Das Bild zeigt zwei Männer in schwarzen T-Shirts. Sie stehen in einem Raum mit Seilen und Steigschutz-Gegenständen an der Wand. Beide tragen einen weißen Schutzhelm sowie schwarz-orangene Sicherungsgurte um den Oberkörper. Das Mann links hält Seilenden mit Karabinerhaken und Seilführung in die Höhe.

Schulungen sind ein Muss, um die größtmögliche Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten.

Ob für Freileitungsmonteure beim Bau oder für Elektrotechniker bei der späteren Wartung – Hochspannungsmasten sind Arbeitsplätze mit erhöhtem Unfallrisiko. Für Beschäftigte von Energieversorgern oder Netzbetreibern und ihren Lieferanten ist die Arbeitssicherheit daher ein unverzichtbarer Faktor. Sie müssen sich laut Gesetzgeber zuverlässig vor Verletzungen schützen und verpflichtend eine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) tragen. Dazu gehören beispielsweise Wetterschutzkleidung, Kopf- und Handschutz sowie Sicherheitsschuhe.

Auch auf Absturzsicherung dürfen Beschäftigte nicht verzichten, da sie in den meisten Fällen viele Meter über dem Boden und an schwer zugänglichen Stellen arbeiten. Schon der Zugang über eine Leiter ist nicht ohne Risiko, denn bei einem Tritt ins Leere droht ein lebensbedrohlicher Sturz in die Tiefe.

Davor müssen sich in Zukunft auch Beschäftigte von Telekommunikationsbetreibern oder dem Fieldservice schützen, die vermehrt auch an Hochspannungsmasten arbeiten werden. Denn im Zuge des angestrebten Ausbaus mit dem 5G-Netzstandard werden diese Konstruktionen in Deutschland zunehmend auch als Antennenträger für Mobilfunkanlagen genutzt.

Persönliche Schutzausrüstung (kurz PSA) gegen Absturz kann Leben retten. Dazu muss die Ausrüstung aber nicht nur in einwandfreiem Zustand sein. Um sich zu schützen, muss die PSA auch korrekt angelegt werden.

Fehlende Routine erhöht Unfallgefahr

Um einen Absturz von Beschäftigten zu verhindern, kommen häufig Steigleitern mit Schutzeinrichtungen zum Einsatz. Diese Systeme sind permanent etwa an einem Hochspannungsmast installiert.

Sie bestehen aus einer festen Führung wie einer Schiene oder einem Stahlseil sowie einem mitlaufenden Auffanggerät, dem Steigschutzläufer. Dieser wird als Teil der PSA gegen Absturz (PSAgA) am Körper mitgeführt und beim Steigen am angelegten Auffanggurt befestigt.

Mann in persönlicher Schutzausrüstung in schwarz und orange mit orangenem Helm und Sicherheitsbrille hält sich mit behandschuhten Händen an einer vertikalen Leiter fest, er trägt ein Gurtsystem am Oberkörper und ist mit einem Steigschutzläufer an einer Schiene gesichert.

Dieser Steigschutzläufer ist für Schienensysteme mit vertikaler C-Schiene geeignet.

Wird der Läufer mit der festen Führung verbunden, kann der Anwender gesichert auf- und absteigen. Im Falle eines Abrutschens oder Wegkippens von der Steigleiter löst die Bremse selbstständig aus, ein Absturz in die Tiefe wird dadurch verhindert. Zusätzliches Plus: Anwender können die Steigschutzeinrichtungen benutzen, ohne dass ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Zudem können sie Arbeitsmaterialien oder Werkzeuge unkompliziert mitführen.

Nutzt ein Wartungstechniker beispielsweise Leitern als vertikalen Zugang, wird das mitlaufende Auffanggerät an Schienen oder fest installierten Stahlseilen angebracht, die entlang der Steigwege geführt sind. Dabei ist ein sicherer Umgang mit der Ausrüstung für Beschäftigte insbesondere dann unverzichtbar, wenn sie ihre Absturzsicherung nicht jeden Tag einsetzen und ihnen deshalb die Routine fehlt.

So kann es in hektischen Phasen vorkommen, dass Anwender nicht überprüfen, ob sie den Steigschutzläufer beispielsweise beim Aufsetzen sicher verriegelt haben. Zudem kann es bei manchen alten Systemen vorkommen, dass der Läufer falsch in die Struktur eingesetzt wird. Das kann den Bremsmechanismus des Systems beeinträchtigen und im Falle eines Sturzes fatale Folgen haben. In der Praxis haben sich daher Steigschutzläufer etabliert, die Sicherheit und einfache Bedienung kombinieren.

