Das Foto zeigt ein Papierlager. In Regalen lagert Papier und Pappe. Ein Stapelfahrer steht mit seinem Wagen vor einem Regal. In der Mitte stehen einige Maschinen. Auf der rechten Seite im Vordergrund stehen große Rollen, die verpackt sind.

Auch im Papierlager kommt es auf eine konstante Luftfeuchte an.

Papier ist ein hygroskopisches (wasseranziehendes) Material. Es wird so lange Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnehmen, bis es eine Gleichgewichtsfeuchte erreicht hat. Ist die Luft zu trocken, gibt das Papier einen Teil seines Wassergehalts an die Umgebungsluft ab.

Bei zu trockener oder zu feuchter Luft in der Druck- und papierverarbeitenden Industrie können prozesstechnische Probleme sowohl in der Druckvorstufe als auch beim Druck und in der Weiterverarbeitung auftreten. Deswegen ist eine Luftbefeuchtungsanlage in solchen Betrieben grundsätzlich technisch erforderlich.

Gesundheitsrisiko

Neben der Konditionierung der Arbeitsstoffe kann eine technische Luftbefeuchtung auch das Raumklima spürbar verändern. So kommt es z. B. bei Zerstäubungssystemen durch die dabei auftretende Verdunstungskälte zu einer Abkühlung – einer Kälteglocke – unterhalb des Befeuchters. Bei Verdampfern hingegen zu einer Erwärmung.

Derartige Kälte- oder Wärmeglocken können ein unangenehmes Temperaturempfinden bei Beschäftigten auslösen (lokale thermische Unbehaglichkeit), deren Arbeitsplätze sich in unmittelbarer Nähe der Befeuchtereinheit befinden. Wohlbefinden und Leistungsbereitschaft der Beschäftigten können also durch eine technische Luftbefeuchtung beeinflusst werden. Dies ist bei der Systemplanung und -auswahl zu berücksichtigen.

Neben diesen Befindlichkeitsstörungen können von unzureichend oder nicht gewarteten Luftbefeuchtern ernstzunehmende gesundheitliche Risiken ausgehen.

„Befeuchterlunge“

Anfang der Siebzigerjahre zeigten Beschäftigte in Druckereien Erkrankungen mit Atemnot, Husten und akutem Fieber mit Gliederschmerzen als berufsbedingte Erkrankung an. Die Symptome traten bei Arbeitsbeginn auf und klangen nach Arbeitsende wieder ab. Bei einigen Beschäftigten entwickelten sie sich im Laufe der Zeit zum Dauerzustand.

Schließlich mussten einige ihre berufliche Tätigkeit aufgeben. Nach eingehenden wissenschaftlichen Untersuchungen wurden verkeimte Luftbefeuchter – vorwiegend in Druckereibetrieben – als Ursache für diese Krankheit ermittelt. Mitte der Achtzigerjahre wurde die sogenannte Befeuchterlunge unter der Bezeichnung „BK 4201: Exogen-allergische Alveolitis“ als Berufskrankheit anerkannt.

Dieses Bild zeigt schemenheft einen Mann, der etwas mit der linken Hand trägt. Das Bild ist durch eine beschlagene Scheibe aufgenommen worden. Es geht um das Thema "Wasserqualität bei Luftbefeuchtern".

Die Wasserqualität von Luftbefeuchtern hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten

Anschaffung einer Anlage

Um Gesundheitsrisiken zu vermeiden, müssen bereits bei der Beschaffung der Anlage gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sein. Das betrifft z. B. technische Funktion und Leistung der Anlage. Daneben müssen die Anlagen auch den Arbeitsschutzvorschriften (z. B. Betriebssicherheitsverordnung, Arbeitsstättenverordnung) genügen. Zusätzliche Schutzmaßnahmen können anhand der Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung notwendig sein. Dies ist u. a. stark abhängig von verschiedenen Faktoren, wie dem Befeuchtungssystem, dem Wartungsaufwand und dem Einsatzbereich (z. B. Büroräume oder Drucksaal).

Die Auswahl an Luftbefeuchtungssystemen ist groß. Jede Anlage verlangt vom Betreiber sachgerechte Wartung und Reinigung. Wartungsaufwand und Wartungserfolg hinsichtlich langfristiger Funktions- und Hygienesicherheit sind wiederum abhängig von der Anlage.

Bei der Systemwahl kann ein Prüfzeichen einer akkreditierten Prüf- und Zertifizierungsstelle eine Entscheidungshilfe sein. Beispiele dafür sind die DGUV Test-Zeichen „Dezentrale Luftbefeuchtung – DGUV Test-geprüft“ und „Optimierte Luftbefeuchtung“.

Die Prüfung durch eine unabhängige, notifizierte Prüfstelle gibt dem Käufer/Betreiber die Gewissheit, dass die Luftbefeuchtungsanlage sowie die erforderlichen technischen Unterlagen den geltenden europäischen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Dies dokumentiert die Bescheinigung, die nach erfolgreicher Prüfung ausgestellt wird. Das Risiko von unter Umständen kostenintensiven Nachrüstungsforderungen von Aufsichtsbehörden aufgrund sicherheitstechnischer Defizite wird minimiert. Aber auch bei zertifizierten Anlagen ist es für den sicheren Betrieb erforderlich, die Anlage sachgerecht nach den betriebsspezifischen Gegebenheiten zu planen, zu installieren und zu warten.

