit der Überschrift „Relax!“

Die KurzPausen-Toolbox gibt es nun auch als kostenfreie Browser-App.

Warum sind Pausen wichtig?

Wer sportlich aktiv ist, kennt das: Auf ein intensives Training folgt eine Erholungspause, damit der Körper regenerieren und sich an die Belastung anpassen kann.

Verzichtet man auf die Phase der Erholung, ist das Training weniger effektiv. Auf Dauer kann es sogar zu einer Überbelastung sowie körperlichen und psychischen Beschwerden führen. Man spricht dann vom Übertrainingssyndrom.

Dieses Prinzip gilt ähnlich auch in der Arbeitswelt. Arbeit führt je nach Tätigkeit in unterschiedlichem Ausmaß zu körperlicher und psychischer Ermüdung, Monotonie, Stress oder psychischer Sättigung. Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten lassen dadurch nach. Pausen können einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich leisten.

Im Arbeitszeitgesetz gibt es deshalb staatliche Vorgaben zur maximalen Arbeitszeit, zu Ruhepausen und zu Ruhezeiten. Kurzpausen sind eine Ergänzung der gesetzlich vorgegebenen Ruhezeiten – sie ersetzen diese aber nicht.

Gut genutzte Unterbrechungen strukturieren den Arbeitstag und bedeuten für Beschäftigte ein Stück Selbstbestimmung in einer sonst mit festgelegten Aufgaben gefüllten Schicht. Pausen geben Gelegenheit zum gezielten Ausgleich einseitiger Belastungen. Genauso ermöglichen sie den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Bekommen Beschäftigte die benötigte Erholung nicht, kann das nachweislich negative Folgen haben. Studien zufolge steigt etwa das Risiko für Arbeitsunfälle, wenn Pausen während einer Arbeitsschicht verkürzt oder weit ans Ende der Schicht geschoben werden.

Wer in seinem Unternehmen aktiv dafür sorgt, dass Pausen und Ruhezeiten eingehalten und genutzt werden, tut also nicht nur etwas für die Gesundheit der Beschäftigten, sondern leistet gleichzeitig einen Beitrag zur Arbeitssicherheit.

Wie sieht die ideale Pause aus?

Obwohl die Notwendigkeit und der Nutzen von Pausen unstrittig sind, gibt es bei der konkreten Gestaltung offene Fragen. Empfehlungen werden deshalb häufig individuell erarbeitet und sind von den Bedingungen vor Ort sowie den Vorlieben der Beschäftigten abhängig. Betriebsärztliche Unterstützung ist hilfreich, sowohl zur Klärung individueller Fragen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch bei der Organisation und Gestaltung von Pausenangeboten im Betrieb.

Vor diesem Hintergrund kann es sich lohnen, verschiedene Möglichkeiten zur Pausengestaltung zu schaffen. Neben Rückzugs- und Ruheräumen kann es zum Beispiel gleichzeitig Gemeinschaftsküchen oder Sitzgruppen geben, um sich während der Pausen mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Gelegenheiten, die Pause in natürlicher Umgebung wie einem Garten oder Park zu verbringen, können Beschäftigten helfen, körperlich und gedanklich Abstand vom Arbeitsplatz zu gewinnen. Bei Tätigkeiten im Sitzen mit überwiegend psychischen Anforderungen bietet sich eine tägliche Mischung aus aktiven und passiven Pauseninhalten an.

 

Christian Fries