Haben das Konzept für die Hautschutztage entwickelt: Karsten Götz, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei WEVG Salzgitter, und seine Kollegin Nicole Möker.

Haben das Konzept für die Hautschutztage entwickelt: Karsten Götz, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei WEVG Salzgitter, und seine Kollegin Nicole Möker.

„Was hat den höheren Lichtschutzfaktor – Kokosöl oder Nutella?“ Emely Chaudry und Melissa Moldauer blicken in ratlose Gesichter. Die beiden kaufmännischen Auszubildenden der WEVG - haben für ihr Sonnenschutz-Quiz Fragen vorbereitet, die es in sich haben. „Kokosöl?“, mutmaßt schließlich ein Zuhörer. „Leider falsch“, sagt Chaudry. Und erklärt: Nutella hat einen Lichtschutzfaktor von neun, Kokosöl einen von acht. „Zum Schutz vor UV-Strahlung reicht aber beides nicht aus, da müsst ihr Sonnencreme verwenden“, betont sie. Allgemeines Nicken, allgemeines Lachen.

Das Sonnenschutz-Quiz ist Teil zweier Aktionstage zum Thema Hautschutz, die die Auszubildenden des Unternehmens aus Salzgitter auf die Beine gestellt haben. Solche Aktionstage gibt es bei der WEVG jedes Jahr, organisiert von den Azubis in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement und dem Betriebsrat des Unternehmens. Ziel ist es, sich nicht nur über Themen rund um Sicherheit und Gesundheit zu informieren, sondern die Informationen auch so aufzubereiten, dass alle Kolleginnen und Kollegen einen Mehrwert für Beruf und Freizeit haben.

Und zwar explizit nicht nur die, die im Außendienst unterwegs und deshalb im Laufe eines Arbeitstags viele Stunden der Sonne ausgesetzt sind, betont Karsten Götz, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei WEVG: „Einen Sonnenbrand kann man sich in der Freizeit ebenso wie auf der Arbeit holen, und gefährlich ist das immer. Deshalb ist das eine Veranstaltung für das gesamte Unternehmen.“

UV-Scanner und Mini-Kino

Götz hat das Konzept für die Hautschutztage gemeinsam mit seiner Kollegin Nicole Möker entwickelt und an die Azubis herangetragen. „Sensibilisiert hat uns die Teilnahme an dem Pilotworkshop ‚Prävention von berufsbedingten Hautkrebs‘ des Instituts iDerm der Universität Osnabrück, wo unter anderem edukative Elemente für die Präventionsarbeit in der Praxis erprobt und reflektiert wurden“, erklärt Götz. Seitdem steht das Thema Hautschutz auf seiner Agenda noch weiter oben. Im Laufe der Planungen nahm Götz auch Kontakt zur BG ETEM auf, die die Aktionstage nun als Projektpartnerin mit Fachwissen und eigenen Ständen unterstützt.

Das Konzept war vorgegeben, umgesetzt haben die Auszubildenden der WEVG die Ideen zum großen Teil selbstständig. Fachlich unterstützt wurden sie dabei unter anderem von Frau Dr. Michaela Ludewig von der Universität Osnabrück und Gabriele Franke, Strahlenschutzexpertin bei der BG ETEM.

Mitte Juli stehen auf dem Betriebsgelände verteilt insgesamt neun Stationen mit Informationen und Angeboten, an denen die Belegschaft sich über Haut- und UV-Schutz informieren kann – und zwar ganz praktisch: An einem Stand können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Hauttyp bestimmen lassen, an einem anderen mithilfe eines UV-Scanners von der Sonne hervorgerufene Hautschäden sichtbar machen.

Ein Hersteller von UV-Schutzcreme hat Probetuben für den Aktionstag zur Verfügung gestellt. Den Effekt können die Beschäftigten direkt überprüfen, indem sie vor einer UV-Kamera Platz nehmen: Sie macht Bereiche erkennbar, die beim Eincremen übersehen wurden. Auch ein Mini-Kino mit Filmen zum Thema ist Teil des Ganzen: Dort läuft unter anderem der „RiskBuster“-Film der BG ETEM über UV-Schutzkleidung.

Sichtbare UV-Strahlung

An den Stationen der BG ETEM können die Beschäftigten ihre Brille an einem Gerät testen, ob die Brillengläser mit UV-Schutz ausgestattet sind oder die UV-Belastung unter freiem Himmel gegenüber der Belastung in einem vor Sonne schützenden Zelt messen. Gabriele Franke, erklärt den Besucherinnen und Besuchern den UV-Index: Er dient als internationales Prognosemaß für die höchste Bestrahlungsstärke der Sonne an einem Tag. „Diese Tage sind ein guter Weg, das Thema weiterzugeben, denn gerade die Auszubildenden in Außenberufen haben noch ein ganzes Berufsleben vor sich, an dessen Ende dann eben das Risiko einer Hautkrebserkrankung ansteigt“, sagt Franke. Auch das Konzept eines monothematischen Gesundheitstages findet sie überzeugend: „Dieser Ansatz ist innovativ, alle Beteiligten sind sehr engagiert – deswegen unterstützen wir hier gerne.“

Dorian Bartels und Pascal Brunke, beide kaufmännische Auszubildende der WEVG, zeigen an ihrem Stand, wie UV-Schutzcremes wirken: In kleinen Schälchen liegen Perlen aus Plastik, zum Teil mit aufgetragener Cremeschicht. Die unterschiedlichen Verfärbungen der Perlen unter einer UV-Lampe zeigt die Wirkung eindrucksvoll. Direkt nebenan lässt sich der UV-Schutz von Badebekleidung prüfen. „Das Interesse bei den Kolleginnen und Kollegen ist auf jeden Fall da, sie gucken hier zum Teil sehr ausgiebig. Ist ja auch ein wichtiges Thema, vor allem für die Kolleginnen und Kollegen auf den Baustellen“, sagt Bartels.

