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Gemeinsam mit ihren Mitgliedsbetrieben entwickelt die BG ETEM Angebote, mit denen Betriebe Sicherheit und Gesundheit im Rahmen der Unternehmenskultur zum Thema machen können. Der erste Schritt: hinschauen und zuhören.
Im Auftrag der BG ETEM hat das Center for Responsible Research and Innovation des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in fünf Mitgliedsunternehmen 40 Interviews geführt, um zu erfahren, wie es dort um die Präventionskultur bestellt ist.
Psychische Belastung
Wirtschaftlicher Druck und die damit einhergehende Angst der Mitarbeitenden vor Arbeitsplatzverlust führen, wie die Befragung gezeigt hat, zu psychischen Belastungen und Erkrankungen. Längere Ausfallzeiten der Beschäftigten sind infolgedessen keine Seltenheit. Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung psychischer Fehlbelastungen sind in den meisten der befragten Betriebe nicht etabliert. Stattdessen wird die Ursache für psychisch bedingte Ausfälle fast ausnahmslos dem Privatleben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugeschrieben.
Dass sich eine hohe Arbeitsbelastung oder Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes negativ auf die psychische Gesundheit auswirken kann, wird häufig nicht gesehen. So werden psychische Belastungen bei Gefährdungsbeurteilungen nur selten berücksichtigt, da die Chancen, die in der Gestaltung gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen liegen, nicht gesehen werden.
Soziales Klima
Auch das soziale Klima im Betrieb spielt für die individuelle psychische Belastung eine wichtige Rolle. Die Interviews zeichnen ein widersprüchliches Bild: Während das kollegiale Miteinander innerhalb einzelner Organisationseinheiten häufig als sehr gut beschrieben wird, ist die Wahrnehmung des allgemeinen Betriebsklimas oft deutlich negativer.
Durch eine Verschärfung des Wettbewerbs sind Zeit- und Finanzdruck für viele Mitarbeitende spürbarer geworden. Während des Normalbetriebs werden in den befragten Unternehmen selten Überstunden gefordert. Allerdings kommen sie bei den nicht selten auftretenden Auftragsspitzen oder gegen Projektende häufig unerwartet.
Führungskräfte können viel erreichen, wenn sie über bevorstehende Arbeitsspitzen frühzeitig informieren. Hintergrundinformationen erleichtern es Beschäftigten zudem, wirtschaftliche Notwendigkeiten zu erkennen und mitzutragen.
Der Stress, der durch Überstunden entsteht, führt ansonsten schnell zu einer Verschlechterung des Arbeitsklimas. Arbeitszeitkonten sowie ein Freizeitausgleich von Überstunden sind zwar üblich, aber andere entlastende, flexible Arbeitszeitmodelle (z. B. Teilzeitarbeit, Gleitzeit, Home Office) bleiben in der Regel Beschäftigten mit Bürotätigkeiten vorbehalten.