Um das Geschehen möglichst lebensecht darstellen zu können, ist in einem Extraraum des Tagungshotels ein Modell des gesamten Fabrikgeländes aufgebaut. Dichter Rauch in Form von Wollknäueln dringt aus dem Dach der ersten von drei nebeneinanderliegenden Maschinenhallen.
Im Seminarraum hat sich inzwischen der sechsköpfige Krisenstab aus Leitung, stellvertretender Leitung, einer für die Lage zuständigen Mitarbeiterin, einem Protokollanten und Mitgliedern für die interne und externe Kommunikation eingerichtet. Ausgerüstet mit Sicherheitsdatenblättern zu den in der Halle gelagerten und verwendeten Stoffen, Plänen mit Angaben zu Gefahren- und Sammelpunkten, Standorten von Hydranten und Gefahrstofflagern beginnen sie, sich einen Überblick zu verschaffen und den Rettungskräften zuzuarbeiten.

Die Mitglieder des Krisenstabs stehen per Funk in Verbindung mit den Technischen Beratern vor Ort an der Unglücksstelle.
Betriebliches Krisenmanagement
Arbeitsunfall, Feuer oder medizinischer Notfall: Unternehmen müssen sich auf mögliche Ernstfälle vorbereiten. Das Arbeitsschutzgesetz schreibt vor, dass Arbeitgeber personelle, organisatorische und technische Mittel zur Begrenzung von Schäden bereithalten. Im Seminar „Krisen- und Notfallmanagement“ der BG ETEM erfahren sie, wie es geht.
Wolfgang Paul, Dozent bei der BG ETEM, leitet die dreitägige Veranstaltung. Er macht klar, worauf es beim Planspiel ankommt: „Unsere Priorität liegt auf dem betrieblichen Krisenmanagement, denn die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind genug geschult.“ Daher gelte es, sie zu unterstützen und die Folgen eines Schadensereignisses für den Betrieb abzufedern. Das reicht bis hin zum Business Continuity Management, also der Frage, wie schnell nach einem Unglück der Normalbetrieb wieder laufen kann. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Zunächst müssen die Mitglieder des Krisenstabs mit weiteren Ereignissen fertigwerden.
- 19.06 Uhr: Der Brand breitet sich aus auf Halle 2. Die Fachberater vor Ort brauchen Pläne der Schaltanlage.
- 19.15 Uhr: Die beiden vermissten Arbeiter sind gefunden. Beide leben. Ein Rettungshubschrauber bringt einen von ihnen mit Verbrennungen in eine Klinik.
- 19.20 Uhr: Jetzt brennt auch Halle 3. Beschäftigte an zwei nahegelegenen Sammelpunkten müssen erneut evakuiert werden.

Die Technischen Berater vor Ort berichten dem Krisenstab und fordern für die Rettungskräfte Informationen zum Beispiel über Gefahrstoffe an.
Die Rettungsarbeiten sind in vollem Gang. Inzwischen ist die Feuerwehr mit einem zweiten Löschzug im Einsatz. Per Funk geben die beiden Technischen Berater vor Ort ständig die neuesten Informationen durch.
- 19.35 Uhr: Die ersten Posts in den sozialen Medien erscheinen. Darin ist von Toten und Verletzten die Rede. Vor dem Werkstor versammeln sich Vertreterinnen und Vertreter der Presse. Der Oberbürgermeister ruft an und will wissen, was los ist.
Der Krisenstab muss reagieren. Die für Kommunikation zuständigen Mitglieder bereiten Erklärungen für die Öffentlichkeit vor. Die eigenen IT-Leute werden zusätzlich auf die irreführenden Social-Media-Posts angesetzt. Der Leiter des Krisenstabs versucht, den aufgebrachten Oberbürgermeister zu beruhigen. In 14 Tagen sind Wahlen, da kann er sich keine Katastrophe in seiner Stadt erlauben.

Im Übungsszenario eskaliert die Lage schnell. Schließlich steht die gesamte Produktionshalle in Flammen.