Instandhaltung

Wie jedes technische Arbeitsmittel muss eine Befeuchtungsanlage regelmäßig gereinigt und gewartet werden. Denn nur bei sachgemäß und regelmäßig instandgehaltenen Befeuchtungseinrichtungen können Gesundheitsgefährdungen weitgehend minimiert werden.

In stehendem oder verunreinigtem Wasser können sich Mikroorganismen gut vermehren. Durch Luftbefeuchtungssysteme wie z. B. Zerstäuber kann derartig kontaminiertes Wasser als Aerosol mit hohen Keimkonzentrationen im Innenraum verteilt werden und in die Atemluft der Beschäftigten gelangen.

Alle Systeme, insbesondere solche mit offener Wasservorlage, benötigen daher eine regelmäßige Sichtprüfung und ggf. Reinigung bzw. Instandhaltung. Ziel der Reinigung ist es, die Keimbelastung des Befeuchterwassers so niedrig zu halten, dass von der Anlage keine Gesundheitsgefährdung ausgeht.

Hierzu muss ein betrieblicher Wartungsplan aufgestellt werden, der folgende Punkte beinhaltet.

  • Benennen des betrieblichen Reinigungspersonals: Diese Mitarbeiter müssen für die Reinigungsarbeiten fachgerecht ausgebildet werden (Erwerb der Fachkunde).
  • Festlegen der Reinigungsintervalle: Die Wartungsintervalle können für verschiedene Luftbefeuchter unterschiedlich sein. In mit Staub belasteten Räumen (z. B. im Drucksaal, wo Papierstaub und Druckbestäubungspuder vorhandensind) kann unter Umständen eine wöchentliche Reinigung erforderlich sein. Daher sind allgemeine Angaben zu Reinigungszeiten nicht möglich.
  • Reinigungsanweisung: Die genaue Vorgehensweise der Reinigungsarbeiten muss schriftlich festgelegt werden, damit jeder fachkundige Beschäftigte die Arbeit sachgerecht durchführen kann.
  • Wartungsbuch: Die Reinigungsarbeiten müssen in einem Wartungsbuch dokumentiert werden. In dem Buch werden u. a. die Termine der durchgeführten Arbeiten, verwendete Reinigungs- bzw. Desinfektionsmittel und die Ergebnisse der Überprüfungen der Keimbelastung, z. B. mittels Dip-Slides, dokumentiert.

Grundreinigung

Haben bisher keine regelmäßigen Reinigungen, Hygienekontrollen und/oder Hygieneinspektionen stattgefunden, beginnt man am besten mit einer Grundreinigung. Dabei wird der Luftbefeuchter nach Herstellerangaben intensiv gereinigt und je nach Bedarf auch desinfiziert. Nach einer Desinfektion muss die Anlage gut gespült werden, damit keine Desinfektionsmittel in die Atemluft gelangen können. Während der Reinigungsarbeiten müssen Chemikalienschutzhandschuhe, Schutzbrille sowie ggf. eine Atemschutzmaske FFP2 zur Verfügung gestellt und benutzt werden.

Instandhaltungspersonal

Für eine hygienisch einwandfreie Planung, Errichtung, Instandhaltung, Hygienekontrolle und Hygieneinspektion von Befeuchtungsanlagen sind neben umfangreichen Kenntnissen über die Funktion und Wirkung der Anlagen Kenntnisse der Hygiene und Mikrobiologie sowie praktische Erfahrungen im Umgang damit notwendig. Hierfür gibt es unterschiedliche Qualifizierungskategorien gemäß der Richtlinie VDI 6022.

Die Wartungsarbeiten dürfen nur von Personen ausgeführt werden, die fachkundig sind. Die Anforderungen an die Fachkunde sind abhängig von der Art der Aufgabe. Zu den Anforderungen zählen eine entsprechende Berufsausbildung, Berufserfahrung oder eine zeitnah ausgeübte berufliche Tätigkeit. Die Fachkenntnisse sind durch Teilnahme an Schulungen auf aktuellem Stand zu halten. Es gibt Seminare, in denen Wartungspersonal für Raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) bzw. dezentrale Luftbefeuchtungsanlagen ausgebildet wird.

  • Für einfache Kontroll- und Reinigungstätigkeiten, wie Sichtprüfung und Probenahme im Befeuchterwasser, reicht eine Ausbildung gemäß VDI 6022 Blatt 1 oder 6 Kategorie WKT (für dezentrale Befeuchter).
  • Für die Hygiene(erst)inspektion muss das Personal mindestens gemäß VDI 6022 Blatt 1 Kategorie A geschult sein. Die BG ETEM bietet Seminare aller Kategorien.

Fazit

Eine Luftbefeuchtungsanlage ist in Druckereien und in der papierverarbeitenden Industrie ein oft notwendiges technisches Arbeitsmittel. Dieses muss fachkundig geplant, betrieben und insbesondere instandgehalten werden. Der Anschaffungspreis darf auf keinen Fall einziges Kaufkriterium sein. Zur Investitionsentscheidung empfiehlt es sich, einen Betriebskostenvergleich der infrage kommenden Systeme aufzustellen. Neben der Anschaffung sind Ausgaben für Energie, Wartung und Verbrauchsstoffe ebenfalls zu berücksichtigen.

 

Lan Zhao