Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen können neben dem Fehlerschutz für bestimmte Teile der elektrischen Anlage auch den zusätzlichen Schutz gewährleisten. Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs, Residual Current protective Devices) verhindern nicht einen elektrischen Schlag.
Sie verringern auch nicht die Höhe des Fehlerstroms durch den menschlichen Körper. Sie können aber die Dauer einer Körperdurchströmung begrenzen, sodass die Gefahr eines Herzkammerflimmerns auf ein Minimum reduziert wird. Hieraus ergibt sich der primäre Grund, weshalb bei der Stromversorgung auf Baustellen schon lange RCDs vorgeschrieben sind. Für Steckdosenstromkreise mit Bemessungsströmen bis 32 A müssen generell RCDs mit einem Bemessungsdifferenzstrom IΔn nicht größer als 30 mA vorgesehen werden. Für Stromkreise mit höheren Bemessungsströmen darf auf RCDs mit Bemessungsdifferenzströmen IΔn nicht größer als 500 mA zurückgegriffen werden.
Wirkprinzip
RCDs erkennen elektrische Fehler, indem sie die Ströme vergleichen, die zum Verbraucher hin und wieder zurück fließen. Weichen diese Ströme um einen bestimmten Betrag (Bemessungsdifferenzstrom) voneinander ab, muss ein Fehler vorliegen. Die RCD löst spätestens bei Erreichen des Bemessungsdifferenzstroms aus und schaltet den betroffenen Stromkreis allpolig von der Stromversorgung ab.
Das in der RCD Typ A verwendete alleinige Erfassungsprinzip (Stromwandler) benötigt zum Erkennen des Fehlerstroms den elektrischen Nulldurchgang (Wechselfehlerstrom) oder wenigstens das periodische Erreichen dieses Nullpunktes (pulsierender Gleichfehlerstrom). Bei den zum Zeitpunkt der Entwicklung der RCDs Typ A betriebenen elektrischen Verbrauchern wie Motoren, Trafos und Glühlampen war das ausreichend, denn es konnten auch nur die oben genannten Fehlerströme auftreten.
Heute, im Zeitalter der Elektronik, ist das völlig anders. Mittlerweile werden sehr viele elektrische Betriebsmittel aus Kosten-, Funktions- oder Komfortgründen elektronisch angesteuert und betrieben.
Dabei wird aus dem ankommenden Wechselstrom durch Gleichrichterbrücken ein Gleichstrom erzeugt.
Dieser Gleichstrom wird weiter „verarbeitet“ und häufig durch elektronische Schaltungen „neuer“ Wechselstrom hergestellt, welcher dann eine andere Frequenz aufweisen kann. Damit lassen sich relativ einfach und kostengünstig Drehzahl- oder Leistungsregelungen von Maschinen und Anlagen ermöglichen.
Diese „frequenzgesteuerten Antriebe“ sind z. B. in Kranen, Pumpen, Lüftern, Verdichtern, Seilsägen oder Rüttlern zu finden. Durch die eingebaute Elektronik können mehrphasig betriebene elektronische Betriebsmittel aber im Fehlerfall (siehe Bild unten) einen Fehlerstrom, der keinen Nulldurchgang hat, einen sogenannten Gleichfehlerstrom, erzeugen. Das alles klingt kompliziert – und ist es auch.
Im Hinblick auf Personensicherheit problematisch ist auch die gemischte Anwendung von herkömmlichen und modernen, elektronisch gesteuerten Betriebsmitteln. Es können Situationen entstehen, in denen herkömmliche RCDs vom Typ A auch elektrische Wechselfehlerströme nicht oder nicht mehr rechtzeitig erkennen können. So werden sie durch einen Gleichfehlerstrom gegenüber einem herkömmlichen 50-Hz-Fehler „blind“.