Gute Fehlerkultur schütztDie Aufmerksamkeit von Beschäftigten für unsichere Situationen steigt spürbar, wenn ein Unternehmen die Belegschaft an Verbesserungsprozessen beteiligt und zeitnah Rückmeldungen gibt.https://etem.bgetem.de/1.2020/titelstories/gute-fehlerkultur-schuetzthttps://etem.bgetem.de/@@site-logo/logo_etem_magazin.png
Gute Fehlerkultur schützt
Die Aufmerksamkeit von Beschäftigten für unsichere Situationen steigt spürbar, wenn ein Unternehmen die Belegschaft an Verbesserungsprozessen beteiligt und zeitnah Rückmeldungen gibt.
Unfälle vermeiden
Die Zahl schmerzhafter Arbeitsunfälle lässt sich auch durch eine gute Fehlerkultur verringern.
Andreas Hermann hat es gefühlt schon 100-mal gesagt. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten vorsichtig aus dem Flurförderfahrzeug im Hochregallager aussteigen – und nicht einfach abspringen. Und jetzt humpelt doch schon wieder einer.
Logistikleiter Hermann erfährt nur durch Zufall, dass der Kollege sich tatsächlich bei einer ganz anderen Tätigkeit den Knöchel verstaucht hat. Es gibt nämlich eine Unebenheit im Boden des Lagers, die keiner bisher bemerkt haben will. Was soll Andreas Hermann nun machen?
Als Führungskraft trägt er Verantwortung für die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aber er kann doch nicht alles kontrollieren? Und die Beschäftigten immer wieder mündlich zur Vorsicht zu ermahnen, scheint keine wirkliche Besserung zu bringen. Wenn sich „seine Leute“ verantwortungslos verhalten, sind ihm doch die Hände gebunden, oder?
Menschliche Fehler keine Alleinursache
Menschliches (Fehl-)Verhalten mag zwar der Auslöser für einen Unfall sein, aber es ist nicht die alleinige Ursache dafür. Weitere Ursachen liegen in der Kultur, in der der Mensch sich befindet. Durch den richtigen Umgang mit Beinahe-Unfällen und unsicheren Situationen können die Fehlerkultur in einem Unternehmen aber verbessert und sichere sowie gesunde Arbeitsbedingungen hergestellt werden.
Drei Aspekte sind dabei entscheidend:
das Wahrnehmen der unsicheren oder riskanten Zustände,
die Gestaltung sicherer Arbeitsbedingungen und
die Rückmeldung an alle Beteiligten.
Die Aufmerksamkeit – neudeutsch: die Achtsamkeit – der Beschäftigten wird erhöht, wenn sie aktiv an Verbesserungsprozessen beteiligt werden und unmittelbare Rückmeldung zu ihrem Beitrag erhalten. Der zeitlich enge Zusammenhang zwischen der Meldung und der betrieblichen Reaktion erhöht fast automatisch die Bereitschaft der Belegschaft zur Mitarbeit. Sowohl ein persönliches Feedback als auch die tatsächliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen zeigen, dass die Aufmerksamkeit und die Meldung durch die Beschäftigten wertgeschätzt werden.
Isabell Kuczynski/Just Mields
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