Lohnender Einsatz

In Eigeninitiative sorgten Beschäftigte und Auszubildende eines westfälischen Metallwerks dafür, dass die Arbeit an Bolzenschweißanlagen erheblich sicherer und leiser wurde. Diesen Einsatz belohnte die BG ETEM mit einer Zuwendung.
Umbau von Bolzenschweißanlagen

Für die neue Arbeitsumgebung prämiert (v.ln.r.): Peter Burlage, Justin Wissen, Dominik Köhne, Cedric Schürmann, Tim Kestermann, Egbert Flück (HUPFER GmbH) und Ines Burchardt (BG ETEM)

Für die neue Arbeitsumgebung prämiert (v.ln.r.): Peter Burlage, Justin Wissen, Dominik Köhne, Cedric Schürmann, Tim Kestermann, Egbert Flück (HUPFER GmbH) und Ines Burchardt (BG ETEM)

Eine offenere und in Flussrichtung angelegte Fertigung sollte bei der HUPFER® Metallwerke GmbH & Co. KG in Coesfeld entstehen. Für die Neustrukturierung wurden Maschinen und Arbeitsbereiche innerhalb der Werkshalle umgestellt. Alle raumtrennenden Regale waren demontiert und an zentralen Stellen wieder aufgebaut worden. Der Geräuschpegel in der Halle war auffallend gestiegen. Orientierende Lärmmessungen der Fachkraft für Arbeitssicherheit bestätigten dies.

Bolzenschweißanlage vor dem Umbau

Bolzenschweißanlage vor dem Umbau

Als bedeutende Lärmquellen identifizierten Belegschaft und Betriebsleitung die Bolzenschweißmaschinen. Der Knall der Spitzenhubzündung beim Schweißvorgang erreicht einen Schallpegelwert von LpCPeak = 132,0 dB. Für die Bedienperson wurde ein Tagesexpositionspegel von LEX,8h = 85,3 dB(A) ermittelt. Der obere Auslösewert gemäß Lärm-Vibrations-Arbeitsschutzverordnung war damit überschritten, sodass Lärmschutzmaßnahmen erforderlich wurden.

 Bolzenschweißanlage: Optische Strahlung durch Lichtbogen

Optische Strahlung durch Lichtbogen

Bolzenschweißanlage: Spritzer bei der Spitzenhubzündung

Spritzer bei der Spitzenhubzündung

Peter Burlage, Ausbildungsleiter und angehende Fachkraft für Arbeitssicherheit, nahm diese Situation zum Anlass, alle Gefährdungen an der Anlage systematisch zu betrachten. So erkannte er noch weiteren Handlungsbedarf für Schutzmaßnahmen: Der Bediener trug am Arbeitsplatz zwar Gehörschutz und war durch eine Umzäunung und einen Lichtvorhang vor mechanischen und elektrischen Gefahrstellen geschützt. Kein ausreichender Schutz bestand jedoch gegenüber

  • herumfliegenden Schweißspritzern, die Augen und Haut gefährden,
  • Schweißrauchemissionen, welche eingeatmet werden können,
  • der UV-Strahlung des Lichtbogens, die Augen und Haut schädigen kann.

Was die Beteiligung der Beschäftigten bringt:

  • Nutzen von Kenntnissen und Erfahrung der operativen Fachleute

  • Praxistaugliche Lösungen

  • „Gefragt werden“ ist Wertschätzung

  • Höhere Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen

  • Sinnhaftes Erleben von Arbeit

  • Höhere Verbindlichkeit und Akzeptanz für Schutzmaßnahmen

  • Frühzeitiges Erkennen von Problemen

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Schalldämmende Einhausung

Als angehender Arbeitssicherheitsexperte kam Peter Burlage zu dem Schluss, dass eine schalldämpfende Einhausung der Anlage mit integrierter Absaugeinrichtung sowohl die Lärmemission stark reduzieren als auch alle anderen Gefährdungen beseitigen bzw. minimieren könnte.

Er überzeugte den Betriebsleiter von seiner Idee und erstellte zusammen mit einem Konstrukteur – nach Abstimmung mit dem Abteilungsverantwortlichen – ein Konzept. Dabei wurde auch die Machbarkeit geprüft und der interne Eigenbau geplant. Zudem brachten die Bediener bei der Gestaltung der Einhausung wertvolle Hinweise ein.

Drei Auszubildende stellten in der betriebseigenen Ausbildungswerkstatt die Teile des Gehäuses nach den Konstruktionsvorgaben her. Sie waren auch dafür zuständig, die Einhausung an der Bolzenschweißanlage zu montieren und setzten dabei noch kleine Änderungswünsche der Bediener um. Eine Elektrofachkraft sorgte für die erforderlichen elektrischen Anschlüsse.

Bolzenschweißeinhait mit Magazinen

Bolzenschweißeinhait mit Magazinen

Die Pluspunkte nach dem Umbau:

  1. Lärmschutz

    Durch die schalldichte und mit Schaumstoff und Lochblech ausgekleidete Einhausung wurde der durchschnittliche Lärmpegel um ca. 15 dB(A) gesenkt (Ergebnis der Orientierungsmessung direkt vor der Schiebetür).

  2. Schutz vor Schweißspritzern

    Die verriegelte Einhausung schützt die Bediener zuverlässig vor Schweißspritzern. Auf das Tragen einer Schutzbrille kann verzichtet werden.

  3. Minimierung von Schweißrauchemissionen

    Durch Einhausung und Erfassung der Schweißrauche durch eine mobile Absauganlage ist die inhalative Belastung der Bediener und weiterer Beschäftigter im Umfeld minimiert worden. Nach erfolgtem Anschluss der Abluftanlage ist mit einer weiteren Verringerung zu rechnen.

  4. Schutz vor UV­Strahlung des Lichtbogens

    Bei geschlossener Tür dringt keine Strahlung mehr in den Arbeitsbereich von Beschäftigten

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Das Ergebnis kann sich sehen lassen – auch optisch. Die wesentlichen Verbesserungen:

  • Die vertikale Schiebetürkonstruktion in Tischhöhe beeinträchtigt den Arbeitsablauf vergleichsweise wenig.
  • Die Bolzenmagazine wurden leicht erreichbar integriert.
  • Der Schweißvorgang kann nur bei geschlossener Tür ausgelöst werden.

Bolzenschweißanlage nach dem Umbau: Geschlossene Einhausung mit Sichtfenster

Nach dem Umbau: Geschlossene Einhausung mit Sichtfenster

Fazit: Der Umbau war eine gut investierte umfassende Schutzmaßnahme, die gleichzeitig ergonomische Aspekte und die Bedienbarkeit berücksichtigte und von den Bedienern deshalb sehr begrüßt wurde. Das erfolgreiche Konzept wurde inzwischen an einer weiteren Bolzenschweißanlage umgesetzt. An beiden Anlagen werden in Kürze noch die vorgesehenen Absauganlagen mit Fortluft installiert.

Für den besonderen und erfolgreichen Einsatz aller Beteiligten regte die zuständige Aufsichtsperson eine Belohnung an. Die Honorierung der BG ETEM in Form von Geldprämien soll aber auch anderen Beschäftigten zeigen, dass es sich gleich mehrfach lohnen kann, Ideen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Betrieb einzubringen und umzusetzen.

Ines Burchardt

Informationen zur Beteiligung von Beschäftigten unter www.bgetem.de

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