Albert Reich,
Laufwerk Reich Orthopädieschuhtechnik, Altenstadt
Herr Reich, Mitte März kam es deutschlandweit zum Lockdown. Wie haben Sie erfahren, welche konkreten Regelungen für Ihren Betrieb gelten?
Albert Reich: Wir sind von der Landesinnung Bayern für Orthopädieschuhtechnik informiert worden. Offenbar ist unsere Innung gut vernetzt, denn wir hatten ein oder zwei Tage Informationsvorsprung gegenüber der Berichterstattung in den Medien. So wussten wir, dass die Orthopädieschuhtechnik als Gesundheitsdienstleistung weiter verfügbar bleiben soll. Unser Ladengeschäft für Schuhe mussten wir dagegen schließen.
Als Fachbetrieb der Orthopädieschuhtechnik sind wir zertifiziert. Und auch unsere Zertifizierungsstelle HAWE hat uns aktuell auf dem Laufenden gehalten.
Welche Schutzmaßnahmen haben Sie getroffen, um das Ansteckungsrisiko gering zu halten?
Albert Reich: Wir nutzen hauptsächlich sogenannte OP-Masken. Mit diesen Mund-Nasen-Masken wird die Ansteckung des Gegenübers dadurch verringert, dass die beim Sprechen oder Husten oder auch nur beim Ausatmen entstehenden Tröpfchen abgefangen werden. Das macht natürlich nur Sinn, wenn alle Anwesenden einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Deshalb wird auch der Kunde beim Eintreffen mit einer OP-Maske ausgestattet.
Für Tätigkeiten mit Staubanfall in der Werkstatt ist der Mund-Nasen-Schutz nicht geeignet. Hier nutzen wir FFP2-Masken als Persönliche Schutzausrüstung.
Handhygiene ist ebenso wichtig. Wir haben Spender für Händedesinfektion gut erreichbar in allen Betriebsräumen verteilt. Auch der Kunde ist aufgefordert, bei seiner Ankunft die Hände zu desinfizieren. Zusätzlich setzen wir natürlich Handschuhe ein, wenn das aus hygienischen Gründen sinnvoll ist.
Bevor wir gebrauchte Schuhe bearbeiten, werden sie grundsätzlich mit einem Desinfektor behandelt. Aber dieses Gerät hatten wir schon vor der Krise.
Gab es Lieferengpässe bei der Beschaffung der Schutzmittel?
Albert Reich: Hier hat sich eine schwäbische Tugend ausgezahlt. Wir hatten noch einen Vorrat von einigen hundert OP-Masken in Reserve. Ich hatte vor einiger Zeit eine größere Menge bestellt. Für einen Preis von 2,37 Euro pro 50 Stück – das ist heute unvorstellbar. Ich konnte dadurch sogar einer benachbarten Arztpraxis aushelfen. Denen waren die gelieferten Masken von Patienten gestohlen worden.
Aber der tägliche Verbrauch dieser Einmal-Produkte ist auch recht hoch.
Wir haben das Glück, dass unsere Gesundheitsdienstleistung als systemrelevant eingeordnet ist. Deshalb hat mich das Gesundheitsamt kontaktiert und nach unserem Bedarf gefragt, um uns Schutzmasken und Desinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen. Aber zunächst hatten die wohl selber nichts zu verteilen. Beim ersten Mal bin ich hingefahren, um die Ware abzuholen, habe aber nur einen kleinen Bruchteil des angemeldeten Bedarfs bekommen. 10 Masken – so viel, wie wir in wenigen Stunden verbrauchen. Aber bei der nächsten Beschaffungsrunde hatte sich die Situation verbessert.
Haben Sie Maßnahmen in Bezug auf versetzte Arbeitszeiten und Pausen getroffen?
Albert Reich: Hier kommt uns entgegen, dass in unserer Branche ohnehin ein gewisser Abstand zwischen den Arbeitsplätzen besteht. Die Pausen machen wir seit Corona versetzt. Es ist auch nur ein Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anwesend, da der Betrieb zwar arbeitet, aber doch einen erheblichen Auftragsrückgang verkraften muss. Die Beschäftigten haben wir in Schichten eingeteilt. Sie rotieren wochenweise. So können die Mitarbeiter wenigstens zu einem Teil der regulären Arbeitszeit eingesetzt werden. Der Rest muss leider mit Kurzarbeit abgefangen werden.
Vielen Dank für die aufrichtigen Auskünfte, haben Sie ein Schlusswort für uns?
Albert Reich: Wir sind froh, dass wir trotz der Krise weiterarbeiten dürfen und so war es von Beginn an für uns selbstverständlich, die Schutzmaßnahmen für unsere Patienten und uns selbst einzuhalten.