Die BG ETEM bietet Unternehmen ein Online-Tool zur Erfassung psychischer Belastung an. Was genau verbirgt sich dahinter?
Wir wollen Mitgliedsbetrieben mit mehr als circa 50 Beschäftigten ermöglichen, sich einen Überblick über psychische Belastung innerhalb ihrer Belegschaft zu verschaffen. Mithilfe des Online-Tools lässt sich ein Fragebogen generieren, der auf die Arbeitsbedingungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abzielt. Die Fragen sind standardisiert, man kann aber individuelle Zusatzfragen erstellen und festlegen, wie die Befragung ausgewertet werden soll, zum Beispiel nach Tätigkeitsbereichen. Unternehmen erhalten dann eine Auswertung und können sehen, in welchen Bereichen alles in Ordnung scheint und wo offenbar Handlungsbedarf besteht.
Welche Angebote hat die BG für Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten?
Auch für diese Betriebe lohnt es sich natürlich, regelmäßig gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Blick darauf zu werfen, was gut läuft und was eventuell Druck und Stress verursacht. Wir unterstützen die Firmen gerne dabei, die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung durchzuführen. Außerdem bieten wir ein passendes Seminar zu stressfreiem Arbeiten im Kleinbetrieb an.
Wie bekommen Betriebe Zugriff auf das Tool?
Grundsätzlich kann sich dort jeder Mitgliedsbetrieb registrieren. Der Anmeldeprozess ist nicht aufwendiger, als wenn man sich ein neues E-Mail-Konto anlegt.
Wichtig ist, dass die Geschäftsführung immer mit ins Boot geholt wird.
Psychische Belastung kann durch ganz unterschiedliche Faktoren entstehen. Können Sie ein paar Beispiele für die Inhalte des Fragebogens nennen?
In der Analyse geht es zum Beispiel darum, ob Beschäftigte bei ihrer Arbeit Neues dazulernen, ob sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten voll einsetzen können. Wir fragen nach Punkten wie Zeit- und Anforderungsdruck: Wenn jemand zu viel Arbeit hat oder oft unter Zeitdruck steht, wirkt sich das auf die Psyche aus. Gleiches gilt für häufige Unterbrechungen oder ungünstige Umgebungsbedingungen durch Lärm und Staub. Diese Faktoren finden sich ebenfalls in der Befragung.
Wer daran teilnimmt, gibt also viel preis. Oder?
Theoretisch ja, praktisch nicht: Anonymität und Datenschutz sind absolut gewährleistet. Weder die Befragung noch die Auswertung lassen Rückschlüsse auf einzelne Personen und deren Antworten zu.
Was sollten Betriebe tun, wenn Handlungsbedarf in einzelnen oder mehreren Bereichen erkennbar ist?
Der nächste Schritt ist ein Lösungsworkshop, um die Befragungsergebnisse zu konkretisieren und gemeinsam Lösungsideen zu entwickeln. Besonders zielführend ist es, in Kleingruppen mit den befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu arbeiten. Die wissen am besten, wo der Schuh drückt und was sie brauchen, damit bestimmte Dinge besser laufen. Sowohl interne als auch externe Moderatoren können solche Workshops leiten.
Interne Moderatoren können sich bei uns im Rahmen eines Seminars ausbilden lassen. Außerdem unterstützen wir im gesamten Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung und auch initial bei der Moderation der Lösungsworkshops.
Wie regelmäßig sollten Unternehmen das Online-Tool nutzen?
Ich würde empfehlen, die Befragung alle drei Jahre zu wiederholen. So verlieren Betriebe das Thema psychische Belastung nicht aus den Augen und haben gleichzeitig genug Zeit, Verbesserungsmaßnahmen und Änderungen auch umzusetzen.
Annika Pabst
→ info
- Weiterführende Informationen und Kontaktdaten der zuständigen Arbeitspsychologen: www.bgetem.de, Webcode 13539659
- Direkt zum Online-Tool zur Erfassung psychischer Belastung: gbpb.bgetem.de
Lesen Sie auch in dieser Ausgabe: Die richtigen Worte finden
Diesen Beitrag teilen