Führungskräfte sind einer größeren Vielfalt von Belastungsfaktoren ausgesetzt. Sie werden deutlich häufiger mit schwierigen Entscheidungen konfrontiert. Erfahrungen, Menschenkenntnis und ein „dickes Fell“ sind zwar eine gute Voraussetzung, um Probleme zu lösen, sie schützen aber nicht vor seelischen oder körperlichen Beanspruchungen.
Führungskräfte sind in der Regel nicht problemlos zu ersetzen; der Erfolg des Unternehmens hängt nicht selten direkt von ihrer Leistungsfähigkeit ab. Ihr Wagemut, ihre Neugier, Kreativität, Diplomatie und ihre Entscheidungsfreudigkeit sind Werte, die – auch wenn sie nicht in der Bilanz auftauchen – die Zukunft des Unternehmens bestimmen. Viele Projekte scheitern, wenn entscheidende Personen ausfallen.
Daher betreiben viele Unternehmen einen großen Aufwand, um die Gesundheit der Führungskräfte zu fördern. Es gibt verschiedene Ansätze, um Gesundheitskompetenz gezielt aufzubauen. Dazu gehören beispielsweise Gesundheits- Check-ups, spezielle gesundheitsbezogene Qualifizierungsangebote oder Gesundheitscoachings.
»Mit unseren Smartphones sind wir inzwischen in der Lage, mit allem und jedem in Kontakt zu treten. Wir laufen jedoch Gefahr, niemals in Kontakt mit uns selbst zu sein.«
Jon Kabat-Zinn, Achtsamkeitsforscher
Achtsamkeit trainieren
Als relativ neuer Ansatz können Achtsamkeitstrainings gelten. Sie verbinden Gesundheitswissen, Techniken zur Entspannung und Stressbewältigung mit Elementen der Selbstreflexion. Der Erfolg setzt ein hohes Maß an Selbstverantwortung voraus für die regelmäßige Übung und Bearbeitung von Reflexionsaufgaben. Liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Achtsamkeit am Arbeitsplatz, wird in besonderem Maße Führungskompetenz entwickelt. Neben dem Aufbau eigener Gesundheitskompetenz kann das Führungsverhalten in Bezug auf die Stärkung organisatorischer und sozialer Ressourcen der Mitarbeiter beziehungsweise die Präventionskultur im Unternehmen in die Reflexion mit einbezogen werden.
Eines der am besten erforschten Achtsamkeitsprogramme ist Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR), also Stressbewältigung durch Achtsamkeit, entwickelt von Jon Kabat-Zinn. Es verbindet Meditationsformen mit Wurzeln im Buddhismus mit Elementen der kognitiven Psychologie. Alle Übungen sind frei von religiösen oder esoterischen Formen. Auf der Suche nach Ausgleich, Entschleunigung und Weiterentwicklung des eigenen Führungspotenzials ermöglicht Achtsamkeit die Reflexion der eigenen Haltung und Rolle als Vorbild, das Erleben von Sinnhaftigkeit, Klarheit und Authentizität und die Stärkung von Gelassenheit und innerer Balance.
Die bewusst geübte Ausrichtung auf das eigene Erleben in Bezug auf Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen hilft inmitten des permanenten Versuchs von Multitasking, häufiger Unterbrechung und Informationsflut, wieder Verbindung mit sich selbst zu finden. Eine Übung, die sich auch für Kurzpausen im Arbeitsalltag eignet, ist das achtsame Innehalten: Innehalten, Wahrnehmen von Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen. Die Verbindung mit aktuellen Körpersignalen schafft Chancen zum Ausbalancieren des autonomen vegetativen Systems.