Mit Details die Risiken minimieren

Eigenschaften wie diese rücken auch bei führenden Herstellern von Absturzsicherungen in den Mittelpunkt, wenn es um die Entwicklung neuer Lösungen zur Absturzsicherung geht. So sind beispielsweise Läufer für Systeme mit vertikaler C-Schiene entstanden, die gemäß EN 353-1:2014+A1:2017 zertifiziert sind. Solche Systeme kommen auch dann zum Einsatz, wenn an Energieversorgungsmasten Antennenanlagen für Mobilfunknetzbetreiber installiert worden sind.

Die Steigschutzläufer verfügen überdies über eine hohe Nutzerfreundlichkeit. So gibt es Ausführungen, die sich nur an den dafür vorgesehenen Entnahmestellen einsetzen und entnehmen lassen. Mit anderen Steigschutzläufern indes lassen sich diese Aktionen an jeder beliebigen Stelle der Schiene durchführen. Dadurch lässt sich der Steigschutzläufer auch dann entfernen, wenn etwa Arbeiten auf Zwischenebenen durchgeführt werden müssen. Ein Indikator an der Kopfseite zeigt überdies an, ob der Steigschutzläufer beim Aufsetzen sicher verriegelt wurde. Zudem verhindert ein seitlicher Sperrbolzen, dass der Läufer falsch herum auf die Schienen aufgesetzt werden kann.

Solche Steigschutzläufer sind jeweils für die Benutzung sowohl der Brust- als auch der Steigschutzöse eines Sicherheitsgurtes zertifiziert. Das reduziert das Risiko eines irrtümlich falschen Anschlagens auf ein Minimum und erlaubt dem Anwender, die für ihn gewohnte oder eine komfortablere Position zu nutzen. Die Steigschutzläufer verfügen außerdem über einen Bandfalldämpfer, der die im Falle eines Sturzes auftretenden Kräfte auf weniger als 6 kN reduziert.

Kosten für Unternehmen als wichtiger Faktor

Wenn es um die Auswahl passender Absturzsicherung geht, ist nicht allein die Sicherheit der Mitarbeiter ein entscheidender Faktor. Auch die Kosten für ein Unternehmen spielen eine wichtige Rolle. Das gilt bei der Anschaffung, vor der entsprechende Systeme vorausschauend geplant sein sollten. Denn im ungünstigen Fall kann ein Nachrüsten oder Umrüsten der Systeme auf den neuesten Stand der Technik im Nachgang kostspielig sein und Betriebsabläufe stören. Unter Umständen käme die Arbeit zum Stillstand, das Wartungspersonal könnte ein technisches Problem an einem Hochspannungsmast oder Antennenträger vorübergehend nicht beheben.

Arbeiter in Schutzausrüstung mit Helm und Gurtsicherung arbeitet an der Spitze eines Antennenträgers mit Satellitenschüsseln, im Hintergrund blauer Himmel mit einigen weißen Wolken.

Bei der Wartung von Antennenträgern müssen sich Beschäftigte auch vor einem Absturz schützen.

Wer bei der Frage nach geeigneter Absturzsicherung Fehler vermeiden möchte, sollte daher schon in einer frühen Phase auf Hilfestellungen von Experten setzen. Dazu gehören etwa Hersteller von Absturzsicherungen, die neben ihren Produkten einen umfangreichen Service bieten. Sie unterstützen Unternehmen bereits bei der Gefährdungsbeurteilung und der Umsetzung konkreter Maßnahmen. Dabei kann es auch um die Frage gehen, ob und wie sich bereits bestehende Systeme nachrüsten lassen.

Schulungen sind ein Muss

Die Auswahl und Beschaffung geeigneter Ausrüstung allein reicht aber nicht, wenn sich Beschäftigte bei Tätigkeiten auf Hochspannungsmasten schützen sollen. Denn Arbeitgeber sind überdies dazu verpflichtet, ihre Mitarbeiter im Umgang mit der Absturzsicherung zu unterweisen und ihre Anwendung praktisch zu üben. Dabei ist es wichtig, dass das Training vor Ort im tatsächlichen Arbeitsumfeld durchgeführt werden kann. So lässt es sich an die speziellen Anforderungen am Einsatzort zuschneiden. Führende Hersteller von Absturzsicherungen können hier ein zuverlässiger Begleiter sein, da zu ihren Dienstleistungen in vielen Fällen auch Schulungen gehören.

Björn Mende
(modifizierter Nachdruck aus „Elektropraktiker“ 7/2019)