Das Foto zeigt einen Mann, der in einem Auto sitzt und mit der rechten Hand das Navigationsgerät einstellt.

Geräte im Auto: Ablenkung im Straßenverkehr kann tödlich enden

Einige Szenen, wie sie sich täglich tausendfach auf deutschen Straßen abspielen: Ein Vater baut einen Unfall, weil er zur Kita hetzt, um seine kleine Tochter abzuholen. Eine Frau ist auf einer ihr unbekannten Strecke mit dem Motorrad auch deshalb zu schnell unterwegs, weil sie sich zwischendurch noch örtlich orientieren muss. Ein Paketbote diktiert eine Sprachnachricht in sein Smartphone und stolpert dabei.

Alle drei Situationen haben eines gemeinsam: Die Fahrer sind gedanklich abgelenkt und bringen damit sich und vielleicht auch andere in Gefahr.

Das Foto zeigt einen Mann, der im Auto sitzt und die Hände vor das Gesicht hält.

Müdigkeit am Steuer ist eine häufige Unfallursache

Etwa jeder sechste Unfall mit Verletzten oder Getöteten in Deutschland ist ein Unfall, bei dem der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat, ohne dass ein anderer daran beteiligt war. Mehr als ein Drittel der im Straßenverkehr Getöteten kam bei einem solchen Unfall ums Leben.

Ein Motorradfahrer überholt gerade einen anderen Motorradfahrer auf einer Landstraße.

Gefährliche Überholmanöver: Selbstüberschätzung kann bei Motorradfahrern zur Katastrophe führen

DVR startet Aktion

Den Unfallursachen geht der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) in der gemeinsamen Schwerpunktaktion mit den Unfallkassen und Berufsgenossenschaften jetzt auf den Grund. „Wo bist du gerade?“ heißt die Kampagne, die Gründe aufzeigen und Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sensibilisieren will.

Hier wird der Lenker eines Fahrrads gezeigt, gehalten von einem Radfahrer den man nicht sieht. Das Foto zeigt einen Radfahrer, der eine viel zu große Box auf dem Gepäckträger seines Fahrrads transportieren möchte. Das Bild zeigt eine junge Frau mit Fahrradhelm.

Szenen aus den Kampagnenvideos des DVR zeigen typische Situationen, die – sofort oder später – zu Unfällen im Straßenverkehr führen können.

„Die Gründe für Alleinunfälle sind vielfältig, lassen sich aber auf bestimmte Faktoren zurückführen“, weiß Kay Schulte, Referatsleiter Unfallprävention beim DVR. Die Hauptgründe für Unfälle sind Ablenkung (mit und ohne Nutzung eines Smartphones oder anderer Geräte), Unerfahrenheit (z. B. mit einem neuen Fahrzeug), Selbstüberschätzung (z. B. Wahl der Geschwindigkeit) und psychische Beanspruchungen und Belastungen, die dazu beitragen, dass man mit den Gedanken nicht mehr im Verkehr ist. „Der Titel ,Wo bist du gerade?‘ bringt dabei zum Ausdruck, dass man in all diesen Situationen nicht die volle Konzentration in der Verkehrssituation hat.“

Dieses Foto zeigt einen Mann, der gerade einer Frau den Schuh auszieht.

Stolpern mit Verletzungsfolge: Hetze und ungewohnte neue Schuhe vertragen sich nicht

Auf der Aktionswebsite www.wo-bist-du-gerade.de werden in kurzen Videos typische Situationen gezeigt, die zu Unfällen führen können. Außerdem gibt es Informationen und Begleitmaterialien wie Seminarunterlagen, Vortragsfolien oder Arbeitsblätter, mit denen Betriebe die Ursachen für Fahrunfälle bei ihren Beschäftigten thematisieren können.

Dabei sollen sich die Nutzer der Materialien unter anderem mit den Fragen auseinandersetzen, wie man die Gefahren beim Umstieg auf ein ungewohntes Fahrzeug vermeiden/verringern kann, wie sich psychische Belastung reduzieren oder die Belastbarkeit erhöhen lässt oder wie man das Gedankenkarussell stoppt.

Blindflug mit Smartphone

Studien mit Beobachtungs- und Simulatorfahrten belegen, dass die Smartphone-Nutzung mit häufigen Blickabwendungen vom verkehrsrelevanten Raum einhergeht, dass die Spurhaltung nachlässt und sich die Reaktionszeiten verlängern. Besonders beim Schreiben oder Lesen von Nachrichten oder beim Surfen im Netz wird der Blick so lange vom Verkehrsraum abgewendet, dass man weite Strecken „im Blindflug“ zurücklegt. Das ist ohnehin verboten.

Dieses Bild zeigt einen Mann, der eine Audionachricht aufs Handy spricht.

Wer aufs Smartphone achtet, verliert den Weg aus den Augen

„Bei jeder Tätigkeit, die Sie bei der Verkehrsteilnahme ,nebenher‘ ausführen wollen, sollten Sie sich fragen: Ist das nötig? Kann ich mir das in der jetzigen Verkehrssituation erlauben? Oder werde ich dadurch zu sehr abgelenkt?“ appelliert deshalb auch der DVR an die Nutzerinnen und Nutzer auf der Website.