Schnittverletzungen: Drei Personen in roten T-Shirts mit FFP2-Maske bei Teambesprechung zum Einsatz von Sicherheitsmessern in Fabrikhalle.

Abb. 1: Dr. Anke van Heijst (links) und Florian Sylvester (rechts) vom Fotodienstleister Cewe in Oldenburg besprechen mit Marion von der Heide (Mitte) den Einsatz von Sicherheitsmessern.

Bei der Herstellung und der Weiterverarbeitung von Druckerzeugnissen kommt es bei Unfällen am häufigsten zu Verletzungen im Handbereich.

Aufgrund der zahlreichen manuellen Tätigkeiten, wie Anlegen und Abnehmen von Druckerzeugnissen, Einrichten und Umrüsten von Druckmaschinen, aber auch bei der Vielzahl manueller Fertigungstechniken ist das naheliegend. Auch die Tatsache, dass Papierkanten leicht in die Haut einschneiden können, dürfte jedem aus der Branche durch eigene Erfahrungen bewusst sein.

Auffällig ist darüber hinaus der hohe Anteil an Verletzungen, die bei Schneidearbeiten im Umgang mit Messern verursacht werden.

Typische Unfallschwerpunkte

Die Unfallanzeigen aus dem Bereich Druck und Papierverarbeitung dokumentieren immer wieder vergleichbare Muster, nach denen Unfälle ablaufen, die zu einer Schnittverletzung führen.

Und es zeigt sich, dass es bei bestimmten Tätigkeiten häufiger zu Schnittverletzungen kommt als bei anderen. Typischerweise sind dies Aufgaben, die neben den eigentlichen Produktionsprozessen anfallen.

„Messer, Abrutschen, linke Hand, Verletzung.“

Diese Begriffe finden sich sehr häufig in den Unfallanzeigen. Typischerweise handelt es sich um eine Tätigkeit mit einem Cuttermesser mit variabel ausfahrbarer und dann feststehender Klinge. Es wird mit einer Hand geführt. Rutscht man ab, wird meist die andere Hand verletzt.

Das geschieht häufig bei vorbereitenden Tätigkeiten – beim Auspacken von Paletten oder beim Aufschneiden von Verpackungen und Umreifungsbändern. Auch Nacharbeiten wie das Abtrennen von überschüssigem Material an der Maschine oder das Zerkleinern von Karton und Pappe zur Entsorgung werden in den Unfallanzeigen häufig genannt.

Eine weitere Unfallgefahr birgt offensichtlich das Vor- und Nachbereiten von Papier- und Folienrollenmaterial. Hier sind zum einen das Auspacken und Vorbereiten von Papierrollen im Rollenrotationsdruck und auch das Entfernen von restlichen Lagen Papier oder Folie von den Resthülsen als Unfallschwerpunkte zu nennen.

Doch auch beim eigentlichen Produktionsprozess wie der manuellen Druckweiterverarbeitung, dem Buchbinden oder dem Zuschneiden von Folien und Aufklebern kommt es zu Schnittverletzungen.

Und nicht zuletzt: Unbewusstes Hineingreifen in eine offenstehende Klinge führt zu teils schweren Verletzungen.

Schutzmaßnahmen: Das richtige Messer auswählen

Cuttermesser sind preisgünstig und werden daher als beliebte Allroundmesser vielfältig eingesetzt, die Kehrseite sind die häufigen Verletzungen.

Viele Betriebe aus der Branche sind hier bereits einen Schritt weiter und setzen auf Spezialmesser, die für eine höhere Sicherheit sorgen.

Diese Erfahrungen haben auch Dr. Anke van Heijst und Florian Sylvester, Fachkräfte für Arbeitssicherheit bei CEWE Stiftung & Co. KGaA, gemacht. Die Abteilung Arbeitssicherheit des Druckspezialisten für Fotobücher hatte durch eine systematische Betrachtung der Verbandbucheinträge einen deutlichen Unfallschwerpunkt identifiziert: „Nahezu ein Fünftel der Schnittverletzungen waren auf den Umgang mit Cuttermessern zurückzuführen.“

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden daraufhin verschiedene Sicherheitsmesser zur Verfügung gestellt: „Das Messer sollte vor allem gut in der Hand liegen und auf die jeweilige Aufgabe abgestimmt sein“, sagt Dr. Anke van Heijst. Daher wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Auswahl der Messer beteiligt und die Cuttermesser an verschiedenen Arbeitsplätzen Schritt für Schritt ersetzt (Abb. 1).

Durch den bewussten Einsatz der Sicherheitsmesser konnte so der Anteil an Schnittverletzungen mit dem Messer deutlich auf etwa drei bis vier Prozent verringert werden.

Tätigkeiten festlegen

Sind für die verschiedenen Aufgaben geeignete Messer gefunden, kann es hilfreich sein, in einem Messerplan die unterschiedlichen Einsatzzwecke zusammenzufassen.

Diesen Weg geht auch die Firma Berry Superfos Bremervörde Print GmbH, die sich auf den Druck von Folienmaterial für Lebensmittelverpackungen spezialisiert hat. „Für jede Abteilung ist im Messerplan vermerkt, welches Messer für welche Tätigkeit eingesetzt werden darf", sagt Thorsten Reck, Fachkraft für Arbeitssicherheit. „Wir setzen ganz klar auf Sicherheitsmesser und dies in Kombination mit der Nutzung von Schnittschutzhandschuhen.“ (Abb. 2)

Auf diese Weise wird auch dem erhöhten Risiko bei Schneidearbeiten an Folienrollen begegnet. In der Druckerei kann so mittlerweile auf eine 11-jährige Zeit ohne einen meldepflichtigen Unfall zurückgeblickt werden.

Schnittverletzungen: Zwei Männer mit Mundschutz stehen in zusammen, einer schreibt in einen Ordner, der andere hält ein Sicherheitsmesser.

Abb. 2: Thorsten Reck (links) im Gespräch mit Drucker Hartmut Wiechers, beide Beschäftigte bei der Berry Superfos Bremervörde Print GmbH.

Die beiden Beispiele zeigen, wie Betriebe den Gefahren im Umgang mit Messern in der Branche Druck und Papierverarbeitung begegnen. Durch Einbeziehen der Beschäftigten bei der Auswahl der Sicherheitsmesser wird die notwendige Praxistauglichkeit sichergestellt und auf diese Weise erfolgreich Unfälle verhindert.

Weitere Maßnahme: Schnittschutzhandschuhe

Ist bei besonders feinen Aufgaben, wie z. B. bei der Bearbeitung von Folien und Aufklebern in der Werbetechnik, der Einsatz von Sicherheitsmessern nur schwer möglich, können die Hände effektiv durch schnittfeste Handschuhe geschützt werden. Moderne Schnittschutzhandschuhe ermöglichen ein feinfühliges Arbeiten bei gleichzeitigem Schutz.

Besonders bei schweren Schneidearbeiten, die ein kraftvolles Vorgehen erfordern, sind diese als zusätzliche Maßnahme zu empfehlen. Einen Überblick über geeignete Handschuhe gegen mechanische Gefährdungen finden Sie unter den folgenden Links.