Auf dem Bild ist eine elektrische Schaltanlage in orange zu sehen. Eine Hand dreht mit einem Stiftschlüssel an einem Entriegelungskästchen.

Mittelspannungs-Schaltanlage mit mechanischer Schaltklappenverriegelung

Logo Präventionspreis Arbeits- und Gesundheitsschutz in blau

Die Stadtwerke Saarlouis GmbH ist das Versorgungsunternehmen der saarländischen 35.000-Einwohner-Stadt für Strom, Erdgas, Wasser, Telekommunikation und – in Teilen der Stadt – für Fernwärme. Bereits im Jahr 2014 hatte Hans-Peter Reinert, Leiter Stromversorgung des etwa 100 Beschäftigte zählenden Unternehmens, eine Idee, die seinen Kollegen Martin Entenmann „wirklich umgehauen“ hat, wie der Elektroexperte noch heute voller Bewunderung sagt: In die Ortsnetzstationen der Stadt ist bei anstehender Rückspannung jetzt eine mechanische Schaltklappenverriegelung über Sperrmagnete eingebaut.

 
Die schützende Folge: „Der Monteur hat mechanisch keine Möglichkeit mehr, die Schaltkurbel einzulegen“, erklärt Hans-Peter Reinert. Umgekehrt gilt: Wenn das vorgeschaltete Relais die Spannungsfreiheit feststellt, wird die Sperre aufgehoben und der Erder kann eingelegt werden. „Aber nur dann, wenn keine Rückspannung mehr ansteht“, betont Reinert. „Das verhindert, dass durch einen Fehler der Mitarbeiter erheblicher Sach- oder Personenschaden entsteht und es zu einem Versorgungsausfall kommt.“

Ein Mann steht im Freien mit Bäumen und Wiese im Hintergrund und lächelt in die Kamera. Er hat kurzes braunes Haar, trägt eine rot-graue Arbeitsjacke mit Logo der Stadtwerke Saarlouis und ein hellblaues Hemd.

Elektroexperte Martin Entenmann ist begeistert über den schützenden Einfall seines Kollegen.

Das frühere Problem der Stadtwerke Saarlouis, das auch viele andere Versorgungsunternehmen haben, tritt überall auf, „wo Mittelspannungsnetze im offenen Ring betrieben werden“, sagt Versorgungsexperte Reinert. Deshalb sollte seiner Meinung nach eine Schaltklappenverriegelung „eigentlich in allen Mittelspannungs-Schaltanlagen sein, wo diese Gefahr besteht“.

Ein Mann steht rechts neben einer orangenen Mittelspannungs-Schaltanlage. Er hat kurzes graues Haar, trägt eine Brille und einen grauen Anzug mit roter Krawatte.

Hans-Peter Reinert hatte die Idee zur Erderverriegelung.

Das Verblüffende an Reinerts Vorschlag: Er ist in der Praxis einfach umzusetzen und kann wirkungsvoll Unfälle und Versorgungsausfälle verhindern, wie Abteilungsleiter Martin Entenmann im Rückblick auf frühere Schadensmeldungen sagt. „Die Erderverriegelung verhindert, dass ein Mitarbeiter auch in Stresssituationen eine falsche Schalthandlung mittels Schaltkurbel durchführen kann."

Technischer Hintergrund

Mittelspannungsverteilnetze in städtischen Versorgungsbereichen sind fast ausschließlich als offene Ringe konzipiert.

Bei planmäßigen Arbeiten am Mittelspannungsnetz sind Freischaltungen von Anlagenteilen oder Kabelstrecken notwendig. Um trotzdem eine stabile Versorgung für die Kunden zu sichern, muss vor der Ausschaltung von Kabelabgängen zuerst der Versorgungsring geschlossen werden. Durch diesen bewussten Ringschluss steht immer nach dem ersten Ausschalten eines Abgabefeldes an dem betroffenen Feld eine Rückspannung an. Die Gefahr einer Fehlschaltung gerade bei Schalthandlungen mittels Schalthebel vor Ort ist dadurch immer vorhanden.