Aus einem Wasserhahn fließt Wasser.

Den besten Schutz gegen die Bildung von Legionellen in Unternehmen und Haushalten bietet in den Leitungen fließendes Wasser. 

Das Thema Energiesparen ist derzeit omnipräsent, auch in Unternehmen. Wer Energie sparen will, kann die Heizung herunterdrehen – oder die Wassertemperatur drosseln. Hygienefachgesellschaften warnen allerdings vor falschen Energiesparmaßnahmen im Kalt- und Warmwasserbereich von Trinkwasserinstallationen - denn sie können ernsthafte Gesundheitsgefahren mit sich bringen. Dazu gehören insbesondere durch Legionellen verursachte Krankheiten.

Legionellen sind im Wasser lebende Bakterien, die von Fachleuten in etwa 50 Arten unterschieden werden. Die für menschliche Erkrankungen bedeutsamste Art ist Legionella pneumophila mit einem Anteil von 70 bis 90 Prozent. Sie verbreiten sich vor allem dort, wo warmes Wasser optimale Bedingungen für ihre Vermehrung bietet, zum Beispiel in

  • Wassertanks und Boilern
  • Betriebsduschen

Die stäbchenförmigen Bakterien wurden erstmals im Sommer 1976 in einem Hotel in Philadelphia (USA) entdeckt. Dort erkrankten bei einem Veteranentreffen 221 der 4.400 anwesenden ehemaligen Soldaten, weil sie sich über die Klimaanlage des Hotels mit Legionellen infiziert hatten. Die damalige Legionellose, wegen der erstmals bei dem Veteranentreffen aufgetretenen Infektion auch Legionärskrankheit genannt, forderte 29 Todesopfer.

Fünf Tote und 64 Infizierte waren im Januar 2010 in Ulm die Folge eines Ausbruchs einer Legionellen-Epidemie in Deutschland. Verursacher waren nach einer Untersuchung der Gesundheitsbehörden die zu einem Blockheizkraftwerk und einer Kältemaschine gehörigen Kühltürme. Die bisher größte Zahl an Legionellose-Infizierten in Deutschland registrierten die Behörden 2013 aufgrund von Keimen in den Rückkühlwerken zweier Unternehmen in Warstein: Damals erkrankten 153 Menschen, drei Todesopfer waren zu beklagen.

Übertragung auf den Menschen      

Kontakt mit legionellenhaltigem Wasser muss nicht automatisch zu einer Gesundheitsgefährdung führen. Das Trinken und Schlucken kontaminierten Wassers birgt für Menschen mit intaktem Immunsystem keine Infektionsgefahr, da die Legionellen von der Magensäure abgetötet werden. Erst das Einatmen bakterienhaltigen Wassers als sogenanntes Bioaerosol – etwa beim Duschen – kann eine sogenannte Legionellose zur Folge haben, eine Form der Lungenentzündung mit grippeähnlichen Symptomen, in seltenen Fällen auch mit lebensbedrohlichem Verlauf.

Längliche zylindrische Bakterien-Gebilde schweben in einem blauen Raum.

Erst in vielfacher Vergrößerung eine sichtbare Gefahr: Legionellen können nur beim Einatmen bakterienhaltigen Wassers als Bioaerosol eine Legionellose zur Folge haben.  

Die stärkste Legionellen-Vermehrung stellen Fachleute im Temperaturbereich von etwa 25 bis 55 °C fest. Demnach kann sich die Zahl der Bakterien bei 36 °C in nur etwa drei Stunden verdoppeln. Diese Temperatur entspricht auch ungefähr der Körpertemperatur des Menschen, weswegen sich Legionellen hier ebenfalls gut vermehren können. Auch starkes Fieber kann die Legionelle im Körper nicht abtöten. Bei noch höheren Temperaturen stellten Forschende dagegen eine zunehmend schnellere Abtötung der Legionellen fest: ab 55 °C nach etwa sechs Stunden, bei mehr als 60 °C in weniger als 30 Minuten, ab 70 °C innerhalb weniger Sekunden.

