Herr Zipfel, für welche Tätigkeiten und Produkte in den Wäschereien benötigen Sie eine Gefährdungsbeurteilung?
In der Wäscherei setzen wir in erster Linie Reinigungs- und Waschmittel sowie Waschchemikalien ein. Hierauf müssen wir natürlich unser Augenmerk richten, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die damit umgehen, zu schützen.
Sie haben vor einiger Zeit das EMKG in mehreren Filialen eingeführt. Wodurch sind Sie auf das EMKG aufmerksam geworden und warum haben Sie sich dafür entschieden?
Wir haben uns im vergangenen Jahr dazu entschlossen, unser Arbeitsschutzmanagement noch weiter zu verbessern. In diesem Zuge haben wir bei Bardusch in Deutschland die Norm ISO 45001, SGA (Sicherheits- und Gesundheitsschutz bei der Arbeit) eingeführt. Im Vorfeld hatten wir einen externen Berater hinzugezogen, der das EMKG bereits kannte. Als zuständiger Mitarbeiter für die Arbeitssicherheit habe ich mir auf der Homepage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) das EMKG angeschaut und mich spontan zu einem EMKG-Workshop angemeldet. Mir wurde schnell klar, dass das für unsere Niederlassungen und unsere Arbeit sehr hilfreich sein wird.
Wie liefen die Anfänge mit dem Maßnahmenkonzept?
Ich habe ganz klassisch mit den EMKG-Drehscheiben in der Niederlassung Ettlingen begonnen. Diese EMKG-Drehscheiben sind schnell zur Hand. Sie wurden so entwickelt und aufgebaut, dass die Anwender sich mit ihrem Einsatz vor Ort schnell einen Überblick verschaffen und Gefährdungspotenziale rasch ermitteln können. Ich bin zu den Beschäftigten gegangen und habe zusammen mit ihnen anhand der Drehscheiben ihre Arbeitsplätze auf mögliche Gefährdungspunkte hin getestet. Somit wurden sie gleich in die Anwendung mit eingebunden. Schnell habe ich gemerkt, dass dadurch das Thema „Umgang mit Gefahrstoffen“ erheblich vereinfacht wird. Der nächste Schritt war dann eine Drehscheiben-Fotodokumentation unserer Gefährdungsbeurteilung. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor Ort haben mich irgendwann gefragt: „Mensch, gibt es da keine App?“. Es ist natürlich klar, dass es vor allem für die Jüngeren in Richtung EMKG-Software und -App geht.
Wie hat sich seitdem die Gefährdungsbeurteilung vor Ort verändert?
Grundsätzlich gibt es bei uns schon lange eine Gefährdungsbeurteilung. Geändert hat sich, dass durch die einfache Anwendung des EMKG neben den Verantwortlichen nun alle Beschäftigten tiefer im Thema sind. Sie sehen und erleben nicht nur die Gefährdungsbeurteilung ihrer Vorgesetzten, sondern werden selbst mit einbezogen. Das ist ein großer Pluspunkt.
Nutzen Sie neben den Drehscheiben und der App auch die EMKG-Software?
Ja, wir wenden die EMKG-Software an. Ich war zunächst der Meinung, dass an Arbeitsplätzen, an denen kein PC vorhanden ist, gut mit den Drehscheiben oder der App gearbeitet werden kann. Aber ich wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Die EMKG-Software wird gerne und von allen genutzt. Jeder im Betrieb macht sich sehr viele Gedanken über die Anwendung des EMKG und die daraus resultierende Umsetzung der Schutzmaßnahmen. Und ja, je mehr wir uns mit dem EMKG auseinandersetzen, umso besser wissen wir über das Thema Gefahrstoffe Bescheid. Das hat mich sehr positiv überrascht.
Hat sich die Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung verbessert?
Auf jeden Fall. Generell war und ist die Dokumentation ein Thema. Hier haben wir einen gewaltigen Fortschritt gemacht. Bisher wurde einiges eher aus dem Bauch heraus gemacht oder weil es ein Vorgesetzter so gesagt hatte. Jetzt wird alles gut dokumentiert und ich denke, wir haben wirklich allen vermittelt, warum sie etwas machen sollen. Das ist auch ein Aspekt, den es früher so in der Tiefe nicht gegeben hat.
Was möchten Sie als nun erfahrener EMKG-Anwender anderen Unternehmen für ihre Gefährdungsbeurteilung mit auf den Weg geben?
Ich finde die EMKG-Vorgehensweise richtig und würde sagen, wenn sich jemand diese Arbeit macht und die abgeleiteten Schutzmaßnahmen umsetzt, dann ist es für den Umgang mit Gefahrstoffen eine sehr gute Sache. Bleibt noch zu erwähnen, dass wir bereits zwei Piloten in zwei Bardusch-Niederlassungen gemeinsam mit der BAuA durchgeführt haben. Also Praxis für die Praxis.
Würden Sie das EMKG also weiterempfehlen?
Das EMKG baut auf der Gefahrstoffverordnung auf. Das heißt, man erhält eine gewisse Rechtssicherheit und hat auch die Möglichkeit, daraus ein Gefahrstoffverzeichnis zu erstellen. Also, klare Empfehlung – wir wollen das Konzept ja nicht umsonst an mehreren Niederlassungen ausrollen.
Stephanie Kaiser und Katrin Braesch
(Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
→ info
- Tipps der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zur Gefährdungsbeurteilung: www.baua.de/emkg
- Einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe: Neues und Termine mit dem EMKG-Infobrief
- BG ETEM-Übersichtsseite zu Gefahrstoffen: www.bgetem.de, Webcode 13735793
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