Rund 2.000 Arbeitsunfälle mit Cutter- und Teppichmessern werden der BG ETEM jährlich gemeldet. Ein großer Teil dieser Verletzungen hätte durch sachgemäße Wahl und Einsatz vor allem von Sicherheitsmessern verhindert oder zumindest abgemildert werden können.
Verschiedene Sicherheitsstufen
+++ Maximale Sicherheit
Auf der höchsten Sicherheitsstufe stehen Messer mit verdeckt liegender Klinge, die Kontakt zwischen Klinge und Haut ausschließen. Boxcutter/Kartonmesser schneiden unterschiedliche Materialien. Folienmesser sind ausschließlich für Folien und Umreifungsbänder geeignet. Grundsätzlich sollten, wenn möglich, nur Messer der Stufen ++ oder +++ eingesetzt werden.
++ Hohe Sicherheit
Das gilt für Messer mit vollautomatischem Klingenrückzug. Hier zieht sich die Klinge nach dem Schnitt zurück, selbst wenn der Schieber noch betätigt wird. Hohe Sicherheit geben auch Kabelmesser mit einer sich vollautomatisch zurückziehenden (Haken-)Klinge.
+ Einfache Sicherheit
Bei Messern mit automatischem Klingenrückzug zieht sich die Klinge dank Federbelastung von selbst in das Gehäuse zurück, sobald sie aus dem zu schneidenden Material austritt. Voraussetzung ist, dass nicht vergessen wird, den Schieber beim Schnitt loszulassen, sonst ist die Schutzfunktion außer Kraft gesetzt.
Wahl der Klinge
Schärfe und Standzeit der Klinge sind maßgeblich für Sicherheit. Stumpfe Klingen führen insbesondere bei Kraftschnitten oft zum Abrutschen und damit auch zu Verletzungen. Schärfe und Stand-zeit sind wiederum abhängig von Klingenmaterial und -qualität. Maße und Form entscheiden darüber, ob sich ein Messer für ein bestimmtes Schneidgut eignet.
- Material: In der Regel kommen Stahlklingen zum Einsatz. Eine Alternative sind Keramikklingen, die über Vorteile verfügen. Keramikklingen sind deutlich langlebiger (um das Zehnfache), rosten und leiten nicht im Vergleich zu Stahlklingen. Möglichst Keramikklingen mit Sicherheits-Doppelwinkelschliff auswählen, da man sich daran nicht so leicht schneidet. In Kombination mit einem automatischen Klingenrückzug bieten sie hohe Sicherheit (++).
- Qualität: Bei Stahlklingen hängt diese insbesondere von der Härte ab, dem Kohlenstoffgehalt, dem Schliff und der Beschichtung. Beratung hierzu bieten Hersteller und Lieferanten.
- Maße/Form: Länge, Höhe, Stärke und Form der Klinge bestimmen maßgeblich, für welches Material sie sich eignen. Eine abgerundete Klingenspitze sorgt für zusätzliche Sicherheit.
Ergonomische Anforderungen und Handling
Je öfter das Messer genutzt wird, umso wichtiger werden auch ergonomische Anforderungen. Generell sollte bei der Auswahl des Messers darauf geachtet werden, dass es sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder geeignet ist.
- Schieber oder Zangengriff: Bei häufiger Benutzung (und für kleine Hände) ist der Zangengriff dem Schieber vorzuziehen, da Ermüdungserscheinungen der Hände vermieden werden.
- Gestaltung des Griffes/der Griffoberfläche: Ein abgerundeter, ergonomisch geformter Griff sorgt für eine gute Kraftübertragung auf das Messer und schont Hand und Handgelenk. Gummierte Handgriffe (Softgrip) ermöglichen eine bessere Kontrolle beim Schneiden und vermeiden das Abrutschen beim Schnitt.
- Gewicht: Leichte Kunststoffgehäuse sind bei häufiger Benutzung schwereren Metallgehäusen vorzuziehen.
- Klingenwechsel: Der Klingenwechsel sollte einfach und ohne Werkzeug möglich sein. Um stumpfe Klingen rechtzeitig wechseln zu können, ist ein im Messer integriertes Fach für Ersatzklingen praktisch. Zusätzliche Sicherheit beim Klingenwechsel bietet ein Magnet, der das Herausfallen der Klinge nach Öffnen der Abdeckung verhindert.
Ausstattung und Zubehör
Eine Öse oder Schlaufe ermöglicht die Befestigung des Messers am Arbeitsplatz oder an einem Umhängeband, auch Lanyard genannt. Eine Transportsicherung am Messer sorgt dafür, dass die Klinge beim Herumtragen nicht ausgelöst wird. Taschen und Köcher helfen, Messer geschützt in Hosen- oder Jackentaschen zu tragen.
Sicherheitsmesser können Verletzungen und Arbeitsausfall sowie Schäden an Material und Waren verhindern. Bei der Auswahl unterstützen Hersteller und Lieferanten, zum Beispiel durch Bereitstellung von Mustern für den Probeeinsatz. Vorbehalte der Beschäftigten können ausgeräumt werden, indem diese von Anfang an einbezogen werden. Hilfreich ist auch eine klare Positionierung der Geschäftsführung und der Vorgesetzten, nur bereitgestellte Messer zu nutzen.
Regelungen zum Umgang mit den Messern, zur Entsorgung von Klingen oder zum Tragen von Schnittschutzhandschuhen sind in einer Betriebsanweisung festzuhalten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig entsprechend zu unterweisen.
Ina Papen
→ info
- RiskBuster Holger Schumacher zeigt, wie man mit Sicherheitsmessern umgehen muss. Mediathek der BG ETEM unter profi.bgetem.de/check-jetzt-dein-risiko/
- Die neue Unterweisungshilfe der BG ETEM zu Sicherheitsmessern ist mit Webcode M22803644 unter medien.bgetem.de abrufbar sowie mit M22799174 zu Sicherheitshandschuhen.
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