Schutz muss auch Spaß machen

Im Workshop von Dr. Christine Gericke, Arbeitspsychologin bei der BG ETEM, sind die Beschäftigten gefragt: Sie spricht mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern darüber, ob und wie sie sich in ihrer Freizeit und auf der Arbeit vor UV-Strahlung schützen. Die meisten tragen Hut oder Kappe, cremen sich regelmäßig ein. Manche haben Hautkrebs-Betroffene im Verwandtenkreis und achten umso mehr darauf, sich zu schützen. Andere verzichten bislang komplett auf Sonnenschutz.

Im Lauf des Workshops erarbeitete Gericke mit der Gruppe, wie das Prinzip des „Anstupsens" – so die deutsche Übersetzung von „nudging“ – im Bereich Arbeitssicherheit und speziell beim Thema Haut- und UV-Schutz funktionieren kann. Die Ideen aus der Belegschaft sind vielfältig: Sonnenhüte hübscher gestalten, Fläschchen mit Sonnenschutzmittel am Spind befestigen, eine freundliche Erinnerung ans Eincremen beim Herunterklappen der Sonnenschutzblende im Auto, und so weiter. „Der Spaßfaktor spielt beim Nudging eine wesentliche Rolle“, sagt Gericke.

Insgesamt dauert ein kompletter Rundgang über alle Stationen etwa dreieinhalb Stunden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen die Runde in Kleingruppen, so dass an den zwei Tagen jeder die Chance hat, sich umfassend zu informieren. „Gute Sache hier“, findet Timo Völz, der als Außendienstler unter anderem für Wasserleckortung und Rohrnetzüberprüfung im Wassernetz zuständig ist. Völz steht gemeinsam mit seinem Kollegen Richard Heimbichner am Stand eines Herstellers von UV-Schutzkleidung, der diverse Produkte vorstellt: Langarmshirts, Hüte, Kappen. „Wir sind noch auf der Suche nach dem perfekten Nackenschutz“, sagt Völz. Favorit am ersten Tag ist ein grauer Safarihut.

Mitarbeiterbeteiligung an der Auswahl und Beschaffung

Es ist kein Zufall, dass Hersteller von UV-Schutzkleidung und Sonnenschutzmittel beim Hautschutztag präsent sind. Sicherheitsfachkraft Götz möchte die Aktionstage nutzen, um Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können: Denn die WEVG will ihren Beschäftigten im Außendienst künftig nicht nur die obligatorische Sonnenschutzcreme, sondern auch Kopfbedeckungen und UV-Schutzkleidung zur Verfügung stellen. „Wir geben den Kolleginnen und Kollegen hier die Möglichkeit, die entsprechenden Produkte anzufassen, zu testen und zu bewerten. Das hilft uns bei der Beschaffung und erhöht die Trage- und Anwendungsbereitschaft“, sagt Götz. Am UV-Schutzbrillen-Stand haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenfalls die Möglichkeit, ihre Favoriten anzugeben. Also: Mitspracherecht und Live-Tests vor Ort. Damit macht die WEVG vieles richtig, was Fachleute immer wieder raten: Beschäftigte in die Auswahl von Arbeitskleidung und -utensilien einbeziehen.

Am Ende der zwei Tage herrscht beim Organisationsteam und bei den Gästen der Veranstaltung Einigkeit. „Es wurde berichtet, dass die Tage kurzweilig, informativ und von praktischem Nutzen waren und neue Erkenntnisse gebracht haben. Ein größeres Lob kann es für solch ein Thema gar nicht geben", sagt Johannes Eickmann, technischer Geschäftsführer der WEVG. Die Beschäftigten hätten nicht nur die Inhalte, sondern auch die Möglichkeit des Austausches untereinander gelobt: "Die WEVG hat in Salzgitter vier Standorte, je nach Dienstort läuft man sich nicht so oft über den Weg." Sicherheitsfachkraft Götz hob noch einmal das Engagement der Azubis, der BG ETEM sowie aller Beteiligten hervor: „Letztlich ist uns eine sehr gute Mischung vieler Aspekte zum Thema UV-Schutz gelungen.“

In puncto Einkauf künftiger UV-Schutzkleidung und -brillen sind er und Nicole Möker ebenfalls einen großen Schritt weitergekommen: UV-Schutzkleidung und Brillen können bereits von den Beschäftigten bestellt werden. Der graue Safarihut und die Kappe mit Nackenschutz sowie zwei Varianten eines Langarmshirts mit UV-Schutz haben letztlich das Rennen gemacht. Alle Kleidungsstücke werden mit dem Firmenlogo bedruckt sein. Götz ist guter Dinge, dass die Beschäftigten die Sachen auch tragen werden: „Sie haben sie selbst mit ausgesucht – und über die Notwendigkeit sind sie nach den zwei Aktionstagen jetzt auch bestens informiert.“

 

Annika Pabst