Legionellen vorbeugen

Den besten Schutz gegen die Bildung von Legionellen in Unternehmen und Haushalten bietet in den Leitungen fließendes Wasser. „Wasserleitungen sollten regelmäßig benutzt werden, um Ablagerungen - dem sogenannten Biofilm - vorzubeugen, in denen sich Legionellen ansiedeln können“, erklärt Martin Bachem, Experte für Legionellen im Fachkompetenzcenter Gefahrstoffe der BG ETEM. Außerdem sollten die Leitungen nicht übermäßig lang sein. „Auch kurze Fließwege verringern die Legionellengefahr“, erklärt Bachem.

Die marktüblichen Warmwasserbereitungsanlagen kommen konstruktionsbedingt zu unterschiedlich hohen Mindest-Temperaturwerten, die erreicht werden müssen, um Infektionsgefahren zu minimieren:

  • Bei Durchlauferhitzern sollte die Vorlauftemperatur 55 °C nicht unterschreiten.
  • In Gebäuden, in denen das Wasser mithilfe eines Warmwasserspeichers erwärmt wird, muss die Reglertemperatur des Speichers um die 60 °C betragen, in den Wasserleitungen selbst nicht weniger als 55 °C.
  • Heizungen und Warmwasserspeicher mit moderner Regelungstechnik können durch sogenannte Anti-Legionellen-Schaltungen eigenständig mehrfach pro Woche das Brauchwasser auf über 70 °C erhöhen und so die Legionellen im Speicher abtöten.

Daher ist die Legionellose-Gefahr in Gebäuden mit einer modernen Heizanlage als eher gering einzustufen.

Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt Warmwasserbereitungsanlagen, in denen sich die Temperatur auf mindestens 70 °C im gesamten Warmwassersystem erhöhen lässt. Nur so könne eine thermische Desinfektion, d.h. eine Abtötung vitaler Legionellen, „sicher erreicht werden“, schreibt das UBA in einer Stellungnahme zur Legionellenverbreitung.

Problematisch sind nach Ansicht von BG ETEM-Fachmann Bachem vor allem Bereiche, in denen Teile der Warmwasserversorgung über einen längeren Zeitraum nicht mit heißem Wasser durchgespült werden. Das sei etwa bei lange Zeit leerstehenden Gebäudeteilen der Fall. Auch bei Leitungen, die stumpf enden und an denen möglicherweise früher vorhandene Zapfstellen stillgelegt wurden, könnten sich „Legionellen optimal vermehren“.

Prüfpflicht bei großen Trinkwassererwärmern

Seit knapp zehn Jahren müssen private und gewerbliche Eigentümer von Gebäuden mit sogenannten großen Trinkwassererwärmern, die

  • ein Speichervolumen von mehr als 400 Litern oder
  • mehr als drei Liter Wasser in der Rohrleitung zwischen dem Abgang des Trinkwassererwärmers und der am weitesten entfernten Entnahmestelle haben,

die installierten Warmwasseranlagen alle drei Jahre von akkreditierten Stellen auf Legionellenbefall überprüfen lassen. Das sind in der Regel gewerblich genutzte Gebäude oder Häuser mit mindestens drei Wohneinheiten. Trinkwassererwärmer von Ein- und Zweifamilienhäusern haben in der Regel nicht so große Speichervolumen. Die Kosten für eine Prüfung liegen bei etwa 200 bis 300 Euro.

Große Trinkwasserversorgungsanlagen, die Trinkwasser an die Öffentlichkeit abgeben, müssen einmal jährlich auf Legionellen untersucht werden.

Dazu gehören u. a.:

  • Vermieter und Hausverwaltungen
  • Hotels
  • Schwimmbäder

Stefan Thissen