Die digitale Transformation ist keine Zukunftsvision aus dem Silicon Valley. Sie findet hier und heute statt. Wir alle haben ein Smartphone in der Tasche. Es ist normal, immer und überall erreichbar zu sein. Die Automatisierung der Wertschöpfungskette durch künstliche Intelligenz (KI) verändert unser Wirtschaftssystem radikal. In großen und kleinen Unternehmen werden Digitalisierungsprozesse geplant und umgesetzt. Sie kommen selten als Umsturz. Es ist ein fortlaufender, dynamischer Veränderungsprozess, der zwar durch digitale Technologien getrieben wird, sich aber auf allen Betriebsebenen auswirkt. Das betrifft auch Fragen der Führung, Kooperation und Unternehmenskultur.
Herausforderungen begegnen
Wenn früher zwischen strategischer Zielsetzung, Planung und Umsetzung lange Zeiträume verstreichen konnten, so ist durch die globale Vernetzung eine schnelle Umsetzung von Entscheidungen erforderlich. Zeit zu verlieren, heißt oft, vom Markt verdrängt zu werden. Anpassungsprozesse, wie die Suche nach qualifiziertem Personal, müssen so kurz wie möglich gehalten werden. Am besten, das vorhandene Personal erweist sich als flexibel genug und wirkt bei der Umsetzung der Neuerungen aktiv mit.
Damit rücken Beschäftigte in den Fokus, die für Führungskräfte eine Herausforderung sein können. Denn kompetente, wissbegierige, kommunikative, lösungsorientierte Teamplayer haben hohe Erwartungen: Sie wünschen sich Handlungs- und Gestaltungsspielräume, gute Entwicklungsmöglichkeiten, Zeitsouveränität und nachvollziehbare Entscheidungen. Werden ihre Erwartungen nicht erfüllt, sind sie bereit, den Arbeitgeber zu wechseln. Da reicht es nicht, Entscheidungen gut zu verkaufen. Nur eine echte Beteiligung an Veränderungsprozessen kann die Erwartungen befriedigen. Das sollte nicht dazu führen, dass man sich in endlosen Debatten verstrickt. Sondern transparente und faire Prozesse, eine klare Rollenklärung und eine offene Kommunikation müssen selbstverständlich werden.
Chancen nutzen
Die digitale Transformation verändert die Arbeitswelt radikal: Selbstlernende Algorithmen und die parallele Analyse großer Datenmengen erlauben es KI-Anwendungen, sich dem Menschen situativ anzupassen und in enger Zusammenarbeit mit ihm eine Vielzahl komplexer Aufgaben zu bewältigen. Dabei lösen diese Systeme allerdings bei manchen Mitarbeitern einen hohen Qualifikationsdruck und gegebenenfalls ein Gefühl der Überforderung aus.
Die Digitalisierung ermöglicht neue Möglichkeiten zur Teilhabe an Arbeit. Zum Beispiel können Defizite aufgrund körperlicher oder sensorischer Einschränkungen mithilfe von Assistenzsystemen kompensiert werden (u. a. auch für ältere Beschäftigte). Viele Tätigkeiten können ortsunabhängig durchgeführt werden.
Andererseits kann es zu einer Ausgrenzung von Menschen ohne Zugang zu IT-Kompetenzen oder zu einer Dequalifzierung z. B. durch Abnahme der Bedeutung von Erfahrungswissen oder Übernahme von Problemlösungen durch künstliche Intelligenz (KI) kommen (BMAS 2017, 80).
Führung erfüllt hier eine wichtige Rolle als Vermittler zwischen dem technischen und dem sozialen Teilsystem. Dabei liegt die zentrale Herausforderung für sie darin, Entscheidungen zur Gestaltung der Arbeit partizipativ herbeizuführen und umzusetzen. Ob es gelingt, hängt nicht nur von der Kompetenz der Führungskraft ab.