
Das Antikollisionssystem auf Transpondertechnik warnt vor dem Fußgänger.
Gute Sicht beim Rangieren
Erhöhte Aufmerksamkeit gilt für Fußgänger, die sich in der Nähe von rückwärtsfahrenden Gabelstaplern aufhalten. Obwohl der Fahrer den Schulterblick nutzt, kann er nicht den gesamten Bereich hinter dem Fahrzeug einsehen. In diesem Fall sind Rückfahrkameras hilfreich, die beim Rückwärtsfahren automatisch zugeschaltet werden. Für den Fahrer ist nun der Bereich hinter dem Stapler vollständig einsehbar.
Ein solches Kamerasystem kann mit Sensoren kombiniert werden, die den Fahrer zusätzlich vor Objekten optisch und akustisch warnen. Auf dem Markt erhältlich sind auch Rückfahrkameras mit Personenerkennung. Diese Systeme scannen mittels Stereokamera den Gefahrenbereich und können dabei zwischen Mensch und Gegenstand unterscheiden. Im Gefahrenfall senden sie optische und akustische Warnsignale und der Fahrer kann rechtzeitig reagieren.
Ein weiterentwickeltes System besteht aus verschiedenen Kameras, die das nahe Umfeld rund um den Stapler erfassen. Aus den Bildern der Einzelkameras ergeben sich ein vorderer, zwei seitliche und ein hinterer Sichtbereich. Auf dem Monitor am Fahrerarbeitsplatz werden sie als Split-Screen angezeigt. Bei Vorwärtsfahrt sind standardmäßig alle vier Sichtbereiche im Display zu sehen. Bei Rückwärtsfahrt wechselt die Anzeige auf den hinteren und die beiden seitlichen Sichtbereiche. Der Fahrer kann am Display mit einem Blick das gesamte Umfeld überwachen.
Assistenzsysteme zur Fahrerunterstützung
In Betriebs- und Lagerhallen sollten Staplerfahrer besonders aufmerksam sein und die Geschwindigkeit reduzieren. Denn je nach räumlichen Gegebenheiten müssen sie mit Personen oder anderen Flurförderzeugen rechnen. Hingegen können sie im Außengelände im Normalfall mit einer höheren Geschwindigkeit fahren.
Aus Sicherheitsgründen ist es daher sinnvoll, schon bei der Einfahrt in die Halle die Fahrgeschwindigkeit mittels eines Geschwindigkeitsassistenten zu begrenzen. Dieses System erkennt die jeweilige Position des Gabelstaplers und regelt automatisch die maximal zulässigen Fahrgeschwindigkeiten für den Innen- und Außenbereich.
Ein Kurvenassistent kann physikalisch unsichere und damit für den Staplerfahrer gefährliche Fahrsituationen verhindern. Hierzu sind am Gabelstapler Sensoren angebracht, die verschiedene Parameter messen. Aus diesen Daten wird in der jeweiligen Betriebssituation errechnet, ob eine Gefährdung besteht und aktiv in die Steuerung eingegriffen werden muss. Ein Staplerfahrerausbilder erläutert: „Ein Kurvenassistent misst permanent Lastgewicht, Hubhöhe, Lenkwinkel und Fahrgeschwindigkeit. In Abhängigkeit der Last und des Lenkwinkels wird die Geschwindigkeit in Kurven automatisch angepasst. Je höher die Last, desto geringer die Kurvengeschwindigkeit. Damit sinkt auch die Kippgefahr.“
Kritische Betriebszustände können auch bei der Ein- und Auslagerung von Waren eintreten und die Standsicherheit des Gabelstaplers gefährden. Um dies zu vermeiden, werden bei speziellen Assistenzsystemen an verschiedenen Stellen des Gabelstaplers Messwerte erfasst und durch ein Steuergerät verarbeitet. Nähert sich etwa beim Einlagern die Tragfähigkeit des Gabelstaplers dem Grenzbereich oder wird sie sogar erreicht, greift die Steuerung regulierend ein. Sicherheitskritische Hub- und Neigefunktionen des Hubmastes werden unterbunden und die Standsicherheit bleibt erhalten. Für den Fahrer wichtige Informationen wie Lastgewicht, Lastschwerpunkt, Hubhöhe und Neigewinkel des Hubmastes werden auf einem Display angezeigt.
Verhaltensfehlern entgegenwirken
Das Gefährdungspotenzial beim innerbetrieblichen Verkehr ist hoch, umso wichtiger sind gut ausgebildete Staplerfahrer. Dennoch schleichen sich mitunter Verhaltensfehler wie Fahren mit eingeschränkter Sicht oder mit überhöhter Geschwindigkeit im Arbeitsalltag ein. Die Ursache hierfür sind häufig Termin- und Zeitdruck. Der Einsatz von Assistenzsystemen kann dem entgegenwirken und gefährliche Situationen verhindern. Der Transport im Betrieb wird durch sie sicherer.
Dieter Bachmann
(Nachdruck aus „Sicherheitsbeauftragter“ 5/2018)