Das Bild zeigt die Innenansicht einer Spülmaschine mit einem Maßband, das den Abstand zwischen einem linksliegenden, stromführenden Bauteil und dem rechtsliegenden Abwasserschlauch zeigt.

Wer hätte gedacht, dass dieses Teil (Pfeil) unter Spannung steht, wenn das Gerät ausgeschaltet ist?

Unfallhergang

Das Unfallopfer hatte den Auftrag, einen defekten Schlauch an der Geschirrspülmaschine auszutauschen. Dazu musste das Elektrogerät aus der Küchenzeile herausgezogen und die seitliche Abdeckung geöffnet werden.

In einem blauen Kreis ist weiß eine Hand zu sehen, die einen Netzstecker zieht.

Bevor Abdeckungen geöffnet werden,
Stecker aus der Steckdose ziehen!

Den Netzstecker des Gerätes zog der Monteur allerdings nicht, obwohl es in diesem Fall leicht möglich gewesen wäre.

Spülmaschine steht mit entfernter seitlicher Abdeckung in der Mitte einer Küche. Man sieht im Hintergrund die Küchenzeile in hellbrauner Holzoptik.

Abb. 1: Geöffnete Geschirrspülmaschine – unten links befindet sich der Druckwächter (Pfeil)

Die Demontage des defekten Abwasserschlauchs erfolgte problemlos. Bei der Montage des neuen Abwasserschlauchs griff der Monteur in den unteren, beengten Raum der Spülmaschine. Dabei berührte er mit der einen Hand den blanken Flachstecker des Druckwächters, der nicht gegen zufälliges Berühren isoliert ist und trotz abgeschalteter Geschirrspülmaschine unter Spannung stand, und mit der anderen Hand ein Metallteil der Maschine. Dabei kam es laut Obduktionsbericht zu einer tödlichen Hand-Hand-Körperdurchströmung.

Unfallursache

Die Abbildung zeigt den Druckwächter einer Geschirrspülmaschine mit abgehenden Stromkabeln.

Abb. 2: Verbauter Druckwächter mit nicht gegen zufälliges Berühren isoliertem Flachstecker (Pfeil)

Gleichartige Druckwächter sind in den Geschirrspülmaschinen und Waschmaschinen vieler Hersteller verbaut. Nicht isolierte Anschlusskontakte stehen auch bei abgeschalteter Maschine unter Spannung!

Der nicht gezogene Netzstecker war eindeutig unfallursächlich, was in diesem Fall mit dem fehlenden Herstellen der Spannungsfreiheit gleichzusetzen ist. Warum der Netzstecker nicht gezogen wurde, konnte nicht mehr ermittelt werden. Da kein elektrotechnischer Fehler vorlag, war dem Monteur die elektrische Gefährdung eventuell nicht bewusst.

Die Kombination aus dem unter Spannung stehenden und nicht gegen zufälliges Berühren isolierten Flachstecker, den großflächigen metallischen Oberflächen der Maschine und der räumlichen Enge im Anschlussraum führte zu der tödlichen Körperdurchströmung, der sich der Monteur nicht mehr entziehen konnte. Dadurch, dass der Netzstecker der Maschine noch steckte, waren zudem die metallischen Maschinenteile mit dem Schutzleiter der elektrischen Anlage verbunden. In diesem Fall ist von einer Körperdurchströmung im Bereich einiger hundert Milliampere und damit jenseits der Loslassschwelle auszugehen.

Fazit

Die Spülmaschine entsprach zum Zeitpunkt, als sie in den Verkehr gebracht wurde, den gültigen Produktnormen. Zudem liegt für das Spülmaschinen-Modell eine GS-Prüfbescheinigung einer unabhängigen Prüf- und Zertifizierungsstelle vor.

Das Unfallopfer hat – entgegen der Herstellervorgaben und Anweisungen des Betriebes – vor dem Öffnen des Gehäuses den Netzstecker nicht gezogen und somit nicht dafür gesorgt, dass alle elektrischen Betriebsmittel innerhalb der Spülmaschine spannungsfrei sind.

Trügerisch ist, dass an dem nicht isolierten Flachstecker auch im ausgeschalteten Zustand der Geschirrspülmaschine Netzspannung ansteht.

Abdeckungen, welche nur mit Hilfsmitteln zu entfernen sind oder eine Verriegelung haben (nicht abnehmbare Teile), dienen grundsätzlich dem Schutz gegen das Berühren nicht isolierter unter Spannung stehender Teile. Sobald Abdeckungen demontiert werden, muss von einer Gefährdung durch unter Spannung stehende Teile ausgegangen werden.

Florian Kraugmann