Diese Abbildung zeigt einen Teil eines Flurförderfahrzeuges mit einer Verlängerung der Staplergabel.

Die Verlängerung der Staplergabel gewährleistet eine sichere Entladungspraxis für Schutzrohre

Diesen Tag im Jahr 2018 wird Marcel Schlösser, Gruppenleiter der Materialwirtschaft beim kommunalen sächsischen Energieversorger eins energie in sachsen GmbH & Co. KG nicht mehr vergessen: „Als meine Kollegen mich anriefen und mich baten, zu ihnen zu kommen, war klar: Es muss eine ernste Angelegenheit sein.“ Dem war auch so.

Um den Unfall – bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde – zu verstehen, muss man wissen: Beim Entladen eines mit Kabelschutzrohr beladenen Lkw werden die Schutzrohre von der Ladefläche gezogen. Dabei werden zunächst die Schnürbänder am Haken der Eisenstange eingehängt – dann wird am Stapel kräftig gezogen. „An diesem Tag verklemmte sich die Stange und entlud sich die Energie mit einem Überflug über den Lagerplatz“, erinnert sich Marcel Schlösser.

Bereits vor dem Vorfall hatte es Überlegungen gegeben, die Entladepraxis noch sichererer zu machen. Doch wenn die Schutzrohre anders verpackt oder die Ladungsmenge begrenzt werden, geht das zulasten des Rohrlieferanten – eine Zwickmühle.

Gemeinsam entwickelte Lösung

„eins“-Mitarbeiter Marcel Schlösser ließ sich davon nicht abschrecken und machte sich mit seinem Kollegen Jens Pilling auf den Weg, um das Problem gemeinsam mit einem Lieferanten zu lösen. Bei einem Gespräch im Lieferanten-Stammwerk konnte Schlösser dem Rohrzusteller die Zusage abringen, dass dieser 50 Prozent der Kosten übernehmen werde, wenn es für das Problem eine technische Lösung gebe.

Schlössers Ehrgeiz war geweckt: „Bereits auf der Heimfahrt vom Lieferanten nach Chemnitz gab es einen regen Gedankenaustausch zwischen Jens Pilling und mir“, erinnert sich der 45-Jährige. Sie besprachen die ersten Ideen und holten nach der Rückkehr einen weiteren Kollege, Tino Kuske, ins Boot. Hoch motiviert erarbeiteten sie das Konzept so weit, bis ein entscheidungsreifer Entwurf vorlag. Um die Gedanken auch technisch umzusetzen, verständigten sich Schlösser und Pilling mit Abteilungsleiter Heiko Groß darauf, wegen ihres Projekts mit einem Servicedienstleister das Gespräch zu suchen. Dieser ist bereits seit vielen Jahren Vertragspartner der „eins“ in Sachen Flurförderzeuge und deren Technik.

Dieses Foto zeigt ein Ringbundanbaugerät, auf dem zusammengebundene Schutzrohre liegen. Dahinter stehen die "geistigen" Väter des Gerätes von der Firma Energieversorger "eins energie".

Mit dem Ringbundanbaugerät am Gabelstapler können Schutzrohre sicher be- und entladen werden.

Ziel „Gebrauchsmusterschutz“

Die Partner besprachen nicht nur die technische Umsetzung, sondern führten auch die Verhandlungen über Preise, den Nutzen für alle Beteiligten und eine mögliche Vermarktung. „Ziel war von der ersten Idee an, die Lösung patentrechtlich prüfen zu lassen und – wenn möglich – einen Gebrauchsmusterschutz darauf zu erhalten“, erklärt der seit 2015 bei „eins“ tätige Marcel Schlösser.

Zunächst entwickelten die Beteiligten einen Prototyp, der alle benötigten Funktionen erfüllt. Schließlich wurde das Endprodukt, das sogenannte Ringbundanbaugerät (RBA1), freigegeben. Mit der Verlängerung am Gabelstapler können Schutzrohre nun mit Greifarmen sicher umschlossen und Fahrzeuge be- und entladen werden.

Schöner Nebeneffekt: Das neue Ladungssystem erhöht nicht nur die Arbeitssicherheit, sondern senkt auch die Entladezeit um rund 70 Prozent. Das war für die Freigabe des Forschungs- und Entwicklungsbudgets für RBA1 ein wesentliches Kriterium gewesen. „Eine Vermittlung weiterer Interessenten durch den Lieferanten zeigt, dass die Herausforderung zur Festigung einer guten Lieferantenbeziehung beigetragen hat“, freut sich Marcel Schlösser. Und auch BG ETEM-Mitarbeiter Christoph Koban lobt das Projekt.

Die Abbildung zeigt die "geistigen" Väter des Ringbundanbaugerätes und zugleich Väter des Erfolgs, die Mitarbeiter Jens Pilling, Marcel Schlösser und Tino Kuske (sie zeigen die Urkunde).

Die geistigen Väter des Ringbundanbaugeräts – und zugleich Väter des Erfolgs: die „eins“-Mitarbeiter Jens Pilling, Marcel Schlösser und Tino Kuske (v.l.n.r.).

Höhepunkt für alle Beteiligten war schließlich der 1. August 2019. An diesem Tag wurde RBA1 unter der Bezeichnung „Anbaugerät für ein Flurförderzeug“ mit einem Gebrauchsmusterschutz vom Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen. Inhaber des Gebrauchsmusters sind „eins“ und der Servicedienstleister, mit dem zusammen man sich auch um die vertraglich geregelte Vermarktung kümmert.

Auch wenn er die Idee entscheidend vorangetrieben hat, beansprucht Marcel Schlösser die Lorbeeren des Erfolgs nicht für sich allein. „Ohne das Engagement meiner Kollegen Jens Pilling und Tino Kuske sowie die Unterstützung durch die Kolleginnen Jeannine Schneider aus dem Bereich Recht Vertrieb/Handel sowie Astrid Eberius von der Unternehmenskommunikation wäre das nicht möglich gewesen“, ist der „eins“-Mitarbeiter dankbar.

 

Cindy Haase