Aufzugschächte an einem Kettbaumaufzug, mit verschiebbaren Schutzgittern gesichert.

Die Aufzugsschächte am Kettbaumaufzug wurden mit verschiebbaren Schutzgittern gesichert.

Die E. Schoepf GmbH im fränkischen Stammbach produziert mit rund 150 Beschäftigten technische Textilien, die zum Beispiel als Sitzbezüge in Bussen und Bahnen eingesetzt werden. Auf dem Gelände des Unternehmens befindet sich ein Kettbaum-Umlauflager. Es befördert mit vier Paternosterregalen in zwei gegenüberliegenden Schächten Kettbäume über drei Stockwerke. Diese werden auf Kettbaumwagen in den Aufzugsbereich gefahren und mit Ketten an Lagertraversen gehängt. Die Anlage stammt aus dem Jahr 1971.

Kettbaumlager: Offene Aufzugsschächte.

Der dem oberen Kettbaumaufzug gegenüberliegende offene Aufzugschacht.

Kettbaumlager: Offene Aufzugsschächte.

Vor dem Umbau lagen die Aufzugsschächte offen. Es bestand die Gefahr, abzustürzen.

Gefahren an alter Anlage

Das mehr als 50 Jahre alte Umlauflager barg bislang eine Reihe von Gefährdungen für die Beschäftigten:

  • Der Schacht im zweiten Stock war nicht gesichert. Beim Ein- oder Aushängen von Kettbäumen im oberen Bereich des Aufzugs bestand die Gefahr aus einer Höhe von etwa 12,5 Metern abzustürzen.
  • Der Zugang zum offenliegenden Schachtbereich war auch für Unbefugte möglich.
  • Darüber hinaus bestanden im Erdgeschoss und i,m zweiten Stock Gefährdungen an den Übergabepunkten im Bereich der Ketten durch unzureichend gesicherte Einzugsstellen.
  • Eventuell herabstürzende Bauteile hätten Beschäftigte am unteren Schachtende im Erdgeschoss treffen können.

Das Unternehmen reagierte und ergriff nachträgliche Sicherungsmaßnahmen. Sie sollen sicherstellen, dass sich Personen der Absturzkante nicht nähern und abstürzen können und dass kein Material in den Schacht fallen kann.

Darüber hinaus sollen Personen im Erdgeschoss nicht gleichzeitig in unter dem Absturzbereich liegenden Arealen tätig sein können, während im darüber liegenden Bereich Material eingehängt oder entnommen wird. Aufgrund des beengten Be- und Entladebereichs im zweiten Stockwerk war zu berücksichtigen, dass der Bereich weiterhin uneingeschränkt mit Kettbaumwagen befahrbar sein muss, um den Materialtransport nicht zu behindern.

Auch die vorhandenen Einzugsstellen sollen zukünftig zu keiner Gefährdung für Personen führen können.

Kettbaumlager, Aufzugsschächte seitlich mit Geländern und Schutzgittern gesichert.

Mit seitlich feststehenden Geländern und verschiebbaren Schutzgittern wurden die Kettbaum-Aufzugschächte gesichert.

Seitlich feststehende Geländern vor Aufzugsschächten an Kettbaumanlage.

Die Front eines verschiebbaren Schutzgitters.

Bedientableau eines Kettbaumwagens mit verschiebbaren Schutzgittern.

Hinter den Schutzgittern (links und rechts) befindet sich jeweils ein Paternosterregal, mit dem über drei Stockwerke hinweg Kettbäume befördert werden.     

Roter Kettbaumwagen steht vor Kettbaumaufzug.

Das Bedientableau ist in das Schutzkonzept integriert. Um mit dem Kettbaumwagen an den Übergabepunkt zu fahren, wird das Schutzgitter geöffnet.

Umfangreiche Maßnahmen

Folgende Lösungen wurden umgesetzt:

  • Die Öffnungen zum Bestücken der Umlauflager sind mit Schiebegittern gesichert. Diese sind im Normalfall immer geschlossen und werden nur an dem Paternosterregal geöffnet, an dem ein Baum in das Umlauflager gehängt werden soll.
  • Die Absturzstellen an den Seiten der Paternostergestelle sind mit fest installierten Geländern gesichert.
  • Alle vorhandenen Einzugsstellen sind jetzt mit festen Abdeckungen versehen.
  • Die benötigte Lagertraverse des Paternosters muss vorgewählt werden und fährt im Automatikbetrieb zur Einhängeposition. Zum Starten des Automatikbetriebs muss das Schiebegitter geschlossen werden. Außerdem darf sich kein Kettbaumwagen oder ein sonstiges Hindernis vor der Einlegestelle im zweiten Stock beziehungsweise der Aushängestelle im Erdgeschoß befinden. Beide Stockwerke werden überwacht.
  • Beim Schließen des Schutzgitters fährt eine Schaltzunge in den Sicherheitsschalter ein. Dadurch wird das Schiebegitter zugehalten. Ohne diese überwachte Zuhaltung lässt sich das Umlauflager nicht starten.
  • Signalleuchten im Bedienschrank im Erdgeschoss und im zweiten Stock zeigen die Zuhaltung an. Zum Öffnen muss ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin einen Taster im Bedienschrank im zweiten Stock betätigen.
  • Eine Lichtschranke überwacht, ob sich ein Kettbaumwagen oder ein anderes Hindernis in dem Einhängeplatz vor dem Paternoster befindet. Ist das der Fall, kann der Aufzug nur im Einrichtbetrieb über einen Taster bewegt werden. Das ist notwendig, um die Traverse in die richtige Einhängeposition zu bringen. Währenddessen ist kein Automatikbetrieb möglich.
  • Der Paternosterantrieb läuft im „Einrichtbetrieb“ nur so lange, wie jemand den Taster betätigt.
  • In den Bedienschränken im Erdgeschoss und im zweiten Stock befinden sich Taster für Automatikbetrieb und Einrichtbetrieb. Sämtliche Taster sind gegeneinander verriegelt.
  • Man kann im zweiten Stock die Funktion der Bedienelemente im Erdgeschoss blockieren.

Um weitere Gefährdungsfaktoren langfristig ausschließen zu können, hat das Unternehmen zusätzlich eine Überprüfung der Umlaufkette und der Anschlagmittel sowie eine Prüfung nach DGUV Vorschrift 3 durchgeführt.

Die Ergebnisse des Umbaus sind in der Gefährdungsbeurteilung festgehalten – unter Berücksichtigung des Interpretationspapiers des BMAS („wesentliche Änderung“). Dank der zielgerichteten Nachbesserungen dürfte der Paternoster des Unternehmens noch eine ganze Weile weiterlaufen – mit jetzt deutlich geringerem Gefährdungspotenzial für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Katrin Hahm (BG ETEM)
Thomas Benker und Roland Wirth (E. Schoepf GmbH)