Frau mit rotem Cape steht mit dem Rücken zur Kamera in Siegerpose mit erhobenen Fäusten vor einem Bergpanorama, einen Fuß auf einen Stein gestützt.

Führungskräfte müssen im täglichen Arbeitsleben vielfältige Herausforderungen bewältigen. Das gelingt nur, wenn sie die eigene Gesundheit im Blick behalten.

„Die Anforderungen an Führungskräfte sind definitiv höher als bei anderen Beschäftigten.“ Burkhard Knoch ist Psychologe und leitet das Kompetenzcenter Gesundheit bei der swb AG (Stadtwerke Bremen). Er kennt das Phänomen aus dem eigenen wie auch aus anderen Unternehmen: Führungskräfte müssen neben ihrer fachlichen Qualifikation zusätzliche Fähigkeiten mitbringen, um ganz unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen. Sie müssen zum Beispiel mit Kunden und Lieferanten verhandeln oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anleiten und beurteilen.

Selbstführung: Illustration Führungskraft, die eine Treppe hinaufsteigt.

Das strengt viele an. Laut einer Befragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aus dem Jahr 2018 berichteten Führungskräfte mit mindestens zehn Beschäftigten mehrheitlich von Stress durch Multitasking (84 Prozent), starkem Termin- und Leistungsdruck (66 Prozent), Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit (66 Prozent) sowie der Notwendigkeit, sehr schnell zu arbeiten (42 Prozent). Mehr als zwei Drittel der Führungskräfte, die von solchen Arbeitsbedingungen sprechen, leiden unter psychosomatischen Beschwerden wie Verdauungsproblemen, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Müdigkeit oder Schlafstörungen.

Führungskräfte sollten daher ein Grundverständnis von psychischer Belastung haben, meint Burkhard Knoch. Gleiches gelte für Unternehmerinnen und Unternehmer in kleinen und mittleren Betrieben. Leider spielten Gesundheitsthemen aber in der Ausbildung – auch in Meisterkursen – nur am Rande eine Rolle, weiß Knoch. Dennoch sei es wichtig, auf sich selbst und seine Beschäftigten zu achten. Wenn Sie als Führungskraft diese Tipps beherzigen, sind Sie auf einem guten Weg:

Nehmen Sie sich wichtig

Selbstführung: Illustration Selbstfürsorge

Hören Sie auf Ihren Körper und achten Sie auf Ihre Gesundheit. Dazu gehört auch, so Burkhard Knoch, „die eigene Biografie zu verstehen“. Wer sich bewusst macht, wie sie oder er mit Leistung, aber auch mit Niederlagen umgeht, kann sich selbst besser einschätzen. Dann lassen sich auch Warnsignale des Körpers eher deuten. Konzentrationsschwächen, Gedächtnisprobleme, innere Unruhe, Müdigkeit sind der Anfang. Schlafstörungen, Herzklopfen oder Verspannungen mögliche Folgen. Wenn Sie sich und Ihre Gesundheit wichtig nehmen, motiviert das dazu, gesundheitsschädliches Verhalten zu ändern.

Seien Sie Vorbild

Selbstführung: Illustration Vorbild

Legen Sie regelmäßig eine Pause ein? Achten Sie auf Ihre Ernährung? Fahren Sie auch mal in den Urlaub? Gerade bei gesundheitsrelevanten Themen sollten Unternehmerinnen und Unternehmer mit gutem Beispiel vorangehen. „Wenn ich ein Vorbild bin und mit eigenen Schwächen transparenter umgehe, hat das eine positive Wirkung auf die Belegschaft“, sagt Knoch. Wer dagegen mitten in der Nacht E-Mails beantwortet und Anweisungen für den nächsten Tag verschickt, erhöht den Stresslevel für sich und seine Beschäftigten.

Hören Sie zu

Selbstführung: Illustration Zuhören

Haben Sie ein offenes Ohr für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Lassen Sie Feedback zu – auch und gerade in Fragen von Arbeits- und Gesundheitsschutz. Und stellen Sie Fragen: Vor welchen Herausforderungen stehen die Beschäftigten? Was belastet sie bei ihrer täglichen Arbeit? Was müsste sich ändern? Im Dialog lassen sich Lösungen am einfachsten erarbeiten. Davon haben alle etwas. Denn von einer Kultur der Prävention im Betrieb profitieren auch Sie selbst als verantwortliche Führungskraft.

Machen Sie sich schlau

Selbstführung: Illustration Wissen

Wer Verantwortung im Betrieb trägt, sollte über ein „klinisches Basiswissen“ verfügen, meint Burkhard Knoch. Natürlich sollen Führungskräfte keine Diagnosen stellen – schon gar nicht an sich selbst. Wer aber Stress und Belastung richtig einordnen kann und zumindest die Grundlagen psychischer Erkrankungen kennt, kann einschätzen, was noch im Rahmen ist und ab wann professionelle Hilfe von außen nötig ist. Das gilt auch für die eigene Person. Für Knoch ein entscheidender Punkt, denn viele Betroffene holten sich zu spät oder gar keine Hilfe – ein Fehler.

Vernetzen Sie sich

Selbstführung: Illustration Vernetzen

Schaffen Sie sich ein Netzwerk zum Thema Gesundheit. Welche kommunalen Beratungsangebote gibt es in Ihrer Stadt oder im Landkreis? Welche Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeuten sind vor Ort? Wer die Infrastruktur in Sachen Gesundheit kennt, kann schneller reagieren, wenn es darauf ankommt.

Bleiben Sie aufmerksam

Selbstführung: Illustration Aufmerksamkeit

Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Wer gesund bleiben will, muss auch auf sich selbst hören. Achten Sie auf Alarmzeichen, zum Beispiel auf Stresssymptome bei sich und bei anderen. Registrieren Sie aber auch, wenn es Ihnen gut geht. Denn das sollte das Ziel sein: Sie sollen sich wohlfühlen bei der Arbeit. Dazu gehört auch, dass Sie sich den täglichen Anforderungen gewachsen fühlen und Ihre Ziele erreichen.

Haben Sie Spaß

Selbstführung: Illustration Spaß

Wann hat Ihnen die Arbeit zuletzt so richtig Spaß gemacht? Und was war ausschlaggebend dafür? Denken Sie darüber nach, wie Sie das wiederholen können und was dazu nötig ist. Die für Sie wichtigen Faktoren müssen Sie selbst herausfinden. Der eine fühlt sich super, wenn er schnell eine Lösung für ein Problem gefunden hat. Die andere freut sich über eine neue Herausforderung.

 

Michael Krause