Die unterschätzte GefahrIn Biogasanlagen kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Unfallschwerpunkte sind in erster Linie bei Instandhaltungsarbeiten, Arbeiten auf erhöht liegenden Arbeitsplätzen oder unter Erdgleiche – zum Beispiel in Vorgruben – auszumachen.https://etem.bgetem.de/1.2018/etem/die-unterschaetzte-gefahrhttps://etem.bgetem.de/@@site-logo/logo_etem_magazin.png
Die unterschätzte Gefahr
In Biogasanlagen kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Unfallschwerpunkte sind in erster Linie bei Instandhaltungsarbeiten, Arbeiten auf erhöht liegenden Arbeitsplätzen oder unter Erdgleiche – zum Beispiel in Vorgruben – auszumachen.
Unfälle mit Feststoffeinträgen in Biogasanlagen
Abb. 1: Sicherer Aufstieg
In den vergangenen Jahren kam es bei Arbeiten in Feststoffeintragssystemen im Zuständigkeitsbereich der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) mehrfach zu tragischen Unfällen mit Todesfolge:
Ein Unfallopfer stürzte in einen versenkten Feststoffdosierer und wurde von der Förderschnecke erfasst und eingezogen.
Durch eine Revisionsklappe stieg ein Unfallopfer in den Feststoffdosierer. Die Zerkleinerungswerkzeuge liefen automatisch an.
Beim Versuch, eine Verstopfung in der Anlage mit einer Mistgabel zu beseitigen, stürzte ein weiteres Unfallopfer von einer den Feststoffdosierer umfassenden Mauer in den Feststoffeintrag und wurde eingezogen.
Die Unfallursachen sind vielfältig. Offensichtlich ist jedoch, dass in vielen Fällen die Gefahr unterschätzt wird, die von sich drehenden Anlagen und Anlagenteilen ausgeht, und wichtige Schutzmaßnahmen nicht eingehalten werden.
Abb. 2: Feststoffdosierer mit Brückenbrechern
Übersicht über das Schutzmaßnahmenkonzept
Ein Risikofaktor ist die Abschaltung der Einbringtechnik, wenn diese lediglich über die SPS (speicher-programmierbare Steuerung) erfolgt. Ähnlich wie die Abschaltung durch den Not-Aus-Schalter ist diese Maßnahme kein vollkommener Schutz vor einem Wiederanlaufen der Anlage. Daher sind bei der Abschaltung mindestens folgende Maßnahmen zu beachten:
Allpoliges Abschalten der Anlage
Sicherung gegen Wiedereinschalten (z.B. mit einem gesicherten Schalter)
Prüfung auf Spannungsfreiheit. Bei Wartungsarbeiten am Feststoffdosierer ist es trotz aller Vorkehrungen von großer Bedeutung, dass die Arbeiten niemals in Alleinarbeit, sondern immer mindestens zu zweit stattfinden. So können im Notfall die entsprechenden Maßnahmen unmittelbar veranlasst werden.
Unfälle durch das Stürzen von Leitern zählen zu den häufigsten Arbeitsunfällen in Biogasanlagen. Auch bei Wartungsarbeiten am Feststoffdosierer werden meist Leitern verwendet. Hier ist es besonders wichtig, keine ungeeigneten oder beschädigten Leitern zu verwenden. Die Beschäftigten an der Anlage müssen darauf achten, dass die Leiter gegen seitliches Umkippen oder Wegrutschen gesichert ist und nach der Arbeit umgehend entfernt wird. Besser sind fest angebrachte oder verschiebbare Treppenpodeste mit entsprechendem Geländer. Besondere Aufmerksamkeit ist während des Übersteigens des Behälterrandes des Feststoffdosierers geboten.
Abb. 3: Sicherung eines unter Erdgleiche betriebenen Feststoffdosierers gegen Hineinstürzen
Vorsichtsmaßnahmen bei Arbeiten am/im Feststoffdosierer
Mitarbeiter bzw. Familienangehörige müssen unterwiesen sein.
Vor dem Einsteigen muss durch Freimessen sichergestellt werden, dass sich im Behälter keine gefährlichen Gase angesammelt haben (z. B. Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff oder Methan).
Die Beschäftigten müssen robuste Arbeitskleidung, Sicherheitsschuhe sowie Handschuhe mit Stech- und Schnittschutz tragen.
Scharfe Teile müssen abgedeckt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Im Vorfeld der Arbeiten ist zu klären, wie Personen schnell aus dem Feststoffdosierer gerettet werden können.
Bevorzugt sollte ein fachkundiges und erfahrenes Instandhaltungsunternehmen mit der Arbeitsausführung beauftragt werden.