Gefahrstoffschutzpreis: Straßenfräse der Firma BOMAG GmbH mit Elektrostat-Abscheider

Bild 1: Das „Ion Dust Shield“ trägt zur Reduzierung der Feinstaubbelastung an Baustellen bei, indem der Staub direkt nach Entstehen beim Fräsprozess abgesaugt und im Gehäuse in Grobstaub umgewandelt wird.

„STOP dem Krebs am Arbeitsplatz - 2022 im Fokus: Stäube und Rauche“: So lautete das diesjährige Motto des Deutschen Gefahrstoffschutzpreises. Eine unabhängige Fachjury verschiedener Interessengruppen kürte den Preisträger Ende September in der Kategorie technische Lösung und belobigte einen Beitrag aus der Kategorie Management.

Preisgekrönte Asphaltfräse

Die BOMAG GmbH erhielt den Preis für die Entwicklung des „Ion Dust Shield“, einem Elektrostat-Abscheider für Straßenfräsen. Sie ermöglicht es, Apshaltbeläge auf Baustellen im Straßenbau staubreduziert zu fräsen. In den Augen der Jury eine innovative Lösung zum sicheren Umgang mit krebserzeugenden Stoffen, die beim Fräsen von Asphalt freigesetzt werden.

Mit dem Elektrostat-Abscheider für Straßenfräsen gelingt es durch elektrische Aufladung und anschließende Abscheidung, potenziell krebserzeugenden Feinstaub dauerhaft in Grobstaub zu binden. Auf diese Weise ließ sich der Anteil des Feinstaubs im abtransportierten Material um mehr als 80 Prozent reduzieren. Expositionsmessungen haben die Wirksamkeit belegt.

Gefahrstoffschutzpreis: Schema der Ionisierung von Feinstaub zu Grobstaub während des Fräsvorgangs

Bild 2: Mithilfe der Staubabsaugung werden Staubpartikel durch ein elektrisches Feld befördert und die positiv geladenen Partikel werden von dem negativ geladenen Gehäuse angezogen. Dabei verklumpt der Feinstaub dauerhaft zu ungefährlichem Grobstaub.

Im November 2021 wurde auf Basis dieser Expositionsmessungen die DGUV-Information 213-736 „Empfehlungen Gefährdungsermittlung der Unfallversicherungsträger (EGU) nach der Gefahrstoffverordnung – Fräsen von Asphaltbelägen mit BOMAG-Straßenfräsen mit Elektroabscheider“ veröffentlicht. Auf diese Weise trägt das von der BOMAG GmbH entwickelte Verfahren zum Schutz von Beschäftigten im Straßenbau, in den Asphaltmischanlagen sowie Anwohnern und Passanten vor potenziell krebserzeugendem Feinstaub bei.

Das Preisgeld spendete das Unternehmen an den DASA Förderverein e.V. (Verein der Freunde und Förderer der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund).

Weniger Quarzstaub auf Baustellen

Die Ökopol GmbH aus Hamburg erhielt eine Belobigung für das Europäische Sozialpartnerprojekt „Weniger Quarzstaub auf Baustellen“. Wer Quarzstaub und insbesondere dessen Feinstaubanteil einatmet, kann an Silikose erkranken – auch bekannt als Quarzstaublunge. Dabei handelt es sich um eine permanente Vernarbung der Lunge. Es ist die älteste bekannte arbeitsbedingte Lungenerkrankung. Beschäftigte, insbesondere im Baugewerbe, sind diesen Stäuben häufig ausgesetzt. Daher ist es ein wichtiges Anliegen des Arbeitsschutzes, diesen Staub wirksam zu reduzieren.

Das belobigte Projekt der Ökopol GmbH hatte das Ziel, den Stand der Umsetzung des europäischen Arbeitsplatzgrenzwerts für alveolengängiges kristallines Siliciumdioxid (Quarzfeinstaub) nach dem aktuellen Stand der Technik zu ermitteln. Auf Basis dieser wissenschaftlichen Erhebung wurden die Bautätigkeiten genau kartiert und daraus spezifische Leitlinien für die einzelnen Tätigkeiten abgeleitet.

Gefahrstoffschutzpreis: Tabelle Rühl und Wirth, S. 17, für Heizungsbauer und Isolierer mit Vorgaben zum Absaugen von Feinstaub beim Bohren und Fräsen.

Vor allem Beschäftigte im Baugewerbe sind häufig Quarzstaub ausgesetzt. Daher ist es ein wichtiges Anliegen des Arbeitsschutzes, diesen Staub wirksam zu reduzieren.

Diese Leitlinien konzentrieren sich auf technische und organisatorische Schutzmaßnahmen, die für die verschiedenen Bauberufe spezifisch sind. Außerdem helfen sie dabei, problematische Tätigkeiten zu identifizieren, bei denen es schwierig oder nicht möglich ist, den Grenzwert mit den heute verfügbaren Werkzeugen und Technologien einzuhalten.

Der Deutsche Gefahrstoffschutzpreis

Der Deutsche Gefahrstoffschutzpreis wird alle zwei Jahre vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) vergeben und von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) organisiert. Der Preis honoriert seit über 25 Jahren unter der Überschrift „Umgang mit Gefahrstoffen sicherer machen, Innovationen fördern“ vorbildliche und wegweisende Aktivitäten zum Schutz der Beschäftigten vor Gefahrstoffen.

 

Prof. Dr. Thomas Kuhlbusch
Dr. Rüdiger Pipke
Dr. Adelheid Niesert
Ruth Schlüngermann
Dipl.-Ing. Judith kleine Balderhaar